Archive for the 'Barmbek und die Welt' Category

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SchlaaaaaaandHossa

Gestern anlässlich des Schlagermoves spontan aus der Stadt geflüchtet und für einen Tag die relative Ruhe der Ostsee in Travemünde genossen. Auf dem Weg dorthin unvermeidlicherweise den Hauptbahnhof durchquert. Purer Grusel. Es war wie eine Woche zuvor, kurz vor dem EM-Endspiel. Nur dass die Horden, die aus den S-Bahnen, REs und Metronomen stolperten nicht schwarz/weiß, respektive schwarz/rot/gold gekleidet waren, sondern diesmal pink, orange und andere Schattierungen von schreiend bunt trugen. Die Accessoires waren dieselben: wirre Perücken, Hüte und diese Blumengirlanden zum Umhängen. Statt „schlaaand“ wurde nun „hossa“ gerufen, was im Endeffekt auch keinen Unterschied mehr macht. Hauptsache groß, laut und schmerzfrei. Hauptsache sich feiern, dass man dabei war. Egal bei was. Das nächste „Kult-Event“ steht wahrscheinlich schon vor der Tür.

(Lesenswerter Augenzeugenbericht bei Matt auf der Rückseite der Reeperbahn.)

Katholikentag in Osnabrück

Gestern aus purer Nostalgie das Programm des derzeit in Osnabrück statt findenden Katholikentags durchgeschaut. Nostalgie, nicht, weil ich selbst auf eine Vergangenheit mit Katholikentagen zurückblicken könnte, sondern weil ich des Studiums wegen gut acht Jahre in dieser Mittelstadt an der Grenze zwischen Niedersachen und Westfalen verbracht habe.

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung muss ich sagen, dass das Motto der Veranstaltung „Du führst uns hinaus ins Weite“ vermutlich nicht nur spirituell gemeint ist, sondern sich auch ganz konkret auf den Veranstaltungsort bezogen ist. Denn Weite, die gibt es in dieser Region reichlich…

Linker Handschuh gefunden, abzuholen in Barmbek

Einer der Autonomen, die am Donnerstag durch meine Nachbarschaft gezogen sind, hat seinen schwarzen Wollhandschuh verloren. Der umsichtige Finder hat ihn auf ein Mäuerchen gelegt, wie man das mit Fundsachen so macht, als höflicher Mensch.

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Also, Du Autonomer: Der verlorene Handschuh liegt an der Ecke Wasmannstraße/Aldenrathsweg. Kannst Du dort abholen. Ist ja ärgerlich, so einen Handschuh zu verlieren. Gibt auch Ärger von Mami, wenn Du nach Hause kommst und einen Vorschuss aufs Taschengeld braucht, um neue Handschuhe zu kaufen. Wo Mami doch von vornherein dagegen war, dass Du Handschuhe mitnimmst auf dem Ausflug mit Deinen Freunden nach Hamburg, bei der guten Wettervorhersage. Überhaupt, muss das denn schon wieder sein, zu so einer Demonstration zu fahren? Vor drei Wochen nach Stolberg, jetzt nach Hamburg. Ist ja schon richtig, friedlich gegen die Rechten zu demonstrieren, aber das ist ja auch gefährlich, da sollen ja immer diese Leute rumlaufen, die mit Dingen um sich werfen. Und die viele Polizei. Und jetzt hast Du auch noch den schönen Handschuh verloren, Du Dummerchen.

Am Tag danach

Wir melden uns aus dem belagerten Sektor. Oder so ähnlich. Zumindest fühlte sich das gestern so an. Draußen war ich nicht, zumindest nicht bis ungefähr 19 Uhr, als ich einen kleinen Rundgang durch das Kriegsgebiet wagte, um einen Blick auf die Schäden zu werfen. Daher gibt es hier keinen detaillierten Auenzeugenbericht.

