Archive for the 'So Blogkram' Category

Die Ohren meiner Schwester

Meine Schwester hat während Ihrer Berufsausbildung ein Praktikum auf der HNO-Station eines Krankenhauses gemacht. Auftritt des Arztes. Er schaut meine Schwester kurz an, fasst Ihr an die Ohrmuschel und fängt an, gute Tipps zu geben:

Der Arzt: Oh, das geht aber noch, da kann man doch noch was machen.
Die Schwester: Was meinen Sie?
Der Arzt: Ihre Ohren, da kann man was machen. Das sind mehr als 20°, das zahlt sogar die Kasse.

Ein Arzt, wie er nicht sein soll (es gibt einen Text von Max Goldt, der so heißt, und deshalb heißt dieser Beitrag hier anders).

Länderfinanzausgleich

Zahlen die Berliner uns eigentlich eine Ablösesumme, wenn Mek in die Hauptstadt zieht?

Da bin ich mal ein paar Tage weitgehend offline…

Und wer, bitte, soll das alles lesen?

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Das waren gerade mal vier Tage mit reduziertem Online-Anteil. Wie soll’n das bitte werden, wenn ich mal in den Urlaub fahre?

Stöckchen werden zur Gewohnheit

…beziehungsweise: Die Gewohnheit wird zum Stöckchen. Dieses hier hat mir der freundliche Herr bosch zugeworfen (gehört das kleine „b“ eigentlich zur Marke?). Nun mal los:

1. Weißt Du, wie man die BH-Größe misst?
Habe ich noch nicht gemacht, aber wenn ich mich nicht täusche, wird der Brustumfang direkt unter der Brust gemessen, die Körbchengröße am zuverlässigsten durch Anfassen und Einschätzen.

2. Was ist Deine Lieblingseissorte?
Im Zweifel immer Schoko.

3. Welche 3 Dinge hast Du immer bei Dir, wenn Du unterwegs bist?
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4. Rechts- oder Linkshänder?
Links. Aber mit ein paar Ausnahmen: Meine angeborene Maushand ist rechts, allerdings habe ich mir dabei die Beidhändigkeit antrainiert, meine Ellenbogen und Handgelenke danken es mir. Hintern abwischen ebenfalls mit rechts (zuviel Information?).

5. Welche Zeitungen und/oder Magazine hast Du abonniert?
Das Deutschlandradio-Programmheft, die Titanic (seit Ende 1991) und die brand eins (seit 2004). Beide lese ich üblicherweise mit einem bis drei Monaten Verzug und überlege immer mehr, mich von ihnen zu trennen. Noch bringe ich es nicht über’s Herz.

6. Redest Du mit Deinen Blumen?
Mit meiner einen Pflanze? So übel, wie ich sie behandle, würde ich mich wundern, wenn sie überhaupt noch mit mir sprechen würde.

7. Kennst Du die richtigen Namen Deiner E-Mail-Freunde?
Ich kenne nicht alle echten Namen der Leute, deren Blogs ich lese. Bei Mails ist das anders.

8. Hattest Du mal ein pinkfarbenes Kleidungsstück?
Oh, verdammt, ja. Ich war 16, als ich ein gebatiktes T-Shirt geschenkt bekam. Ich war sehr verliebt in diese Frau und… ach, was soll’s: JA, ICH HABE EIN PINKES, GEBATIKTES T-SHIRT GETRAGEN. So mit 16 oder 17.

9. Beißt Du Dir in die Lippe, wenn Du nervös bist?
Spontan hätte ich das verneint, bis mir gerade auffiel, dass ich mir auf die Lippe beiße. Das hängt aber bestimmt mit der Frage nach dem pinken Kleidungsstück zusammen.

