Obskures Hobby zu verschenken

Habe mir am Wochenende ein obskures Hobby ausgedacht: Geldabhebungen sammeln.

So ähnlich, wie Groundhopper möglichst viele Fußballstadien besuchen, können Geldautomaten-Hopper versuchen, möglichst viele Geldautomaten abzuklappern. Als Beweis für Abhebungen gelten die Kontoauszüge. Die kann man hinterher tauschen, so in der Art von „Biete 100 Euro Abhebung in Hamburg, suche 50 Euro Abhebung in Darmstadt“. Ich stelle mir ältere, leicht muffig riechende Männer auf Sammlerbörsen vor, die ihre Schätze in Klarsichtfolien aufbewahren, diese in Ordner heften. Am Anfang ist es vielleicht schwer, genug Interessierte für eine solche Sammlerbörse zu finden, doch das wird sich mit der Zeit geben, wenn erstmal genug Sammler infiziert sind.

Besonderen Respekt bei solchen Zusammenkünften ernten diejenigen, die ganze Serien vorweisen können. So eine Serie von Abhebungen wäre es, die einer Sammlung besonderen Schmuck verleiht: Alle Haspa-Geldautomaten an zwei Tagen abzuklappern und überall 10 Euro abzuheben, wäre doch für einen Gelautomaten-Hopper eine echte Herausforderung (Ich würde ja einen Automaten pro Filiale gelten lassen, es muss nicht jeder einzelne Automat sein). Oder auf einem Blatt jeweils eine Abhebung vom nördlichsten und vom südlichsten Geldautomaten der Republik. Die Möglichkeiten scheinen endlos.

Ich habe selbst kein Interesse an diesem Hobby, bin aber sicher, dass es im Internet genug Spinner vielleicht einen exzentrischen Leser gibt, der Spaß an sowas hätte. Zweifel? Ha, ein Freund von mir hat als Teenager mit Begeisterung die kleinen Aufkleber gesammelt, mit der die Obst-Industrie ihre Produkte versieht. Er hatte eine beeindruckende Sammlung, sorgfältig aufgeklebt in ein Vokabelheft. Oder der andere Freund, der Kotztüten aus Fluzeugen sammelte. Oder immer noch sammelt? Muss ihn bei Gelegenheit mal fragen. Ich selbst kann keine alten Kinokarten wegwerfen: hunderte Karten dokumentieren meine Filmbesuche (aber ich gehe nicht auf Sammlerbörsen — wobei: meine „The Two Towers“ Karte aus dem Premierenkino in Wellington im Original-Umschlag ist ein echtes Schmuckstück!).

Was sammelt Ihr?

6 Responses to “Obskures Hobby zu verschenken”


  • Die Karten, die einem von obskuren Autohändlern in die Dichtung der Seitenfenster gesteckt werden. Ich nenne es Autoschieber-Quartett.

    Neben dem inzwischen abgegriffenen „Bitte nicht wegschmeissen – schonen Sie die Umwelt!“ gibt es gibt dort wahre Schätzezu entdecken:
    – „50 Euro Gutschein (bei Kaufabwicklung)“
    – „Bei Firmenwagen bitte Karte an Geschäftsleitung“ (na der Chef wird sich freuen ..)
    – „Mit viel Erfolg“ (für wen?)
    – „Wir bezahlen mehr als alle anderen“

    Sowie Karten mit glattem Mehrwert:
    – Veranstaltungstermine in Hamburg 2007
    – Kalender 2005
    – Bussgeldkatalog für Tempolimit-Überschreitung

    Die Sammlerfreuden kennen dort keine Grenzen. Man kann z.B. gleiche Farben derselben Karte sammeln, unterschiedliche Ausführungen (beschichtet und laminiert) etc. Manche Autoschieber machen sich sogar die Mühe die gleichen Karten mit Abbildung unterschiedlicher Fahrzeugtypen zu produzieren..

    Ich bin mir sicher, das wird der Sammelklassiker der Zukunft!

  • nette idee, lieber alexander. ich sehe bereits ebay-powerseller-webseiten vor meinem geistigen auge… voraussetzung für dieses muffige-herren-hobby ist allerdings ein entsprechender saldo auf dem konto, und daran könnte so mancher „power-abheber“ auf dauer scheitern.

    da backe ich doch mit meiner sammelleidenschaft für free cards eher kleine (und kostenlose) brötchen. sehe ich irgendwo in einer kneipe einen edgar- o.ä. display hängen, MUSS ich einfach immer einen stapel dieser karten einstecken. da reicht dann auch nicht eine von jedem motiv – nein – es müssen immer mindestens 3-5 sein, denn nur so maximiere ich die chance, dass am ende EINE davon den transport in meiner handtasche gänzlich unversehrt übersteht…

    besonderen reiz üben werbepostkarten der firmen astra, absolut vodka und camel auf mich aus.

    was ich mit all den karten mache? sie kommen zu hause in eine schublade.

    ^^

  • Lieber Eckart….DU HAST RECHT !100%

  • Mit mir sind es dann schon zwei, die die bunten Karten, die am Auto stecken, sammeln.
    Mein 20 Jahre junges Auto aus der Volkswagengruppe scheint ein richtiger Magnet für solche Karten zu sein.

    Ebenso wird dieses Auto gerne mit „Wir suchen für die Marktforschung …“-Zettel bombardiert.

  • Eckart: Du hattest mir ja schonmal davon berichtet, dass Du jemanden kennst, der diese Karten sammelt. Der sollte sich mal bei mir im Viertel umschauen: Da liegt das Sammlerglück buchstäblich auf der Straße.

    Diva: Zu dem Saldo: Man kann das Geld ja immer wieder einzahlen. Stilvoller ist es natürlich, immer nur abzuheben. :-) Gratis-Postkarten habe ich auch mal gerne eingesteckt. Mittlerweile habe ich aber den Verdacht, dass die Dinger gar nicht mehr zum Veschicken gemacht sind. Als diese Karten aufkamen, war wenigstens noch ein bisschen Platz für Text, mittlerweile sind die Rückseiten ja nur noch zubedruckt.

    Torsten: Na, mit der Marktforschung liegen sie bei Dir doch richtig, oder? Wobei: Hast Du lang nicht mehr gemacht, wenn ich mich richtig erinnere.

  • Moin Eckart, moin Torsten,
    ich hab letztens mal Gnade vor Recht walten lassen und unser altes Möhri von innen gereinigt (Alex, Du wirst Dich erinnern, warst schließlich anwesend) und dabei bin ich auf Daniels heimliche Sammelleidenschaft gestoßen: ich habe mindestens 25.000 solcher Kärtchen gefunden und Daniel bestand darauf, dass die wieder schön sichtbar innen an der Frontscheibe platziert werden. Was auch niemanden davon abhält, noch mehr solcher Karten an die Windschutzscheibe zu bappen. Vielleicht könnt ihr euch ja mal treffen und eure schönsten Exemplare mitbringen? Daniel wird auf jeden weiter sammeln, denn das Möhrchen geben wir nicht aus der Hand, das fristet sein Gnadenbrot bei uns.

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