Monthly Archive for September, 2006

Noch ein langer Tag (und er ist noch nicht vorbei)

Heute ist ein richtig langer Tag. Bin heute morgen um 3:45 Uhr in Hamburg aufgestanden, sass um 6 im Flugzeug nach Amsterdam und bin um 11:45 in Newark angekommen. Der Flug war OK, ich habe mich ein wenig mit der Niederlaenderin unterhalten, die exzellent Deutsch sprach. Charmant: Ihr recht angenehmer niederlaendischer Akzent war mit einer gehoerigen Portion Schwaebisch durchsetzt.

Erstaunlicherweise ging die Immigration am Liberty Airport („Welcome to Liberty Airport. You may not use your cell phone.“ war die erste Durchsage) sehr schnell: In nur zwanzig Minuten vom Verlassen des Flugzeugs bis zum Verlassen des Terminalgebaeudes. Dann mit dem Bus nach Manhattan und bei der Greyhound Gepaeckaufbewahrung im Port Authority Terminal den schweren Rucksack abgegeben.

Bis zu meinem Treffen mit der Freundin, bei der ich die erste Nacht unterkomme, waren noch ein paar Stunden Zeit. Habe mich direkt ins Getuemmel gestuerzt: Eine 7-Tage-Metrocard gekauft und in die naechstbeste Subway gesetzt. Losfahren, am Washington Square aussteigen und viele altbekannte Orte wiedererkennen. Ich war seit sieben Jahren nicht mehr in New York, aber es gibt wenig Staedte, die mir so schnell so vertraut sind. Schoen, mal wieder hier zu sein.

Um nicht nach der Rueckkehr nach Hamburg aus allen Wolken zu fallen, wenn mir E PLUS die erste Telefonrechnung mit den Roaming-Gebuehren schickt, habe ich mir eine Prepaid Karte gekauft. Interessantes Preisgefuege: T-Mobile will $50 fuer das reine Starter-Paket haben (Karte und Startguthaben), bei Cingular habe ich fuer $30 eine Karte, ein Startguthaben und ein Telefon gekauft. Der freundliche Verkaeufer bei Radio Shack hat es gleich aktiviert und vergessen mir die Nummer zu sagen. Die habe ich dann von einem Typen in einem Cafe erfahren, den ich nach seiner Nummer gefragt habe, um ihn kurz anzurufen. Wer will, kriegt mich in der naechsten Woche unter +13474491861. Hoffentlich funktioniert die Karte auch in Kanada

Dann das Gepaeck wieder abgeholt, nach Queens gefahren und an der mir immer noch sehr vertrauten Ecke Union Turnpike/Springfield Blvd die Freundin Gudi getroffen. Nun sitze ich bei ihr, blogge ein paar Eindruecke und gleich gehen wir essen. Und dann gehe ich vielleicht irgendwann mal ins Bett. Bislang war der Tag 22 Stunden lang. Und es ist erst zwanzig nach sechs.

Geänderte Öffnungszeiten

Sollten die neuen Beiträge hier demnächst zu ungewöhnlichen Tageszeiten erscheinen, liegt das nicht an plötzlicher Schlaflosigkeit meinerseits, sondern daran, dass ich mich die nächsten zwei Wochen sechs Zeitzonen weiter westlich befinden werde.

Falls in dieser Zeit hier eher weniger zu lesen sein wird, liegt’s dran, dass ich im Urlaub nicht zum Bloggen komme. Seht’s mir nach. Schaut doch zur Abwechslung mal bei Merlix, Maunamea, Elle, Kiki, Matt Wagner, Schwadroneuse oder Herrn Paulsen vorbei. Auch schön dort.

Gordischer Zahnseideknoten

Die Produkte der Firma GABA aus Lörrach sind schon seit langer Zeit Teil meiner täglichen Hygieneverrichtungen. Aronal, Elmex, Elmex Gelée und die Zahnseide Multi Floss, die bei uns Brückenträgern besonders beliebt ist, stehen brav auf dem kleinen Glasregal beim Waschbecken im Bad.

Was mich an dieser Zahnseide nur immens stört, ist die bescheuerte Papp-Verpackung. Jede andere Zahnseide wird auf einer Rolle in einer robusten Plastikverpackung verkauft, die auch eine Reise in einem Kulturbeutel überlebt. Nur eben das Produkt, das ich benutze, gibt es ausschließlich in einer höchst fragilen Pappschachtel. Das Aufdrücken der transparenten Folienfront, durch die man die einzelnen Fäden entnehmen soll, gelingt eher schlecht als recht, denn die Fäden verhaken sich gerne ineinander. Spätestens dann ähnelt die Zahnseide einem gordischen Knoten.