10. Frühaufsteher oder Nachteule?
Eher Nachteule.

11. Kannst Du einen BH mit nur einer Hand öffnen?
Kommt drauf an, wieviele Hände einer anderen Person mir dabei helfen.

12. Loft, Villa, Bauernhaus oder einfach nur Wohnung?
Wohnung.

13. Wie trinkst Du Deinen Kaffee?
Bis vor vier Monaten: gar nicht. Seitdem: Mit Karamell-, Vanille- oder Haselnuss-Sirup und geschäumter Milch. Die Senseo hat den Kaffe in mein Leben zurückgebracht.

14. Weißt Du das Alter Deiner Eltern?
Aber selbstverständlich. Bei Daten bin ich autoritativ in der Familie.

15. Schau nach rechts, was siehst Du?
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16. Kaust Du auf Bleistiften oder Kulis rum?
Nein.

17. Wenn auf einer Tür steht ‘ziehen’, drückst Du trotzdem?
Um auszuprobieren, ob mich der Türbeschrifter veräppelt? Nein.
Weil ich das Schild nicht gesehen habe: Kann passieren.

18. Riechst Du an anderen Menschen?
Das ist eine sehr kontextabhängige Frage. Ich beschnüffel bestimmt keine wildfremden Menschen in der Bahn.

19. Spielst Du ein Instrument?
Nein.

20. Was würdest Du Gott sagen, wenn Du das Himmelstor erreichst?
Wem?

Dieses Stöckchen geht raus an Hajo, Herrn Paulsen und Kiki.

Wir gaben der literarischen Zukunft Deutschlands eine Chance, doch sie konnte sich kein Gehör verschaffen.

Ursprünglich sollte die Bloglesung im Fools‘ Garden um 21:00 beginnen. Ich war unsicher, ob ich hingehen soll. Mitten in der Woche? Um 21 Uhr Anfang? Da bin ich ja erst richtig spät wieder zu Hause… Mir fehlte es ein wenig an Schlaf an den letzten Tagen. Aber gut, was tut man nicht alles für die Literatur.

In Erwartung einer ähnlich vollen Hütte wie vor einem knappen Jahr bei „Blogger lesen in den Frühling“ sah ich zu, schon ausreichend früh dort zu sein, also etwa eine halbe Stunde vorher. Das war nicht nötig: Gähnende Leere erfüllte den Raum. Etwas missmutig erstand ich ein Bier und druckste mich mal drinnen, mal draußen herum, um die Zeit totzuschlagen. Erlösung kam in Form von einem bekannten Gesicht und zwei bisher unbekannten.

Was fehlte, waren größere Teile die Darbietenden. Sie standen im Stau. Erst zwei waren anwesend und das auch noch nicht lange genug, um die Anlage aufgebaut zu haben. Man avisierte den Beginn der Veranstaltung auf halb zehn. Gnarz.

Um kurz vor zehn waren die Darbietenden zwar komplett, aber es fehlte der Ton. Man werkelte an der Anlage herum und wirkte dabei nicht überzeugend, selbst die Nicht-Tontechniker im Publikum erkannten, dass es müßig ist, die Endstufe zehnmal aus- und einzuschalten, wenn es auch beim neunten Mal nicht funktioniert hat. Also musste als Plan B die Hausanlage her.

Wenn aber eine Stunde nach dem eigentlichen Beginn erst noch die Ersatzanlage aufgebaut wird, ist das für mich das Signal zum Aufbruch. Schade — der MC ist immer ein Vergnügen, auf Nilz war ich gespannt. Aber mir dafür die Nacht um die Ohren schlagen? Och nee. Dann lieber ein anderes Mal.

Der Sechs-Kuriositäten-Stock

Ähm, Sie da, Frau Lu, Sie haben da so einen Stock. Darf ich den gerade mal… danke!

Kuriosum #1: Türen und Schlösser

Ich habe ein gutes Erinnerungsvermögen für das haptische und akustische Verhalten von Türen. Die Festigkeit, mit der man eine Tür ins Schloss fallen lassen muss, das Geräusch, das die Tür dabei macht, oder das Gleiten des Schlüssels ins Schloss — all das habe ich noch von sehr vielen Türen, die ich in meinem Leben durchschritt, in Erinnerung. Egal, ob das die Haustür des Elternhauses in Düsseldorf war (erstaunlich kurzer Schließweg, ein schnalzendes Geräusch, ein leichter Widerstand beim Betätigen des Schließhebels von innen), die Badezimmertür der Freundin der Mutter in New York (amerikanischer Knauf, leichtes Spiel in der Drehung, erfrischendes Schnappen der Falle beim Entschließen), oder die Tür meiner ersten Wohnung (eine von außen verschließbare Gartentür, etwas schwergängig, die Klinke innen zum Hochklappen reichte recht nah ans Glas heran — nichts für große Hände): Die Eigenheiten sind mir sehr präsent.

Kuriosum #2: Zu faul zum Bücken

So ungelenkig ich in der Hüfte bin (die Yogalehrerin kann ein Lied davon singen), so gelenkig sind meine Zehen. Das nutze ich häufig, wenn ich etwas aufheben will, das direkt vor mir liegt und sich dafür eignet, mit den Zehen gegriffen zu werden. Dann bücke ich mich nicht, sondern greife den Gegenstand mit den Zehen und hebe ihn hoch.

Kuriosum #3: Aber ich habe doch auch eine Seele

Wie Lu und ich fest gestellt haben, ist dies ein geteilter Tick. Ich bin der Auffassung, dass alle Gegenstände, eine kleine Seele haben oder entwickeln, wenn sie nur lange genug im Besitz einer liebenden Person waren. Das macht es unheimlich schwer, Dinge, die ich lieb gewonnen habe oder die mal nützlich waren, einfach wegzuwerfen. Das können alte Computer sein oder mein altgedienter Brotkorb in Form einer Ente (der auf den vornehmen Namen „Brotente“ hört — genauso franzöisch ausgesprochen, wie die Entente). Ansonsten kriegen die Dinge aber nur selten Namen. Es reicht, wenn sie kleine Persönlichkeiten sind.

Kuriosum #4: U-Bahn Seismograph

Auch wenn mir häufiger mal eine gewisse Sensibilität für feine Schwingungen fehlt: Ich bemerke üblicherweise U-Bahnen, die unter mir herfahren. Es gibt ein paar Orte in der Stadt (das Restaurant Diep-Luu in der Rosenstraße [U2], das Heiligengeistfeld [U3] oder die Sprachschule in der Rothenbaumchaussee [U1]), wo ich ziemlich genau spüre, wenn eine Bahn den Tunnel unter mir passiert. Das ist besonders bei dem Restaurant bemerkenswert, weil (a) der Tunnel dort sehr tief ist und (b) ich häufig schon Kollegen gefragt habe, ob sie auch gerade dieses Zittern im Erdreich spüren. Letzteres konnte bislang noch niemand bejahen.

Kuriosum #5: Die Fahrplanauskunft

Noch etwas zu U-Bahnen, bzw. öffentlichen Verkehrsmitteln: Ich habe ein ziemlich gutes Gedächtnis für Fahrpläne. In einer neuen Stadt erkenne ich schnell Systematiken in Liniennetzen und Fahrplänen. Der ehemalige Kollege E. vermutete gar einmal, dass ich die Fahrpanauskunft des HVV sei und dass immer, wenn jemand eine Verbindung sucht, mein Telefon klingele (was auch erklärt, dass das Ding früher mal sehr langsam war). Als die damalige Freundin in Bonn mal direkt an der Victoriabrücke wohnte und man hervorragenden Blick auf die Gleise hatte, verbot sie mir mal, bei jedem vorbeifahrenden IC auf die Uhr zu schauen und dadurch festzustellen, ob er pünktlich war. Verdammte Zwangshandlung. Unnötig, zu erwähnen, dass Zugvögel mit Joachim Król einer meiner ganz, ganz großen Lieblingsfilme ist.

