Monthly Archive for September, 2006

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Kenne Dein Viertel! Kenne Barmbek!

E. und S. überraschten mich eben auf dem Weg die Fuhle hoch nach dem gemeinsamen Besuch des Kultur-Flohmarkts am Museum der Arbeit mit einer ungewöhnlichen Frage:

Was meinst Du, wieviele Möglichkeiten es gibt, auf der Fuhlsbüttler Straße zwischen dem Bahnhof und unserem Haus einen Döner zu essen?

Ich kam ins Schwitzen: Da ist der CK Pommes im Bahnhof (Nr. 1), die schmierige Bude direkt beim Rauskommen (Nr. 2), die andere schmierige Bude in der Außenwand des Karstadt (Nr. 3), dann eine kurz vor dem Weg durch die Grünanlage (Nr. 4). An der Ecke Hellbroockstraße sind einer oder zwei, ich war mir unsicher (ist nur einer: „Lezzet“, Nr. 5). Dann das „Klimit“ (Nr. 6) neben der Metzgerei Durst und wenige Meter weiter der „Patara Grill 2“ (Nr. 7). Unter der U-Bahnbrücke durch kommt noch „Kebab Collection“ (Nr. 8), das war’s. Acht. Ich hatte neun getippt, aber der Laden an der Ecke Hellbroock ist nur einer, auch wenn er aussieht wie zwei.

Ungeahnte kulinarische Vielfalt.

Sollte es von Jauchs Gewinnshow mal eine Hamburger Lokalausgabe geben, könnte ich mir folgende Frage für die erste Ausscheidungsrunde vorstellen:

Ordnen Sie die Ladenlokale folgender Branchen nach der Häufigkeit auf der Fuhlsbüttler Straße zwischen S-Bahnhof und Wasmannstraße:

  • Dönerläden
  • Bäckereien
  • Haspa-Filialen
  • Gemüsetürken

Wenn’s genug Vorschläge in den Kommentaren gibt, gehe ich mal los und zähle das durch.

Noch zwanzig Minuten bevor ich losgehe, um am Mill…

Noch zwanzig Minuten bevor ich losgehe, um am Millerntor zu sehen, wie der Tabellenletzte Bayer Leverkusen II auseinander genommen wird. Hoffe ich doch. Hey, FC St. Pauli, das wäre doch mal was: So ein richtig entspannter 3:0 Sieg. Ein frühes Tor, eins kurz vor der Halbzeit und ein schöner Treffer in der 75. So ganz ohne Hängen und Würgen, ohne Zittern und Bibbern. Keine gelbe Karte für Meggle, ein souveräner Torwart und endlich mal mindestens ein Luz-Tor, das ich auch sehe. Forza!

Später: 2:0 Arbeitssieg. Aber so richtig soverän war das nicht…

Meine neue Osteopathin (seufz)

Gestern habe ich etwas Neues ausprobiert: Die Behandlung bei einer Osteopathin. Ich habe keine Lust mehr auf meine ständig verspannten Schultern und die regelmäßig daraus resultierenden Kopfschmerzen. Bevor jetzt einer mit Hinweisen wie „Sport treiben hilft“ kommt, sei gesagt, dass ich mich sehr wohl sportlich betätige. Trotzdem sitze ich viel zu viel an diversen Schreibtischen und das wirkt sich nicht positiv auf Skelett und Muskulatur aus.

Beeindruckt durch die Erfahrung des Verlobten der kleinen Schwester habe ich mich auf die Suche nach einem Osteopathen in Hamburg gemacht. Eine geeignete Auswahl war schnell zusammengegooglet und eine Website sprach mich besonders an: Gefälliges Design, informative Texte und auch mein Esoterik-Detektor bewegte sich tief im grünen Bereich. Außerdem war das Foto der Heilpraktikerin rattenscharfsehr ansprechend. Schnell anrufen und einen Termin vereinbaren, bevor die unmittelbare Energie des Aktionismus wieder verfliegt.

Ich saß im Vorraum der Praxis, als auf einmal ein absolut engelsgleiches Wesen die Tür aufmachte, auf mich zukam und mir die Hand entgegenstreckte:

Sie: Sie müssen Alexander sein.

