Wie ich einmal einen Andalusier verwirrte

Ist schon ein wenig her, dass ich hier die Site If the Earth Were a Sandwich empfohlen habe. Damals wusste ich noch nicht, dass ich ein Jahr später nach Andalusien fahren würde. Gute Gelegenheit, sich den Ort mal anzuschauen, von dem aus ich nur direkt durchgraben muss, um auf dem Grundstück des Freundes B. zu stehen.

Den Ort habe ich bereits vorher über Luftbilder ausgekundschaftet und die Koordinaten im GPS gespeichert. Mit freundlicher Unterstützung durch amerikanische Militärsatelliten wurde ich sehr zuverlässig an die kleine Abzweigung der Landstraße A431 in der Nähe von Córdoba geleitet.

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Nur noch knapp hundert Meter den Feldweg entlang, ein wenig nach Westen und dann bin ich da. Wäre da nicht der Zaun um den kleinen Olivengarten herum. Doch während ich noch überlege, wie ich da jetzt reinkomme, kläfft auch schon ein Hund und ein etwas halbseiden aussehener Andalusier kommt auf mich zu, die Töle im Schlepptau. Wie gut, dass ich mir diese Situation bereits ein paar Tage vorher zurecht gelegt habe und nun in perfektem Spanisch erklären kann, was ich möchte. Soweit zu meiner Einschätzung. Der Dialog hier ist hochsprachlich wiedergegeben. Mein einfaches Spanisch kombiniert mit einer zugegebenermaßen skurrilen Idee einerseits und der beinharte Dialekt andererseits haben das Verständnis nicht gerade vereinfacht.

Ich: Hallo, ich bin ein wenig verrückt, aber ich möchte gerne Ihren Garten betreten, um dort ein Foto zu machen. Wissen Sie, genau hier auf der anderen Seite der Welt liegt Neuseeland, und an genau diesem Ort hat ein Freund von mir sein Haus.
Der Andalusier: ???
Ich: Also, ich würde gerne in Ihrem Garten die Stelle suchen, an der — auf der anderen Seite der Welt — …
Der Andalusier: Willst Du den Garten kaufen?
Ich: Nein, nein, nur ein Foto machen.
Der Andalusier: Und was machst Du mit dem Foto?
Ich: Das schicke ich meinem Freund.
Der Andalusier: Warum?
Ich: Um ihm zu sagen, dass ich hier war.
Der Andalusier: Dann mach Dein Foto von dem Garten doch hier.
Ich: (zeige GPS) Hm, wissen Sie, der genaue Ort liegt etwa 50 Meter links von hier, mitten in dem Garten. Mir ist das schon sehr wichtig.
Der Andalusier: (verwirrt) Ja, dann geh, das Tor ist offen.
Ich: OK, muchas gracias!

Die letzten fünfzig Meter in dem Garten waren schnell zurückgelegt, der Andalusier wartete draußen am Tor.

So, lieber B., nun freue ich mich, Dir zeigen zu können, wie der Ort aussieht, der auf der Erde am entferntesten von Deinem Haus liegt. Es ist fürwahr nicht übertrieben, zu behaupten, dass es auf der anderen Seite der Erde wirklich viel schöner aussieht als in diesem Olivengarten:

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Der Abschied war schnell und nicht so herzlich. Vermutlich war der Andalusier froh, dass der Verrückte mit dem starken Akzent und dem kleinen gelben Gerät wieder weg war. So trollte er sich mit seinem Hund wieder in Richtung seines Hauses und ich fuhr hoch erfreut weiter in Richtung Córdoba.

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4 Responses to “Wie ich einmal einen Andalusier verwirrte”


  • Sag mal,

    gibt es irgendetwas Verrücktes, dass Du noch nicht gemacht hast.
    Respekt, dass Du den Ort gefunden hast.

    Vielleicht kannst Du mal den entferntesten Punkt des St. Pauli Stadions finden.
    Der Conny Littmann wäre sicherlich auch hoch erfreut darüber, jetzt wo schon der Präsident von RWO im Schmidt Theater strippt. Bei Aufstieg will der sogar im ersten Spiel in der zweiten Liga nur mit einem String bekleidet quer über den Rasen laufen.

  • All you need to do now is find the Andalucian Oliver Grower’s blog, where he writes about some German chap who was a few sandwiches short of a picnic who came along to take a photo of his back yard – and all his Andalucian friends will write comments commiserating with him. Then the circular sandwich will be complete.

  • Ja, alles hat einen Anfang. B. schreibt bei A. auf’m Blog. Many thanks for the „sandwich feature“. Nachdem ich schon einige hundert meter tief gebuddelt hatte, bin ich nun sehr froh das Projekt „Lot dich durch die Erde“ at acta zu legen. Ich habe mich jedenfalls sehr sehr gefreut, nicht nur über die Photos, sondern über die Aktion an sich. I can just relate to your actions und ich fühle mich sehr geehrt.
    Solche Sachen machen eben Freude. Also, danke und ich denke die Menschheit hat extrem an wichtigsten Informationen ihren Horizont erweitert. Cheers

  • Bitte, wie geil ist DAS denn? Da stimmt es mich ja fast ein wenig traurig, dass man immer im schnöden Pazifik landen würde, grübe (?) man auch in Othmarschen, Rahlstedt, Langenhorn oder Wilhelmsburg.

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