Kuriosum #6 (etwas im Abflauen): Das Telefonbuch und der Kalender

Früher konnte ich mir jede Telefonnummer merken, wenn ich sie auch nur wenige Male gewählt hatte. Das geht heute nicht mehr so gut, da man ja doch die meisten Nummern nur einmal wählt — beim Eingeben in das Telefonbuch des Mobilgeräts. Schade eigentlich. Das war sehr praktisch. Natürlich weiß ich auch noch alle meine alten Telefonnummern auswendig: 0211/451421, 0211/453610, 0541/708598, 0541/982944, 0179/2403750, 0160/7576614. Bitte sehr.

Leider auch etwas im Abflauen: Ein nahezu perfektes Gedächtnis für Daten. Einige der alten Freunde spielen auch heute gerne noch das „Was hast Du am 12.11.1989 gemacht?“-Spiel mit mir. Selbst wenn ich es nicht auf den Tag genau weiß, kann ich einige Schlüsselereignisse zu einem plus/minus Ein Monats-Zeitraum nennen. Habe letztens fest gestellt, dass ich meine Silvester-Erlebnisse bis 1983 zurück nennen kann.

Kuriosum #7 (Bonus-Kuriosum): Und wer bitte waren Sie? Ach, mein Bruder.

So gut ich mir Telefonnummern, Daten und Fahrpläne merken kann, so schlecht ist mein Personengedächtnis. Ich sage immer, dass ich meine Schwester auf der Straße nicht wiedererkennen würde, wenn sie eine andere Frisur hätte. Insgeheim hielt ich das immer für übertrieben, man muss ja auch mit den schlechten Eigenschaften kokettieren. Jedoch erkannte ich vor einer Woche meinen Bruder tatsächlich nicht, als er mir ein Musikvideo zeigte, in dem er mitspielt. Hätte er es mir nicht gesagt, hätte ich ihn auch beim zweiten Mal nicht erkannt. Dumm nur, dass diese Defizienz gerne auch als Arroganz ausgelegt werden kann. Telefonnummern sind da nachsichtiger. Meine größte Bewunderung für den Freund B., der durch die Stadt läuft, mich auf einen Passanten hinweist und mir sagt, dass dieser vor knapp 25 Jahren in meiner Grundschule war.

Da ich mir diesen Stock nur kurz ausgeborgt habe, bekommt Lu ihn natürlich zurück. Wer ihn gerne haben möchte, kann ihn auf der Miagolare abholen.

Das Blogsiezen

Ich fühl mich heute so erfinderisch und will das ausleben. Was erfindet ein Linguist ohne jede handwerkliche Gabe? Grammatikformalismen Wörter.

Meine Erfindung von heute ist ein Wort, das ein Phänomen betrifft, das mich wundert, seit ich mich mit der deutschen Blogosphäre beschäftige. Ich nenne es blogsiezen.

Blogsiezen ist die Verwendung der formellen Anrede in Kommentaren zu Blogeinträgen. Man nennt den Angesprochenen bei seinem (Künstler-)Namen, die häufig Vornamen sind, spricht aber von „Sie“.

Woher kommt es, dass Leute, die sich vermutlich aufgrund ähnlicher Interessenslage beim ersten Kennenlernen direkt duzen würden, sich in Blogkommentaren so formal anreden? Ich mache das nicht. Wenn mich jemand in seinen Texten an persönlichen Gedanken und Erlebnissen teilhaben lässt, finde ich es irgendwie albern, im Gespräch darüber die Höflichkeitsform zu verwenden. Außerdem duze ich meine Leser selbst.

Warum das Wort neu ist? Google findet keine Treffer. Zumindest heute noch nicht. Mal sehen, wie es wird, wenn dieser Eintrag publiziert ist.