Bereits am Vormittag konstantes Hubschraubergebrumme über dem Viertel. Ab Mittag dann vereinzelt laute Knallgeräusche aus der Richtung Alte Wöhr. Ob das Schusswaffen waren? Oder nur Feuerwerkskörper? Dann Aufregung auf meiner kleinen, beschaulichen Seitenstraße (die so klein ist, dass nur ein Taxifahrer in den letzten zwei Jahren sie auf Anhieb kannte): Eine Horde Autonomer zieht am Haus vorbei. Nach dem Erlebnis im RE1 von vor drei Wochen weiß ich ja, dass ich genauer hingucken muss, um Rechte und Linke Autonome auseinanderzuhalten. Obwohl: Macht es wirklich einen Unterschied? Schon: Die einen wollen den Staat zerstören und Ausländer umbringen, die anderen wollen nur den Staat zerstören. Es waren aber die ausschließlich staatszerstörenden Vermummten, die sich teilweise an dem Bauschutt am Haus gegenüber mit neuen Steinen versorgten. An der Ecke hielten sie kurz Kriegsrat und zogen in Richtung Fuhlsbüttler Straße wieder ab.

Am späten Nachmittag eine riesige, schwarze Rauchwolke im Westen. Das müssen die sechs Autos sein, die angezündet wurden. Den Fotos bei SPON nach, sind das die Parkplätze an der Saarlandstraße.

Später wurde das Chaos dann ins Schanzenviertel verlegt. Die Leute dort sind das ja eher gewohnt. Mal sehen, wie es heute abend beim Fußball wird. Da wird die Polizei nichts anbrennen lassen, zumal ja mit Erzgebirge Aue ostdeutscher ein Verein zu Gast ist. Das war in der Vergangenheit eigentlich immer Garantie für eine besonders heiße Stimmung im Stadion.

(Beitrag in Kategorie „Barmbek und die Welt“. Bei dem Medienecho trifft das endlich mal zu.)

LzdT 04/2008

Kurz vor dem Monatsende noch ein paar Eindrücke aus der Ladenzeile des Todes (LzdT). Nach einer Hochkonjunkturphase wird die LzdT wieder ihrem Ruf gerecht: Der türkische Lebensmittelladen „Schlemmermühle“ hat endgültig aufgegeben, die Regale sind bereits rausgeräumt, und der Mini-Euro Laden hat auch seit verdächtig langer Zeit „vorübergehend geschlossen“. Doch bevor ich wieder gescholten werde: Mir bereitet es keine Schadenfreude, wenn hier ein Laden zumacht, ich beobachte nur die Frequenz, mit der das in bestimmten Ladenlokalen passiert.

Interessant hingegen eine andere Entwicklung: Während Enrico Schüttler aus seiner Curry Bar (beste Currywurst der Welt! Auch gute Cocktails! Hingehen, hingehen, hingehen!) ein Vereinslokal des „Vereins für Vökerfreundschaft, Toleranz und zur Pflege des Rauchens“ (oder so ähnlich) gemacht hat, hat die Bäckerei nicht die Gesetzesücke gesucht, klein beigegeben und einen Raucherraum abgeteilt. Oder eher einen Nichtraucherraum, denn nun gibt es einen Haufen Rauchertische und beim oberflächlichen Hinsehen zwei oder drei Nichtrauchertische. Aber gut, da gehe ich ohnehin nicht hin. Zumal die Tür zum Raucherraum üblicherweise offen steht.

Die Nazis kommen nach Barmbek

Einer der Wochenendausflugsfaschos am Samstag im RE1 raunte dem anderen zu „Hamburg am 1. Mai wird hart“. Danach gab es eine kurze Diskussion, dass man ja vor Kundgebungen und Demos am Wochenende freitags „am besten sowieso nicht arbeiten geht. Krankenschein und so.“ Aha. Das hätte es früher ja nicht gegeben. Aber ein wenig Wellness hilft ja, den Kampf gegen die freiheitliche Gesellschaftsordnung besser zu überstehen.

Was die Arschgeigen mit „Hamburg“ meinten, wurde mir schlagartig klar, als ich heute die Fuhle hinaufging und des öfteren diesen Aufkleber auf Fenstern, Türen und der Bushaltestelle sah:

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Na klasse. Die RE1-Faschisten direkt bei mir vor der Haustür. Finden die Maikrawalle dieses Jahr folglich nicht in der Schanze, sondern hier im Viertel statt? In Bambek? In Brambek?