Früher oder später muss man die Packung doch an der oberen oder unteren Seite öffnen, obwohl das nicht so gedacht ist. Spätestens aber nach der ersten Reise, wenn die Packung etwas beengt im Kulturbeutel mitgereist ist, erledigt sich das Thema, da die Schachtel dann geplatzt ist, von selbst. Das sieht dann ungefähr so aus:

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Na klasse. Nun ist nicht nur die Packung hinüber. Auch das Entnehmen der Zahnseidefäden wird zu einer Übung, die mich überlegen lässt, ob das Produkt nicht besser Zen-Seide heißen sollte. Verdammtes Drecksnknäuel. Unnötig zu sagen, dass es in dem Zustand sowieso nicht mehr mit auf Reisen gehen kann.

Ein supergroßes Dankeschön und ein noch zu überlegender Preis an denjenigen, der mir den besten Vorschlag macht, wie ich das Problem umgehen kann!

Barmbek Vista Social Club

Gestern, auf dem Rückweg von Kaffee.Satz.Lesen, am S-Bahnhof Alte Wöhr: H. (die Schwester meines Cousins, die aber nicht meine Cousine ist) und ich gehen den Bahnsteig entlang zur Treppe. Schon in größerer Entfernung werden wir Zeugen eines heftigen Wortgefechts zwischen einer Frau Ende 20 und einem etwa gleich alten Mann. Sie schreit wirres Zeug, ist vollkommen hysterisch. So, wie sie Ihre Bierflasche hält, ist dies nicht die erste, die sie an diesem Tag in der Hand hat. Ach, was soll das Gerede: Sie war voll bis Oberkante Unterlippe. Er schreit zurück, ist ebenfalls hysterisch, aber nicht ganz so abgedreht wie sie.

Ist also eine Sitaution, wie man sie dutzendfach am Tag in einer Großstadt erleben kann. H. und ich folgen unserem Instinkt, diese Szene möglichst teilnahmslos an uns vorüber gehen zu lassen, oder aktiv formuliert: möglichst teilnahmslos an dieser Szene vorbeizugehen.

Das wird jedoch schwer, denn wir sind nur wenige Meter von den beiden entfernt, als er ausholt und der Frau mit der flachen Hand auf die Wange schlägt. Sie schreit auf, lässt die Flasche fallen und geht zu Boden. Sie ist nun vollkommen unter Schock, schreit, hält sich das Gesicht und reagiert nicht, als ich mich herunterbeuge, ihr die Hand hinhalte, um ihr wieder auf die Beine zu helfen.

Nun bin ich involviert und kann nicht einfach sagen, „OK, die will keine Hilfe, lass uns weitergehen.“ Stattdessen evaluiere ich eine Schrecksekunde lang meine Chancen, drehe mich zu dem Mann um, der etwa einen halben Kopf größer ist als ich und auch sonst bulliger wirkt, und sage mit todernster Stimme:

Du schlägst sie jetzt nicht nochmal, oder?

Er, völlig verdattert und wahrscheinlich von sich selbst überrascht, nimmt dies glücklicherweise nicht als Einladung, stattdessen mir eine zu langen, sondern schreit:

Ich hab‘ die noch nie vorher geschlagen, aber Du glaubst doch nicht, dass ihr das wirklich weh tut, das ist doch nur Show!

Inzwischen hat sich die Frau ein wenig aufgerappelt und schleppt sich immer noch schreiend die Treppe hinunter. Unten versucht ein anderer Passant mit Bierflasche (was soll das? Ist heute Barmbeker Biertag?) sie zu beruhigen, von oben brüllt der Mann: „Deine Scheiß-Sachen stehen hier oben, kannst Du Dir holen!“. H. und ich sind der Meinung, die Situation ist entschärft und verlassen ein paar Meter hinter der immer noch schreienden und weinenden Frau das Bahngebäude.

H. gibt zu, dass das ja nicht so aussah, als ob es wirklich so sehr wehgetan hätte. Hm, was soll man da sagen? Ich gebe ja zu, dass der schwer rationale Teil meines Gehirns nach der klatschenden Ohrfeige versucht hat, die Schwere des Schlags einzuordnen. Ergebnis: Die war wohl schon nicht mehr so fest auf den Beinen, wenn sie das umgehauen hat. Aber solche Maßstäbe darf man ja nicht ansetzen, wenn so’n Typ mitten in der Öffentlichkeit eine Frau schlägt.

Zumindest ist sie abgedreht genug, dem Mann — der sie mittlerweile links liegen gelassen hat — etwas hinterzurufen, was ich von der anderen Straßenseite nicht mehr ganz verstehe, woraufhin er sich umdreht und zurückbrüllt: „Ich? Ein Feigling? Ich?“

Och nöö, Alte, nicht auch noch einen draufsetzen, ist mein Gedanke, als H. und ich in die Tischbeinstraße einbiegen.

Ist die Verrückte wieder in mein Leben getreten?

Beunruhigendes spielt sich im Treppenhaus ab. Über die letzten fünfeinhalb Monate wähnte ich mich sicher vor dem Einfluss der Verrückten, deren exzentrisches Verhalten den Auslöser dafür lieferte, mir nach sechs Jahren im selben Haus eine neue Wohnung zu suchen.

Zur Erinnerung: Erstes Anzeichen des exzentrischen Verhaltens war damals, dass sie begann, das Treppenhaus anzuhübschen, also an alle möglichen Stellen kleine Applikationen wie Kerzen, Figürchen oder Hartmut Engler-CDs zu postieren. Brrrrr, allein die Erinnerung lässt mir eine Gänsehaut über den Rücken kriechen.

Nun hat irgendjemand vor einiger Zeit auf den Treppenabsatz unterhalb meiner Wohnung einen Zwergbaum gestellt. Das ist OK, er macht sich gut dort und so eine Pflanze ist ein durchaus normales Ding, das in einem normalen Treppenhaus auch nicht als besonders exzentrisch auffällt. Seit ein paar Tagen jedoch steht direkt neben dem Zwergbaum ein Wasserkessel:

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Was macht der da? Hat er eine Funktion (als Gieskanne für den Baum vielleicht?) oder ist er ein aus ästhetischen Gründen dort platziertes Objekt? Ich hoffe nicht, dass hier im Haus jemand mit einer ähnlichen Neigung lebt wie meine vorherige Nachbarin. Ich werde die Augen offen halten und an dieser Stelle berichten.

Totale Selbsterkenntnis beim Chatten mit Georg

me: Habe nun ca. 95% meiner MP3s in iTunes mit Covern hinterlegt (bescheuertes Ehrgeiz-Bibliothekarsattitüde-Projekt).

Georg: (auch ein Weg, seine Zeit rumzubringen)

Lieblingsjahreszeit

Erwähnte ich bereits, dass der Spätsommer im September sich in den letzten Jahren klammheimlich zu meiner Lieblingsjahreszeit entwickelt hat?

Das Wetter ist üblicherweise stabil und schön. Man gibt sich nicht mehr so erwartungsvoll „Nun haben wir uns den Sommer aber verdient“, wie es im Mai der Fall ist, sondern ist dankbar für jeden weiteren schönen Tag, bevor die tristen Jahreszeiten wieder Einzug halten. Die Farben der Natur sind nicht mehr so frisch und bunt wie vor dem Sommer, aber dafür viel reicher in den Texturen. Die Sonne im Spätsommer hat eine besondere Qualität, die sich immer dann zeigt, wenn sie so niedrig steht, dass sogar die Brotkrümel auf dem Küchentisch kleine Schatten werfen.

Die Leute sind nach den Ferien entspannt und schwelgen noch in einer Sommerstimmung. Es herrscht Aufbruchstimmung, weil vieles neu beginnt: das Schuljahr, das akademische Jahr, die Spielzeiten der Sportarten, die über den Sommer pausiert haben. Mir ist aufgefallen, dass im Spätsommer viele Künstler auf Tournee gehen und die ganzen „Lange Nacht der …“ Veranstaltungen kann man kaum noch zählen.

Ich mag den Spätsommer. Wenn dazu noch ein so gelungener Ausflug kommt, wie der heutige mit den Kollegen in den Hochseilgarten in Geesthacht, kann mir der launische Frühling gestohlen bleiben.

Honestly, British Airways!

Habe heute eine Mail von British Airways erhalten, die mich viel zu oft mit Werbemails zu besonderen Aktionen nerven. Dieses Mal geht’s um Halloween und dass das eine gute Gelegenheit sei, London zu besuchen, wegen der vielen lustigen Halloween Events.

Eins der Events, die sie bewerben, finde ich ein wenig unsensibel. Doch seht selbst!

In Zusammenarbeit mit dem Al Qaeda Ortsverein Westminster? Also ehrlich.

Ahoy, me hearties!

Piratenkapitän: Arrrrrrrrrrrr! Dann lass die Landratte mal Kiel holen gehen!

Pirat: Aye, Aye, Käpt’n.

Alle: Jo-ho-ho… Und ne Buddel voll Rum!

Heute ist Talk Like A Pirate Day. Alle mitmachen! Arrrrrggghhhh!

Lecker lecker Fu Fu!

Oh Mist, schon wieder vergessen, rechtzeitig einzukaufen. Was soll ich denn das ganze Wochenende ohne Fu Fu Flocken machen?

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