Archive for the 'Sprachgefühl' Category

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Böse Beschimpfung

Heute bin ich wüst beschimpft worden. Nur, weil es derzeit gewisse Schwierigkeiten in der Terminfindung zu einem Treffen von fünf Leuten gibt. Aber muss man direkt so persönlich werden wie es der Freund A. wurde?

Macht mal ne klare Ansage, ihr Gesundheitsreformer…

Ausbruch aus der vin-Dynastie

Wie fast jedes Jahr in der Zeit nach Weihnachten habe ich heute einen Nachmittag mit meiner Freundin K. verbracht, die als Lehrerin an einer Schule in Solingen arbeitet. K. ist nicht die einzige Lehrerin im engeren Freundeskreis, auch in der Freien und Hansestadt kenne ich einige Leute, die diesem höchst achtenswerten und schwer herausfordernden Beruf nachgehen.

Was mir beim erstaunten Zuhören bei diesen Erzählungen immer wieder auffällt, ist die hohe Wahrscheinlichkeit, mit der die besonders rabaukenhaften oder schwierigen Kinder immer wiederkehrende Namen tragen, meistens solche, die auf -vin enden: Kevin, Marvin, Melvin. Variationen mit -Pascal hintendran oder Marius- davor gehören auch dazu.

Daher ein Aufruf an alle werdenden Eltern, die ihren Kindern etwas Gutes tun wollen: Verzichtet auf diese Namen. Wirklich. So ein Vorname kann ein verdammt schlechtes Image transportieren. Das kostet nichts, tut nicht weh und ist eine hervorragende Investition in die Zukunft des Kindes.

Spätestens bei der Anmeldung in der Schule kann sonst bei der Nennung des Vornamens die Schublade aufgehen und ehe man sich versieht ist das Kind einsortiert. Dazu muss der Lehrer nicht mal ein besonders intoleranter oder oberflächlicher Mensch sein, aber der Mensch urteilt halt normalerweise am ehesten nach eigenen Erfahrungen. Von dem, was ich aus meinem Freundeskreis mitnehme, sind diese Erfahrungen erstens reichlich und zweitens nicht automatisch die besten.

Buchhalterische Frage

Worüber ich immer noch in mich hineingrinse, wenn ich es höre, ist die Betonung des Wortes buchhalterisch. Mit der Betonung auf der vorletzten Silbe mit einem langen „eeeeee“. Habe nicht den geringsten Anflug einer Ahnung, woher die Betonung kommt. Andere Adjektive auf -terisch haben die Betonung im Stamm des Wortes, nicht auf dem Adjektivssuffix: verräterisch, dichterisch, gestalterisch.

Warum aber legen die Buchhalter (und eben nicht die Buchhalteeeer) solch großen Wert darauf legen, ausgerechnet die Nachsilbe, dieses rein funktionale Morphem zu betonen?

Als mir diese Betonung das erste Mal unterkam, hörte ich sie von der Buchhalterin im Klamottenladen, in dem ich früher mal gearbeitet habe. Jung und frisch in die Welt entlassen, deutete ich das noch als eine persönliche Marotte von Frau D., schob es auf ihren ohnehin starken rheinischen Dialekt — doch weit gefehlt. Jeder Buchhalter, der mir seitdem begegnete, betont das lange „e“.

Ist es vielleicht ein Geheimcode in dieser Berufsgilde? Oder hat es etymologische Gründe? Kommt buchhalten etwa ursprünglich von einem anderen Wort, beispielsweise vom althochdeutschen buchhalteeren und federn?

Ach, deshalb.

Hamburger Polizei berichtet von weiteren verstrahlten Personen

Mir fallen da spontan auch noch ein paar Leute ein.

Wann ist „nächsten Dienstag“?

Heute ist Montag und ich versuche, mich per Mail mit H. zum Essen zu verabreden:

Ich: Wann gehen wir eigentlich mal wieder essen? Nächsten Dienstag?

H.: di in 8 tagen?

Jawohl nächste Woche Dienstag. Und ich muss endlich verinnerlichen, dass bei Wochentagen die Formulierung „nächsten x“ nur im Rheinland automatisch auf „übernächsten x“ abgebildet wird, wenn heute x-1 ist.

