Kurz vor dem Spiel FC St. Pauli — Hertha BSC Berlin II am 18.04.2006.
Monthly Archive for April, 2006
Die IT-Branche ist weitgehend bekannt für eine sehr eigene Sprache. Besondere Merkmale: Abkürzungen, Akronyme, Anglizismen. Solche fiesen Wörter wie „gedownloadet“ sind in aller Munde und ich spreche mich selbst nicht davon frei, so etwas auch ab und an zu benutzen.
Doch seit ich vor ein paar Jahren begann, bei der Bank zu arbeiten, ist mir eine neue Klasse von Wörtern aufgefallen, bei deren Verwendung ich mich jedesmal im noch nicht geschaufelten Grab herumdrehe. Zurzeit enthält diese Klasse drei Wörter, doch ich fürchte, dass sich die Liste mit ein wenig Recherche noch verlängern lässt:
- stati: Küchenlatein für den Nominativ Plural von status. Nein, nein, nein, nicht alle lateinischen Wörter auf „-us“ werden mit „-i“ pluralisiert. Auch wenn’s noch so lateinisch klingt. Und wem es zu doof ist, „statuuuus“ zu sagen (mir zum Beispiel), der möge doch das schöne Wort Zustände verwenden.
- benamsen: Wer mir einen wirklich nachvollziehbaren semantischen Unterschied zu benennen erklären kann, kriegt ein Bier und meine Hochachtung.
- Datümer: Als Plural von Datum. Die korrekte Form Daten ist gerade im informatischen Zusammenhang mehrdeutig und wird dort gerne vermieden. Ich verwende als Ersatz Datumsangaben. Hierzu gibt es sogar einen Wikipedia-Eintrag.
Womöglich handelt es sich bei dieser kleinen Liste auch gar nicht um Achtlosigkeit im Umgang mit der Sprache, sondern um einen sehr speziellen Code, der als Fachjargon seine eigenen semantischen und grammatischen Regeln aufweist. Ich kann nur hoffen, dass es so ist und dass ich mich mit der Verweigerung dieser Ausdrücke unfreiwillig an den Rand meiner eigenen peer group platziert habe. Bis das bewiesen ist, halte ich es mit der Gruppe Deichkind:
Hamburg dies, Hamburg das, Hamburg Fachjargon,
Nicht so wischi-waschi wie im Waschsalon.
Spätestens beim Einpacken meines Haushalts in der letzten Woche ist mir endgültig aufgefallen, dass ich eine Putzmittelneurose habe. Wieviel Geld ich im Supermarkt bereits für verschiedene Putz-, Spül- und Scheuermittel ausgegeben habe, kann ich nicht mehr zusammenrechnen. Anhand der Menge der Flaschen, die die Laufpartnerin und ich letzte Woche in Kartons gepackt haben, muss ein hübsches Sümmchen über den Ladentisch (respektive die Scannerkasse) gegangen sein.
Ich gebe ja zu, dass es bislang nicht immer blitzeblank war in meiner Wohnung. Wofür also die Experimentierfreude? Einfache Lösung: Kalkablagerungen in der Badewanne. Ich habe die blöden Flecken beim besten Willen nicht wegbekommen. Und im Laufe dieses Dauerversuchs haben sich die verschiedenen Flaschen Domestos, Biff, Essigessenz und was der MiniMal sonst noch so hergibt angesammelt.
Doch die Suche hat ein Ende. Am Sonntag war der Installateur da, um die Reste seiner Arbeit wegzuräumen und brachte dafür die Mutter aller Putzmittel mit. Cillit Bang heißt das Wunderzeug. Schon die Flasche sieht so aus, als ob damit nicht zu spaßen sei. In Anbetracht der Wirkung kann ich nur sagen, dass man es sehr, sehr weit weg von Kindern aufbewahren sollte!
Die Kalkflecken in der nun nicht mehr von mir benutzen Badewanne haben sich ca. 3 Minuten gewehrt, dann waren sie weg. Bislang war Domestos in meiner — durch in der Kindheit konsumierte Fernsehwerbung stark beeinflussten — Vorstellung die Massenvernichtungswaffe unter den Putzmitteln. Doch das verhält sich zu dem heute probierten Cillit Bang wie eine leichte Mundspülung.
Mit so einem Bad wird die Übergabe der Wohnung am Donnerstag ein Kinderspiel.
Nach einem erstaunlich wenig anstrengenden Umzugswochenende ist seit heute Nachmittag der PC wieder aufgebaut. 1&1 haben ihr Versprechen gehalten und pünktlich den DSL-Anschluss geschaltet. Nach zwei Wochen Breitbandabstinenz ist das ein großer Schritt nach vorne. Außerdem habe ich schob länger kein Mobiltelefon mehr verloren. Sollte das nun die Rückkehr zur Kommunikationsnormalität sein?
In der neuen Behausung sind nur noch ganz wenige Kisten auszupacken. Wenn dann noch die leeren Kartons abgeholt werden, sieht’s sogar ganz wohnlich aus. Bewährt hat sich übrigens, ein Zimmer schon am ersten Tag fix und fertig einzuräumen. Dann kann man sich auch mal in ein nicht-Chaos zurückziehen, wenn einem Kartons und Unordnung zu sehr auf den Geist gehen.
Das Kapitel „alte Wohnung“ ist fast abgeschlossen. Der Universal-Dienstleister hat am Wochenende die Räume gestrichen und ich habe eben noch einige Kilogramm Feinstaub herausgefegt. Jetzt nur noch die Übergabe, dann ist das Thema vorbei. Etwas erschreckt habe ich mich, als beim Herausräumen der Möbel auf einmal die verrückte Nachbarin vor mir stand und sich freundlichst von mir verabschiedete. Tschüss und auf Nimmerwiedersehen!
Nach dem ersten Ausmessen der neuen Wohnung nach der Unterzeichnung des Mietvertrags wurde ich einen ganzen Abend von heftigen Nachkaufdissonanzen geplagt. Die Laufpartnerin kann ein Lied davon singen, denn ich war nicht gut gelaunt an diesem Tag Mitte März. Der Grund war das fiese Gefühl, dass die angeblichen 79qm der neuen Wohnung sich nach dem Maß nehmen sich gar nicht so groß anfühlten. Mir wollte beim besten Willen nicht auffallen, wo sich die zusätzlichen 21qm versteckten, denn die Wohnräume wirkten auf einmal ähnlich groß.
Das konnte ich heute erfolgreich widerlegen: Beim ersten Staubsaugen musste ich in jedem Raum den Staubsauger neu anschließen. In der bisherigen Wohnung konnte ich bequem die ganze Wohnung saugen, ohne den Stecker aus der einen Dose im Flur zu entfernen.
In Zukunft also besser staubsaugen statt ausmessen.
Dass der Frühling sich im Jahr 2006 sehr divenhaft benimmt, ist allzu offensichtlich. Mittlerweile ist die Hälfte des Aprils verstrichen und ich warte immer noch auf den ersten richtig warmen Tag, mit T-Shirt und so. Es fühlt sich ein wenig an, als ob der Herbst eine kleine Renaisance erlebt.
Gestutzt habe ich dann doch, als ich vor einigen Tagen die Kampagne von Nokia gesehen habe. Die drei Telefone, die dort beworben werden, wirken sehr herbstlich — nicht unbedingt das, was man Anfang/Mitte April erwartet.
Dass man bei der Werbeagentur sich für das Motiv fallenden Laubes entschieden hat, gibt mir Rätsel auf. Und was sollen die Herbstfarben? Rote und braune Töne? Im April? Verstehe ich nicht. Hat jemand eine Erklärung dafür?
Habe gerade Teile meiner Vergangenheit erforscht, wiedergefunden und entsorgt. Mit anderen Worten: Habe den Keller aufgeräumt. Bei dieser Tilgungsaktion mussten praktisch alle Studienunterlagen dran glauben. Vorlesungsskripte, Seminarunterlagen und ordnerweise kopierte Artikel und Bücher. Hat aber auch etwas sehr Befreiendes, eine solche Aktion. Bin ich froh, dass ich nicht promoviert habe. Der Papierberg wäre wahrhaft unüberschaubar.
Weniger leicht als von dem Uni-Kram kann ich mich von Teilen meiner alten Schulsachen trennen. Meine Oberstufen-Klausuren und die Klassenarbeitshefte aus der Sekundarstufe I werden bestimmt auch beim nächsten Mal mit umziehen.
Dann gibt es noch die große Kabelkiste mit dem ganzen Elektronik-Zeug, das sich seit ca. 1990 angesammelt hat. Braucht jemand reichlich viele ISDN-Verlängerungskabel? TAE-Kabel vielleicht? Oder einen Siemens Pocket-Reader? Eins der nutzlosesten Produkte aller Zeiten. Das ist ein Scanner mit Texterkennung zum Einlesen einzelner Zeilen aus Büchern, Zeitschriften etc. Habe das Ding mal geschenkt bekommen und kurz ausprobiert. Es war so nutzlos, dass es nicht einmal seine eigene Bedienungsanleitung einlesen konnte. Mann, sowas muss man als Entwickler doch hart codieren, das ist doch das erste, was ein herumspielender Nutzer ausprobiert.
