Archive for the 'Sport' Category

Er kehrt zurück an den Rhein

Also nicht ich, dieses Mal, sondern der andere. Poldi. Zum 1.7.2009. Darf ich gerade mal aus dem Artikel bei SPON zitieren:

Er erhält einen Vertrag bis 2013 und kostet den Aufsteiger rund zehn Millionen Euro. Drei Viertel dieser Summe können die Kölner direkt stemmen – größtenteils über Schulden – der Rest soll mit einer Party rund um ein „Abschieds-Rückkehrspiel“ gegen die Bayern eingenommen werden. Sponsoren spenden Bier, und die Fans sollen kräftig konsumieren. „Ganz Köln wollte die Rückkehr von Lukas Podolski, jetzt kann ganz Köln helfen, dass wir das auch hinbekommen“, sagt der stolze Manager Michael Meier.

Das Modell ist zwar in der Umsetzung ein wenig anders gelagert als der von mir vorgeschlagene Poldigroschen, aber im Endeffekt passiert dasselbe: Der Kölner säuft sich den Poldi zusammen.

Anfragen zu weiteren Vorhersehungen bitte in die Kommentare.

Poldigroschen

Wenn die Kölner wirklich binnen kurzer Zeit 10.000.000 Euro zusammenkriegen müssen, um den Podolski aus Bayern auszulösen, schlage ich vor, rechtzeitig vor dem Höhepunkt der Karnevalssaison eine Sonderabgabe auf’s Bier einzuführen. 5 Cent pro Glas Kölsch und spätestens am Aschermittwoch sollte das Thema erledigt sein.

Gegen Ahlen

Dass RW Ahlen erst dieses Jahr in die zweite Liga aufgestiegen ist und die mitgereisten Fans noch nicht soviel vom rauen Klima in der zweithöchsten Spielklasse des deutschen Fußballs wissen, ja geradezu überfordert wirkten vom guten Abschneiden ihrer Mannschaft (Platz 5!), merkt man vor allem daran, dass sie nach der 2:0 Führung etwa in der 33. Minute anfingen, „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ zu skandieren. Das war der Fehler. Das feuert vor allem die Heimmannschaft an.

Im Nachhinein wäre es natürlich nahezu prophetisch gewesen, mit einem schmissigen „Niemand siegt am Millerntor“ zu antworten, aber dass wir noch vor der Pause zum 2:2 ausgleichen, hätte man — ganz unter uns — nach der ersten halben Stunde auch nicht unbedingt erwarten können.

Fabian Boll, der Vielseitige

Die Sportredakteure der MOPO scheinen eine gewisse St. Pauli Affinität zu haben. Anders lässt sich die Überschrift auf der Titelseite des Sportteils der heutigen Sonntags-Mopo kaum erklären:

Tischtennis: Toll! Fabian Boll schmettert uns ins Teamfinale

Ähm, nein. Der Mann kann zwar einiges, z.B. sehr ansehnlich Fußball spielen und seinem gelernten Beruf als Polizist nachgehen, aber dass er in Peking Tischtennis spielt, obwohl ich ihn am Freitag abend noch aus nächster Nähe am Millerntor betrachten konnte, ist unwahrscheinlich. Trotz der Zeitverschiebung.

Es beruhigt mich aber, dass ich nicht der einzige bin, der Timo Boll (Tischtennis) und Fabian Boll (Fußball) verwechselt. Zu Beginn meiner Stadionbesuche war ich immer schwer verwirrt, weil es ja neben Fabian Boll auch noch Timo Schultz gibt. Das hat mich beim Begrüßen der Mannschaft immer arg aus dem Tritt gebracht.

Verloren

Vor vier Jahren, zehn Minuten nachdem die Griechen das EM-Finale gewonnen hatten, erfasste mich ein kühner Gedanke. Sonst nicht so sehr der spielerische Typ, ging ich zu P., dem Meister der Nebenwetten. Nebenwetten waren zu dieser EM kleine impromptu-Wetten, in der Art wie „Ein Euro, dass die nächste Frau in Großaufnahme blond ist“. Icbh schlug ihm vor: „P., wie wäre es mit einer Nebenwette: Ich wette einen Euro, dass der frischgebackene Europameister Griechenland sich nicht für die WM 2006 qualifiziert.“ Er wähnte sich sicher, schlug ein und hatte knapp zwei Jahre später das Nachsehen, als er mir den Euro überreichte. Die Münze habe ich immer noch, sie liegt im Schatzkästchen.

