Monthly Archive for August, 2006

They’re everywhere

Kommt nicht häufig vor, dass ich in der Öffentlichkeit unvermittelt laut lache. Ist ja auch immer etwas unangenehm, besonders, wenn keiner mitbekommt, was so komisch ist — beispielsweise, wenn ich einen Podcast höre.

Gut, dass ich heute morgen noch nicht in der Bahn saß, als ich den Anfang der 451. Folge von Adam Currys Daily Source Code hörte. Er spielte They’re Everywhere von Jim’s Big Ego. Bei der ersten Zeile musste ich laut losprusten:

I’m a paranoid with surround sound speakers
They’re everywhere, they’re everywhere, they’re everywhere.

Note to self: Sehr gute Musik, dringend reinhören.

Musikdiebstahl im Stadion

Nicht, dass Hertha BSC Berlin ein Verein ist, der bei mir einen besonderen Sympathie-Bonus zu verspielen hätte, aber seit die Säcke sich bei dem Schmach&Schande Spiel am Samstag unseren Song 2 geklaut haben, um ihre bescheuerten drei Tore zu feiern, sind sie bei mir vollkommen unten durch.

Don’t go dissin‘ Tiefensee

Gestern war Tag der offenen Tür bei der Bundesregierung. Mein Bruder und ich waren zuerst im Verkehrsministerium. Dort wurden wir von einem Mitarbeiter abgefischt, der uns mit einem Fragebogen befragte, wie uns die Veranstaltung gefalle. Klar machen wir bei sowas mit. Er war auch ganz freundlich, wirkte dann aber doch etwas zurückhaltender, als ich auf die Frage, was mir denn zum amtierenden Verkehrsminister einfalle, sofort „Ehemaliger Oberbürgermeister von Leipzig, verbockte Olympiabewerbung“ assoziierte. Hat er so aufgeschrieben, wirkte aber nicht glücklich dabei.

Außerdem haben wir seine Statistik verfälscht. Unsere Antworten wurden auf genau einen Fragebogen notiert. Bei der Frage nach dem Alter hat er die 28 meines Bruder notiert statt meiner 34. Tja, dafür hat er aber auch einen Berliner ohne weiterführende Bildung statt eines Hamburgers mit Universitätsabschluss bekommen. Das war ein statistisches Eigentor. Wir haben dann entschieden, bei einer möglichen Umfrage in einem weiteren Ministerium vorher beim Fragenden auszuloten, welches Profil bei der Erhebung noch fehle.

Zitronenlächeln

Heute starrte mich im Gespräch mit A. im Café Gottlob in Berlin-Schöneberg ein eisiges Zitronenlächeln aus meinem Spezi-Glas an:

IMG_3610

Fotografiert, gebloggt und bei den Gesichtern hinterlassen.

Neuer Genitiv-Marker

Nachdem wir uns ja mehr oder weniger stillschweigend schon an den sächsischen Genitiv (Apostroph-s) gewöhnt haben, habe ich heute in der Süddeutschen Zeitung eine Weiterentwicklung dieses Phänomens gesehen: Ich nenne sie den bayrischen Genitiv. Ein Artikel war überschrieben mit

Kuraz-Anwalt macht Schröder-Regierung schwere Vorwürfe

Aha, also statt Apostroph demnächst der Bindestrich. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon „Hugo-Pommesbude“ statt „Hugo’s Pommesbude“ und mir wird schlecht dabei.

Hört das beim Genitiv Marker auf? Was macht „Moni’s Laden für mollige Ladie’s“ an der Fuhlsbüttler Straße, wenn sich der Bindestrich auch statt der herkömmlichen Pluralbildung durchsetzt? Wird daraus „Moni-Laden für mollige Ladi-e“? Brrr…

Pluto, wir werden Dich vermissen!

Pluto ist kein Planet mehr. Der Arme. Muss ein übles Gefühl sein, so einfach aus dem Planetensystem herausgekickt zu werden.

Ich stelle mir vor, welche Auswirkungen das nun haben wird. Bald wird der Pluto vergessen werden, schon heute ist in der Wikipedia zu lesen „Pluto is a dwarf planet (once classified as a true planet)“. „Once classified“ das klingt nach laaaange her. Dem Plutotourismus ist der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Stellungnahmen großer Reiseunternehmen und von Richard Branson stehen noch aus. Bleibt zu hoffen, dass es keine Pluto-Extremisten (hier wie dort) gibt, die sich nun den Planetenstatus zurückbomben wollen.

Pluto kann sicher sein, viele Verbündete zu finden. Auch Charon und Ceres gehen leer aus, was den Planetenstatus angeht. Mir ist das alles nicht geheuer. Sammeln wir mit dieser Taktik nicht eine große Menge von Zwergplaneten an, die irgendwann mal übermächtig werden? Wir als Stammplaneten im „Old solar system“ (Donald Rumsfeld) werden dann bestimmt irgendwann das Nachsehen haben. Früher oder später (wenn das IAU erstmal weitere hundert Zwergplaneten anerkannt hat — Asteoridengürtel, ick hör Dir trapsen) rotten sich die Zwergplaneten zusammen und werden mit großer Macht die (Wieder)aufnahme ins Planetensystem einfordern. Oder schlimmer: Uns als vermeintliche Riesen rauswerfen?