Ich: Örks..argl…dummdidumm… Ja.

Sie: Warten Sie doch noch, bis die Patientin aus dem Raum kommt, dann können Sie schonmal reingehen.

Ich: Örks..argl…dummdidumm… Ja.

Ab diesem Moment Moment war ich beseelt von einem einzigen Gedanken: Wie zum Teufel soll ich es schaffen, nur in Unterhose bekleidet vor dieser Frau zu stehen, ohne sie merken zu lassen, welchen Effekt sie auf mich hat?

Was bei der Untersuchung noch ganz gut ging (da wird ja nur aus sicherer Entfernung betrachtet), war bei der anschließenden Behandlung, ein derber Test meiner Willenskraft. Dank des Käfers an der Decke, auf den ich mich während der Behandlung voll konzentrieren konnte (Da ist ein Käfer an der Decke, da ist ein Käfer an der Decke, da ist ein Käfer an der Decke, da ist ein Käfer an der Decke…), gelang es, meine Aufmerksamkeit von den Händen, die meine Schultern und meinen Rücken durchkneteten, wegzulenken. Und auch das gelegentliche Entlangstreifen meines Arms („Es ist wichtig, dass Sie diesen Arm passiv halten.“) an ihrem weit fallenden Polohemd habe ich gut überstanden. Immerhin war da ja dieser dicke, schwarze Käfer an der Decke.

Die Behandlung dauerte etwa eine halbe Stunde. Wow, hat das gutgetan. Die oberen Halswirbel bewegen sich langsam wieder auf ihre Soll-Stellung zu und ich habe die Hoffnung, dass sich dadurch die Verspannung in meiner Schulter löst.

Sie machte mich noch darauf aufmerksam, dass ich an den nächsten beiden Tagen so etwas wie Muskelkater, der aber keiner ist, erwarten könne (Notiz von heute: check!) und dass sie mir empfiehlt, weitere sechs bis acht Behandlungen zu machen.

Wir sehen uns nächste Woche wieder. Hoffentlich ist dann der Käfer noch da.

Casual Day Has Gone Too Far

Ich werde alt und spießig. Dachte ich mir jedenfalls, als ich gestern beim Verlassen der Broterwerbsstelle im Treppenhaus eine junge Kollegin sah, auf deren schwarzem T-Shirt der Slogan I need a kiss prangte. Jaja, ich weiß, it’s a free world, aber als ich das sah, formte sich in meinem Kopf sofort das Wort „unangemessen“.

You’ve got spam!

Aua, aua, aua macht mein Kopf, weil ich ihn dreimal auf die Oberfläche meines Schreibtischs haue. Das macht mir keinen Spaß, aber vielleicht hilft der Schmerz, die Dummheit der Welt zu vergessen.

Auslöser war eine Mail, die Torsten von unserem firmeninternen Spam-Filter erhalten hat. Kann ich Euch nicht vorenthalten:

Von: POSTMASTER@xxxxxxxxxx.de [mailto:POSTMASTER@xxxxxxxxxx.de]

Gesendet: Mittwoch, 13. September 2006 15:57

An: Torsten

Betreff: A spam mail to you was blocked.

Sehr geehrte Anwenderin,

sehr geehrter Anwender,

eine Nachricht wurde von dem Acitve Spam Filter geblockt.

Falls Sie die Nachricht trotzdem erhalten möchten,

wenden Sie sich bitte an das Postfach

DezentraleITPlattformen@xxxxxxxxxx.de.

Mal davon abgesehen, dass dieser Spamfilter weitgehend nutzlos ist, weil auch die offensichtlichsten VI8GrA-Nachrichten durchkommen, tauscht unsere hochheilige Security-Truppe also externen Spam gegen internen aus.

Und jetzt alle zusammen: Aua, aua, aua.

Sind wir Papst?

Ein kurzer Gedanke, der mir vor einiger Zeit mal in den Kopf flog und der anlässlich des Papstbesuchs eine gewisse Aktualität hat: Haben wir wirklich einen deutschen Papst? