Ursprünglich wollte ich einen kurzen Text über das Buch schreiben, das ich als letztes gelesen habe. Obwohl „Improbable“ von Adam Fawer an sich kein besonders aufsehenserregendes Buch ist, war es für mich dennoch eine Premiere: Das erste Mal, dass nach nur wenigen Seiten klar war, dass das Buch literarisch kein großer Wurf ist. Anstatt mich dem vorzüglichen „The Time Traveller’s Wife“ zuzuwenden, habe ich es trotzdem zu Ende gelesen — nur um festzustellen, ob der Autor diesen Schreibstil ernst meint, oder ob nicht doch ein wenig Selbstironie in
diesem Thriller auftaucht. Passiert nicht, dass Buch nimmt sich ironischerweise vollkommen ernst. Spielt aber auch keine Rolle — es sei nur angemerkt, dass es in Improbable um Wahrscheinlichkeitsrechnung geht. Eine wirre und sehr
unwahrscheinliche Geschichte um LaPlaces Dämon, blablabla, ich will’s hier gar nicht ausbreiten.
Zeitsprung nach vorne: Gestern abend war die Auslosung der ersten Runde im DFB-Pokal. Ich habe es selbst nicht gesehen, aber die SMS vom kleinen Bruder und die Nachricht vom Stadionkumpel ließen keinen Zweifel: Am 09./10. September sehen wir am Millerntor eine Neuauaflage des Halbfinales vom 12. April. Wie wahrscheinlich war das? Sehr gering auf jeden Fall. Als ob mir das Leben einen Streich spielen wollte und sagte, „Ey, Alexander, höttest Du dieses Buch doch mal etwas ernster genommen.“ Klasse Leben, genau die Lektion, die ich brauchte.
Denn die Freude über diese Zulosung wird durch einen kleinen Umstand getrübt: Schrieb ich gerade „wir sehen“? Bei mir wird das schwierig, denn das Spiel fällt auf das letzte Wochenende meines Urlaubs in der Toskana. Mann, was hab‘ ich mir in den Hintern gebissen gestern abend. Da kaufe ich mir meine erste Dauerkarte, nicht zuletzt wegen des Vorkaufsrechts für die Pokalspiele, und beim ersten und wichtigsten bin ich weit weg. Oder doch nicht?
Nun werde ich vermutlich den heutigen Abend damit verbringen, (a) herauszufinden, ob das Spiel am Samstag oder am Sonntag sein wird und (b) wie ich am passendsten aus Cortona wieder nach Hamburg komme, um rechtzeitig zur großen Sensation wieder am Millerntor zu sein. Der Punkt (c) wie sag ich’s der Familie, mit der ich wegfahre, ist noch
ein weiteres Hindernis, aber das kriege ich auch noch hin.
Niemand siegt am Millerntor!