Am Sonntag abend, kurz nach dem verlorenenen Finale, wieder zu P.: „P., wie wäre es mit einer Nebenwette: Ich wette, dass Lehmann innerhalb von 48 Stunden von seinem Posten als Nationaltorwart zurücktritt.“

Und so saß ich seit Sonntag abend vor dem Interdings und suchte im Halbstundentakt nach Neuigkeiten, Blitzmeldungen und Ähnlichem. Nichts. Die 48 Stunden sind rum, sogar die Verlängerung bis Dienstag 24 Uhr ist verstrichen. Lehmann ist immer noch Torwart und ich schulde dem P. einen Euro. Habe einen schönen rausgesucht, einen spanischen. Das Ultraschallbad hat ihn zwar nicht wieder fabrikneu gemacht, aber der silberne Teil in der Mitte glänzt ganz ordentlich.

Trotzdem: Lehmann ist durch, der macht kein ernst zu nehmendes Spiel mehr für Deutschland.

Berlin, Berlin, fahren wir nach Berlin?

Seit ein paar Tagen liegt sie bei mir, die Dauerkarte für die nächste Saison. Sie ist zwar nicht mehr so schön braun-weiß wie die aus dem letzten Jahr, aber dafür wieder im Querformat. Das ist bei Karten dieser Art das natürliche Format, hochkant hat mir nicht so gut gefallen.

Was mir jenseits des Designs wesentlich mehr zu grübeln gibt, sind die sportlichen Ambitionen des FC St. Pauli für die Saison 2008/09. Auf der Rückseite der Karte sind 17 Felder zum Abknipsen — für jedes Heimspiel eins. Außerdem gibt es immer ein paar Extra-Knipsfelder mit Buchstaben, beispielsweise um das ausgenutzte Vorkaufsrecht für DFB-Pokalspiele zu dokumentieren. Ein abgeknipstes Feld „A“ heißt, dass mit dieser Dauerkarte die Option für eine Pokalkarte bereits ausgeübt worden ist.

Gehen wir in Gedanken drei Jahre zurück: Der FC St. Pauli spielt sich in die Herzen der Zuschauer und nebenbei bis ins Halbfinale des DFB-Pokals. Ach, seufz…, doch ich schweife ab. Im letzten Jahr reichte es zwar trotz des beachtlichen Erfolgs über Bayer Leverkusen nicht weiter als bis zur zweiten Runde, als gegen Werders Zweite der Ofen aus war. Doch ich schweife wieder ab.

Diese vergangenen Saisons zeigen, dass es den Braun-Weißen durchaus möglich ist, die erste Runde des Pokals zu überstehen. Und was machen sie für 2008/09? Drucken genau ein jämmerliches Sonderfeld auf die Karte!Wollen die im Pokal denn nicht über die erste Runde hinauskommen? Ein Feld! Das reicht ja gerade mal für ein Heimspiel. Was für eine Selbstaufgabe.

Media Markts Uwe

So wie ich das nach acht Jahren in Hamburg verstanden habe, scheint Uwe Seeler für die HSV Fans ja so eine Art Säulenheiliger zu sein. Er ist die autoritätsgebende Instanz in allen Dingen HSV. Was er sagt, ist in dieser Stadt Gesetz. Der nicht eben schönste Körperteil eines Menschen, Uwe Seelers Fuß, wurde übergroß neben dem Stadion im Volkspark aufgebaut. Wenn’s Euch gefällt, bitte, ich bin da ein durchaus liberaler Mensch.

Aber mal ganz ehrlich, HSV Fans, diese Werbekampagne, in der „Euch Uwe“ in einem Trainingsanzug für einen Elektrogerätehändler posiert und der Name Eures Vereins mit „Hamburger Schnäppchen Verein“ umgesetzt wird, das ist doch, Säulenheiliger hin oder her, ein wenig sehr ehrenrührig oder? Sich und den Namen des Vereins, in dem man verehrt wird, für eine solch bräsige Werbekampagne herzugeben. Trüge ich die Raute im Herzen, fragte ich mich schon, ob der Typ noch alle Tassen im Schrank, respektive einen Funken Anstand im Leibe hat.