Ob ich allerdings den prähistorischen Laptop wegwerfen darf, muss ich noch mit Papi besprechen. Schließlich hat er auf diesem NEC MultiSpeed ca. 1987 größere Teile seiner Habil verfasst. Leider hat die Diskette mit dem Betriebssystem nicht mehr funktioniert. Mit ein wenig Glück finde ich in dem großen Stapel Disketten ja noch eine Kopie davon, genau wie ich eine Diskette mit Word 5.0 gefunden habe. Juchu! Endlich kann ich wieder die alten Dokumente lesen, die ich ca. 1989 bis 1992 geschrieben habe. Die .txt Dateien habe ich immer brav aufbewahrt, aber leider war mir die Software abhanden gekommen. Bis eben.
Zum Schluss noch eine Bitte: Kann mich in Zukunft jemand alle paar Monate daran erinnern, dass es nicht sinnvoll ist, quadratmeterweise Plastikfolie und jeden erdenklichen Karton aufzubewahren? Wäre nett, danke! Spart viel Arbeit beim nächsten Umzug.
Was für ein Abend. Was für ein Spiel. Was für ein total doofes Ergebnis. Über das Spiel muss ich nicht mehr viel sagen, das haben die Massenmedien und womöglich auch Teile der Blogosphäre schon ausreichend getan. Hier nur zwei kleine Eindrücke, die ich bemerkenswert fand.
Dass man bei St. Pauli auch als gegnerischer Fan nicht unbedingt damit rechnen muss, eins auffe Fresse zu kriegen, habe ich ja schon am 18.02. gemerkt, als die Düsseldorfer da waren und ich mit fünf passend gekleideten Fortuna-Anhängern in der Nordkurve stand. Doch der Mann im vollen Bayern Dress gestern abend war schon schick. Oder war es eher das „Mein Freund ist dof!“ Schild, das sein Begleiter dabei hatte, um sein Missfallen an der Einstellung seines Kumpels auszudrücken?
Ein bisschen Gänsehaut gab’s beim Absingen des Fan-Lieds „Das Herz von St. Pauli“ und später beim Einlaufen der Mannschaften. Die Hälfte der Nordkurve hielt braun-weiße Pappen hoch, die Haupttribüne war ganz und gar bunt („Wir schlagen jeden, egal welche Farbe“ oder so stand auf dem Transparent). Aber ganz berauschend waren die hunderte Leuchtfeuer, die sich binnen zwei Minuten von der Singing Area bis zur Nordkurve verbreiteten. Ein toller Teppich aus buntem Licht und Rauch. Ein bischen Pyrotechnik im Stadion wird wohl erlaubt sein, oder?
Was ist eigentlich das Geschäftsfeld der Firma Douglas? Dem unaufmerksamen Beobachter mag es scheinen, als ob in diesen überall zu findenden Geschäften Kosmetik verkauft wird. Doch das ist nur vordergründig so. Wer morgens im üblichen Büro-Berufsverkehr mit der U-Bahn in die Stadt fährt (beispielsweise Barmbek — Kellinghusenstraße — Meßberg) und ein einigermaßen waches Auge hat, sieht sofort, dass Douglas ein in Wahrheit Taschen herstellt. Handtaschen, um genau zu sein. Nicht die Handtaschen, die man jetzt prototypisch und spontan im Kopf hat (Leder, Textil, LKW-Plane), sondern aus Papier. Meistens sind sie bunt bedruckt, immer haben sie zwei Griffe aus Kordel. Wenn man mal drauf achtet, fällt einem erst auf, wie viele Frauen mit so einer Tüte herumlaufen — allerdings nur als Zweittasche. Alle Frauen, die mit einer Douglas-Tüte herumrennen, tragen außerdem noch eine normale Tasche. Meistens allerdings eine sehr, sehr kleine Tasche.
Als Mann, der das alles nicht versteht (obwohl mein Tick, selbst immer mit einer Tasche herumzulaufen, ab und an belächelt wird), kann ich darüber nur grübeln, was sich in den Douglas Tragetaschen befindet. Die einfache Antwort ist: alles, was in dem „normalen“ Handtäschchen keinen Platz mehr hat. Wenn es aber wirklich so ist, dass Frauen diesen berühmten Taschentick haben, warum nehmen sie nicht genau das Exemplar aus ihrer Sammlung, in dem alle an diesem Tag zu transportierenden Dinge Platz finden? So schön sind die Douglas-Tüten nun auch nicht.
Oder gilt hier auch die Weisheit der kleinen Schwester, die sie mal in Bezug auf Hello Kitty Accessoires äußerte?
Ihr [Männer] müsst das nicht verstehen. Ihr müsst es nur verschenken.