Gestern habe ich etwas Neues ausprobiert: Die Behandlung bei einer Osteopathin. Ich habe keine Lust mehr auf meine ständig verspannten Schultern und die regelmäßig daraus resultierenden Kopfschmerzen. Bevor jetzt einer mit Hinweisen wie „Sport treiben hilft“ kommt, sei gesagt, dass ich mich sehr wohl sportlich betätige. Trotzdem sitze ich viel zu viel an diversen Schreibtischen und das wirkt sich nicht positiv auf Skelett und Muskulatur aus.
Beeindruckt durch die Erfahrung des Verlobten der kleinen Schwester habe ich mich auf die Suche nach einem Osteopathen in Hamburg gemacht. Eine geeignete Auswahl war schnell zusammengegooglet und eine Website sprach mich besonders an: Gefälliges Design, informative Texte und auch mein Esoterik-Detektor bewegte sich tief im grünen Bereich. Außerdem war das Foto der Heilpraktikerin rattenscharfsehr ansprechend. Schnell anrufen und einen Termin vereinbaren, bevor die unmittelbare Energie des Aktionismus wieder verfliegt.
Ich saß im Vorraum der Praxis, als auf einmal ein absolut engelsgleiches Wesen die Tür aufmachte, auf mich zukam und mir die Hand entgegenstreckte:
Sie: Sie müssen Alexander sein.
Ich: Örks..argl…dummdidumm… Ja.
Sie: Warten Sie doch noch, bis die Patientin aus dem Raum kommt, dann können Sie schonmal reingehen.
Ich: Örks..argl…dummdidumm… Ja.
Ab diesem Moment Moment war ich beseelt von einem einzigen Gedanken: Wie zum Teufel soll ich es schaffen, nur in Unterhose bekleidet vor dieser Frau zu stehen, ohne sie merken zu lassen, welchen Effekt sie auf mich hat?
Was bei der Untersuchung noch ganz gut ging (da wird ja nur aus sicherer Entfernung betrachtet), war bei der anschließenden Behandlung, ein derber Test meiner Willenskraft. Dank des Käfers an der Decke, auf den ich mich während der Behandlung voll konzentrieren konnte (Da ist ein Käfer an der Decke, da ist ein Käfer an der Decke, da ist ein Käfer an der Decke, da ist ein Käfer an der Decke…), gelang es, meine Aufmerksamkeit von den Händen, die meine Schultern und meinen Rücken durchkneteten, wegzulenken. Und auch das gelegentliche Entlangstreifen meines Arms („Es ist wichtig, dass Sie diesen Arm passiv halten.“) an ihrem weit fallenden Polohemd habe ich gut überstanden. Immerhin war da ja dieser dicke, schwarze Käfer an der Decke.
Die Behandlung dauerte etwa eine halbe Stunde. Wow, hat das gutgetan. Die oberen Halswirbel bewegen sich langsam wieder auf ihre Soll-Stellung zu und ich habe die Hoffnung, dass sich dadurch die Verspannung in meiner Schulter löst.
Sie machte mich noch darauf aufmerksam, dass ich an den nächsten beiden Tagen so etwas wie Muskelkater, der aber keiner ist, erwarten könne (Notiz von heute: check!) und dass sie mir empfiehlt, weitere sechs bis acht Behandlungen zu machen.
Wir sehen uns nächste Woche wieder. Hoffentlich ist dann der Käfer noch da.