Wie seht Ihr das?

Die Fauna am Millerntor

Das im Hamburger Stadtteil St. Pauli lebende Stani ist ein emotionales und freiheitliebendes Wesen, das in Käfighaltung zwischen Amok und Depression schwankt.

5:0, 5:0, 5:0

Versöhnt. Ach, das war ein Fußballnachmittag für’s Herz heute. B. und ich haben mal etwas Verrücktes gemacht: Die Gegengeradenkarten verliehen und stattdessen feist und überdacht auf der neuen Nordtribüne gesessen. Bei dem Scheißwetter war es das wirklich wert; keinen Bock auf eine weitere Erkältung, die von Ostern reicht mir noch ein wenig.

Ein schöner Ausgleich für die 0:2 Pleite im Hinspiel im Breisgau. Ich merke gerade, dass ich damals gar nicht geschrieben habe, dass ich für das Spiel nach Freiburg gereist bin. Die Freundin L. und ich saßen damals auf der Haupttribüne und mussten zusehen, wie der FC St. Pauli Stück für Stück auseinandergenommen wurde. Für die L. war es ihr erster Besuch in einem Stadion. Vor diesem Hintergrund war es sehr schön, anzusehen, wie sich die Hamburger die drei Punkte wiedergeholt haben und außerdem noch etwas für das Torverhältnis getan haben. Ein 5:0 habe ich am Millerntor noch nicht gesehen.

Wir saßen heute ganz in der Nähe des Gästeblocks. Direkt unter mir ein Freiburger Fan. Ich wies ihn darauf hin, dass ich genau weiß, wie es ist, mit dem Schal der Auswärtsmannschaft mitten im Heimblock zu sitzen. Vor dem Spiel tönte er noch, dass wir ja in der nächsten Saison mit ihrer zweiten Mannschaft vorlieb nehmen müssten. Später ging er dann häufiger mal Bier holen. Am Ende stand er etwas trotzig mit seinem Schal hochgereckt, als ob man ihm im Sandkasten das Förmchen geklaut hätte. Er machte sich wohl auf einen von Hohn und Spott erfüllten Abend mit seiner Freundin bereit, die sehr glühend die braun-weißen angefeuert hatte.

Großes Lob an die Freiburger Fans. Die kleinere Rauchbombe war schnell vergessen, als sie in der letzten Viertelstunde mehrfach „la ola“ starteten — eine ging sogar bis zur Südtribüne hinüber. Auch dass sie nach dem Spiel die Hamburger Mannschaft zum Abfeiern vor ihren Block forderten und sich mit lauten „St. Pauli, St. Pauli“ Rufen verabschiedeten (und die Hamburger sich mit „Freiburg, Freiburg“ revanchierten) — das sind die Gesten, die die freundlichen Auswärtsfans von den doofen Auswärtsfans unterscheiden.

Acht Punkte bis zum Abstiegsplatz. Das ist ein schönes Polster. Bitte nicht versauen. Bitte nicht so spielen, dass sich erst an den letzten beiden Spieltagen alles entscheidet — da bin ich im Urlaub und möchte gerne schon vorher den Klassenerhalt feiern.

Forza Scheißerkältung

Bei jedem braun-weißen Schal, den ich auf dem Rückweg von der Arbeit sehe, spüre ich einen Stich in der Seite. Alle gehen ins Stadion. Nur einer nicht. Der hat seine Dauerkarte heute verliehen. Reine Vernunftentscheidung, schon klar. Mit dem, was als „Die Erkältung des Jahres“ in die Geschichte eingehen wird, wäre es schon sehr osterwochenendplangefährdend, sich drei Stunden bei dem hiesigen Wind und Wetter ins Stadion zu stellen. Die schöne Ubierin hätte zu Recht kein Verständnis dafür, wenn ich „wegen eines total unerwarteten Rückfalls“ das gemeinsam geplante Wochenende absagen müsste. Also zu Hause sitzen und das Spiel am Live-Ticker mitverfolgen. Dreck. Und mantrenhaft wiederholen: „Es ist sehr vernünftig, heute nicht ans Millerntor zu gehen. Es ist sehr vernünftig, heute nicht ans Millerntor zu gehen. Es ist sehr vernünftig, heute nicht ans Millerntor zu gehen.“ Scheißerkältung, aber das erwähnte ich bereits.