Monthly Archive for Juli, 2006

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Danke, Herr Getränkelieferant!

In dem wunderschönen Bürogebäude, in dem mein Arbeitgeber mit seiner Hamburger Geschäftsstelle residiert, gibt es einen Paternoster. Obwohl diese Art von Fortbewegungsmitteln etwas aus der Mode gekommen sind, ist es doch eine ungemein praktische Methode, sich zwischen verschiedenen Stockwerken im Gebäude zu bewegen. Für zwei oder drei Etagen lohnt es sich nicht, auf den richtigen Fahrstuhl zu warten und für die Treppe bin ich oft zu faul.

So ein Paternoster ist auch gar nicht so schwer zu benutzen. In den ersten Tagen brauchen neue Kollegen ein wenig Konzentration, um den Ein- und Ausstieg aus der sich bewegenden Kabine elegant hinzukriegen. Etwas hektisch ist es, wenn zwei Auf- oder Absteiger gleichzeitig die Kabine betreten oder verlassen wollen. Dann ist ein wenig Koordination erforderlich, damit nicht einer einen sehr großen Schritt machen muss. Trotz allem: Ein enorm praktisches und einfaches Transportmittel.

Man muss sich allerdings an einige Regeln halten. Das Gerät ist definitiv nicht für Rolli-Fahrer oder Lastentransporte geeignet. Um das herauszufinden, muss man kein Genie sein — aber selbst für Mitmenschen, die sich berechtigte Hoffnung auf einen Darwin Award machen können, ist gesorgt: Große Schilder auf jeder Etage und auf den Panelen zwischen den Kabinen weisen extra darauf hin, dass keine Lastentransporte durchgeführt werden dürfen.

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Insofern einen ganz großen Applaus an den Getränkelieferanten, der es am Montag geschafft hat, den Paternoster mit seiner Sackkarre außer Betrieb zu setzen. Wie mir die liebreizende Kollegin A. heute erzählte, wurde sie von großem Krach aus dem Treppenhaus von ihrem Arbeitsplatz weggelockt. Im Treppenhaus sah sie, wie der Getränkelieferant im Paternoster hinter seiner Sackkarre eingeklemmt war. Der Paternoster war zum Stillstand gekommen, nachdem sich die Gabel der Sackkarre, die vorne aus der Kabine herausragte, unter einem Stockwerksboden verkeilt hatte. Einer der Getränkekästen hat sich gelöst und ein Loch in die (denkmalgeschützte?) Rückwand geschlagen.

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Wahrscheinlich muss von einer kleinen Aufzugsmanufaktur im Erzgebirge ein Motor in Handarbeit gebaut werden, die Dinger werden ja nicht mehr in Serie hergestellt. Mein Tipp ist, dass ich bis Oktober wieder Treppen steigen darf. Danke, Herr Getränkelieferant!

Meine WM-Austragungsorte (2)

Wie versprochen, hier die Erweiterung der Liste meiner WM-Spielorte:

  • Sausalitos (im Chilehaus): Örtliche Filiale der Tex-Mex Erlebnisgastronomie-Kette. Ist bei den Kollegen sehr beliebt. Nachdem E. und ich auf der Suche nach einem persönlichen Austragungsort etwas ziellos durch die Innenstadt gelaufen sind, landen wir in diesem großen, gewölbeartigen Lokal ist es kurz vor dem Spiel kühl und leer. Der Laden verspricht aber voll zu werden, denn wir können lediglich einen Stehtisch etwas ungünbstig in den Weg stellen. Eine Kellnerin kommt vorbei und verteilt Trillerpfeifen. Das durchweg jüngere Publikum beginnt, sich ein Trillerpfeifen Freestyle Battle zu liefern. Das war sehr laut. Kurz vor dem Hörsturz (aber noch vor der ersten Bestellung) verlassen E. und ich das Lokal und haben auf der Suche nach einem Austragungsort wetvolle fünf Minuten verloren.

    Noch ca. 20 Minuten bis Anpfiff gegen Schweden.

  • Portugiesenviertel: Keine Ahnung, wie die Straße heißt, in der wir landen. Die Restaurants und Cafés sind voll, aber man kann gut auf der Straße stehen und auf die zahlreichen Leinwände und Fernseher schauen, die in den Läden hängen.

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    Die Stimmung ist hervorragend und die Straße ist nicht hoffnungslos überfüllt. Wenige hundert Meter entfernt drängen sich auf dem Fanfest ca. 70.000 Menschen, hier stehen wir inmitten einer kleiner Menge vor dem Café Sul. Im Restaurant nebenan ist es voller, aber dafür haben wir einen kleinen aber entscheidenden Zeitvorteil gegenüber den Gästen dort: Sie schauen digitales Fernsehen, wir analoges. Wir sehen und hören das Spiel zwei Sekunden vor den anderen, was dort deutlich Stimmung herausnimmt. Quintessenz: Live ist doch nicht life. Sorry, Opus!

    Bislang Austragungsort von einem Spiel. Wenn Portugal ins Finale kommt, vielleicht auch noch für ein zweites Spiel.

Klatschen wie Angela Merkel

Welches Bild der WM wird mir immer in Erinnerung bleiben? Lehmann nach dem zweiten gehaltenen Elfmeter gegen Argentinien? Der Moment, als auf dem FIFA Fan Fest Tschechen mit Ghanaern tanzten, nachdem Tschechien verlor? Das Spiel gegen Polen im Meisenfrei?

Wenn all diese Erinnerungen verblasst sind, werde ich die Bilder von Angela Merkel im Kopf haben, wie sie klatscht. Applaudieren kann man das ja kaum noch nennen. Habe noch nie jemanden gesehen, bei dem die Klatsch-Energie nicht aus den Armen kommt, sondern aus dem Becken. Etwas ruckelige Auf- und Abwärtsbewegungen im Becken der Kanzlerin führen dazu, dass gerade ausgestreckten Hände zusammenschlagen. Sieht sehr putzig aus. Mal drauf achten!