Wenn dabei etwas in Schutt und Asche gelegt wird, dann doch bitte der Busbahnhof. Ansonsten habe ich das Gefühl, dass das nie etwas wird mit der Renovierung.

5 Euro in die Kalauerkasse

Kennt jemand die Fortsetzung von „The Empire Strikes Back“?

Neinnein, nicht etwa „Return of the Jedi“, sondern:

„The Empire Strikes Bäcker“

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(Ausnahmsweise mal nicht in Barmbek, sondern am Ausgang Bürgerweide der Haltestelle U/S Berliner Tor)

Sehr geschmackvoll, Fox Markt

Als die Titanic vor einigen Monaten eine Seite unter dem Titel „Maddie in Ihrem Supermarkt versteckt“ jede Menge Produkte mit Suchfotos von Madeleine McCann veröffentlichte, war die Empörung groß. Sehr groß. Die Beschimpfungen in der britischen Presse waren dramatisch.

Scheint aber doch aller Proteste zum Trotz eine verkaufsfördernde Masche gewesen zu sein. Oder wie lässt sich das schockierende Poster vor dem Fox Markt auf der Fuhlsbüttler Straße erklären?

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Tyrell Corporation, Hamburg, Germany

Kikis sehr eindringliche Rezension der Blade Runner DVD Box, eingebettet in den Bericht über ihren USA Aufenthalt 1982, erinnert mich an einen Bildvergleich, den ich schon immer mal machen wollte.

Haben wir hier einen Fall von „Nach der Geburt getrennt“ oder ist rede ich mir die Ähnlichkeit der beiden Gebäude nur ein?

Firmensitz der Tyrell Corporation in Blade Runner (Original bei www.blade-runner.it)

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Oberpostdirektion in der City Nord

Alsterwasser

Mein erstes Alsterwasser bestellte ich in der Quetsche in der Düsseldorfer Altstadt, so mit 15 ungefähr. Serviert wurde mir damals ein 0,2 l Glas mit Pils und Fanta. Jawohl: Fanta. Eine Orangenlimonade. Schmeckte ganz OK, auch wenn ich über die Jahre feststellte, dass der Griff zur Fanta-Flasche wohl ein Fehlgriff der Bedienung in einem Lokal war, das sein Renommee nicht unbedingt aus der perfekten gastronomischen Ausbildung des Thekenpersonals zieht. Seitdem trinke ich mein Alsterwasser mit einer Zitronenlimo. Diese Erfahrung ist tief in den Verwinkelungen meines Gehirns abgespeichert gewesen, nicht unbedingt schnell auffindbar, in der IT würden wir sagen: auf Band ausgelagert.

Bis zur vorletzten Woche: Die D. und ich machten einen Streifzug durch verschiedene Etablissements im Dortmunder Kreuzviertel. Ich bestellte ein Alster und bekam eins mit — Fanta. Sah seltsam aus, so trüb, aber es weckte einige Erinnerungen. Es schmeckte so naja, aber for old times‘ sake habe ich es getrunken. Es schmeckte nicht so fies wie das Alsterwasser, das mir anno 2000 bei einer Firmenfeier in der Mecklenburgischen Pampa serviert wurde: Pils mit Tonic Water, aber eben auch nicht besonders gut.

Diese Woche wurde die Erfahrung auf die Spitze getrieben: Im Schürmanns bestellte die D. ein Radler, worüber ich grinste, und aus reinem Lokalpatriotismus ein Alster orderte. Sie bekam: Ein Bier mit Zitronenlimo, ich kriegte: Ein Bier mit Fanta. Der Kellner kriegte: einen schrägen Blick und die Bitte, mein Getränk gegen ein richtiges Alsterwasser auszutauschen. Machte er auch klaglos, vermutlich wurde er sich plötzlich der Astra-Fußmatte im Eingang bewusst. Ich werde zukünftig ein „Alster mit Sprite“ oder ein — grumpf — „Radler“ bestellen.

Wo liegt noch gleich die Alster/Radler Sprachgrenze?