Was ist zu tun? Leserbriefe? Pluto-Solidaritätsbkundungen? Lichterketten? Bin für Vorschläge offen! Meinen Schreibtisch ziert auf jeden Fall bis auf weiteres ein Pluto-Soli-Plakat im Zwergformat!

Nachtrag: Auch andere machen sich Gedanken um unseren Ex-Planeten.

Der Vollständigkeit halber: Der Paternoster funkti…

Der Vollständigkeit halber: Der Paternoster funktioniert wieder! Ich hatte zum Glück keine Wetten laufen, dass es vor Oktober mit der Reparatur nichts wird (keiner wollte dagegen halten). Man hat — solange sich die Versicherungen streiten — die defekte Kabine provisorisch repariert. Das hätte man auch schon früher haben können.

Narzissmus oder Vergesslichkeit?

Nur so interessehalber: Wer trägt denn seinen eigenen Geburtstag in den Terminkalender ein? Und warum?

T9 und Kraftausdrücke

Die T9 Worterkennung in meinemEckarts Sony Ericsson Telefon kennt das schöne und wichtige Wort „Kotze“ nicht, das ich gerne ab und an in SMS verwende, wenn’s mal wieder nicht ganz sternengleich glänzt in meinem kleinen Leben.

Wer weiß, wie ich dem T630 neue Wörter beibringe?

Smalltalk mit Bettelpunks

Er: Entschuldigen Sie!

Ich: Ja?

Er: Haben Sie Spaß an Ihrer Arbeit?

So begann der kurze Dialog zwischen dem Bettelpunk, der gestern abend in einem Hauseingang in der Ferdinandstraße lag, und mir. Er lag dort mit blauem, geschwollenen Auge, etwas verranzt aussehend, mit seinem Hund auf einem dünnen Schlafsack und rauchte eine Selbstgedrehte.

Ich blieb kurz stehen, und überlegte, was ich ihm jetzt antworten soll. Normalerweise gehe ich bei solchen Situationen mehr oder weniger wortlos weiter. Doch ich war angenehm entspannt nach einer Yoga-Stunde und der Punk wirkte überhaupt nicht betrunken, stoned oder sonst etwas. Er sprach mit klarer Stimme und seine Frage verriet Interesse. Mein Bewerten der Situation dauerte noch an, daher fragte er nach:

Er: Ich meine, ziehen Sie da etwas für sich raus? Gibt Ihnen ihre Arbeit etwas?

Ich: Ja, doch, schon. Natürlich gibt’s auch bessere und schlechtere Tage, aber grundsätzlich macht mir das Spaß.

Das Gespräch begann, mich zu interessieren.

Er: Hm, also ich konnte mich da gar nicht dran gewöhnen. Ich kann mir nicht vorstellen zu arbeiten.

Ich: Wo haben Sie denn gearbeitet?

Er: Auf dem Bau.

Ich: OK, das kann ich mir auch nicht vorstellen.

Er: So ein Büro-Job wär aber auch nichts für mich, den ganzen drinnen sitzen.

Ich hätte es direkt aufschreiben sollen, denn als nächstes kamen wir drauf, wie es ist, obdachlos zu sein. Er schien ganz zufrieden. Ich sagte ihm, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen könnte, auf der Straße zu leben. Och, das sei gar nicht so schlimm. Er habe seinen Hund, das sei sein bester Freund. Im Winter ist es kalt, aber es gebe ja die Übergangsheime. Da hält er es aber auch nicht lange aus. Manchmal komme auch die Polizei und sammele einen ein, wenn’s zu kalt ist.

Dann kam der Punkt, an dem ich entweder nach Hause gehe oder aber zwei Flaschen Bier kaufe und mich weiter unterhalte. Habe mich für’s nach Hause gehen entschieden. Wir haben uns gegenseitig einen schönen Abend gewünscht (zu einem „schönen Feierabend“ hat mein Mumm nicht gereicht…).

Trotzdem fand ich die Situation schon etwas skurril. Zum einen, weil der Bettelpunk mich siezte und ich ihn natürlich zurückgesiezt habe. Zum anderen weil es ein Gespräch zwischen zwei Leuten war, die beide wissen, dass ihr Leben nicht gerade ideal ist, die aber im Großen und Ganzen recht zufrieden sind. Drittens beschränken sich meine Gespräche mit Bettelpunks meistens auf ein „Eh, Alter, ich find Dich und Dein Leben total scheiße, aber gib mir mal zwei Euro für mein Hund.“ und meiner Antwort „Nö.“. Das war gestern ganz anders. War eher wie ein „Was machen Sie so?“ Partygespräch — nur halt zwischen einem Bettelpunk im Hauseingang und einem Softwareentwickler auf dem Weg nach Hause.