Das gilt allerdings auch für Wochenenden: Angenommen, heute ist Donnerstag und ich sage „nächstes Wochenende“ — damit meine ich das Wochenende, das die folgende Woche abschließt. Was aber, wenn heute erst Montag ist? Dann wäre „nächstes Wochenende“ zumindest so mehrdeutig, dass ich nachfragen würde.

Kurze Verifikation mit dem Kollegen, der in Münster aufgewachsen ist:

Ich: Wenn heute Donnerstag wäre und ich sage, dass wir uns nächstes Wochenende treffen. Welches Wochenende meine ich dann?

Er: Ich würde sagen, das Wochenende drauf.

Das macht es nicht einfacher. Aber es hat auch niemand gesagt, dass die Welt für einen Linguisten ein besonders einfacher Ort ist.

Wort gesucht!

Gestern abend haben R. und ich zum zweiten Mal ein Videotelefonat geführt. Habe ja schon vor einigen Tagen berichtet, wie gut das mit iChat funktioniert. Doch eine Sache fehlt mir: ein Verb.

Die bisher verwendeten Ausdrücke gefallen mir nicht. Hier eine kleine Auswahl: „Bildtelefonieren“ klingt ziemlich nach den Achtziger Jahren. Wer „videochatten“ sagt, benutzt in Wörtern mit Internet-Bezug bestimmt auch ein „@“ für ein „a“. „Videofonieren“ habe ich noch nicht in freier Wildbahn gehört, fällt aber ebenfalls durch. „Videokonferenz abhalten“ erinnert mich fatal an meine Arbeit, das möchte ich im Gespräch mit Freunden vermeiden.

Ist also ein Problem. Vielleicht können sich die Sprachpfleger vom Verein Deutsche Sprache oder von der Aktion Lebendiges Deutsch dieses Problems annehmen. Oder aber Ihr, liebe Leser. Hat jemand eine gute Idee, wie diese lexikalische Lücke zu schließen ist?

Jörg Geiger, der Außerirdische

Die heutige „Sprachblüte des Tages bei SPON“ wird präsentiert von Jörg Geiger im Interview zu Windows Vista:

In den Lizenzbestimmungen steht auch explizit, dass das System ab und zu nach Hause telefoniert.

Damit kann ich mein kleines Lexikon aktualisieren, in dem ich Redewendungen auf Personen abbilde:

  • nach Hause telefonieren: E.T., Jörg Geiger
  • zu Hause anrufen: alle anderen

Die Apostroph-Mafia schlägt wieder zu

Ist zwar mittlerweile ein wenig altbacken, sich über die neuen Variationen der Apostroph-Verwendung zu mokieren, aber bei dem Beispiel, das mich heute in einer Mail erreichte, hatte ich Tränen in den Augen.

Krawatten in 50 verschiedenen Farben und Design´s
(Paketangebot: 3 kaufen und 4´te geschenkt)

Honestly, British Airways!

Habe heute eine Mail von British Airways erhalten, die mich viel zu oft mit Werbemails zu besonderen Aktionen nerven. Dieses Mal geht’s um Halloween und dass das eine gute Gelegenheit sei, London zu besuchen, wegen der vielen lustigen Halloween Events.

Eins der Events, die sie bewerben, finde ich ein wenig unsensibel. Doch seht selbst!

In Zusammenarbeit mit dem Al Qaeda Ortsverein Westminster? Also ehrlich.

Neuer Genitiv-Marker

Nachdem wir uns ja mehr oder weniger stillschweigend schon an den sächsischen Genitiv (Apostroph-s) gewöhnt haben, habe ich heute in der Süddeutschen Zeitung eine Weiterentwicklung dieses Phänomens gesehen: Ich nenne sie den bayrischen Genitiv. Ein Artikel war überschrieben mit

Kuraz-Anwalt macht Schröder-Regierung schwere Vorwürfe

Aha, also statt Apostroph demnächst der Bindestrich. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon „Hugo-Pommesbude“ statt „Hugo’s Pommesbude“ und mir wird schlecht dabei.

Hört das beim Genitiv Marker auf? Was macht „Moni’s Laden für mollige Ladie’s“ an der Fuhlsbüttler Straße, wenn sich der Bindestrich auch statt der herkömmlichen Pluralbildung durchsetzt? Wird daraus „Moni-Laden für mollige Ladi-e“? Brrr…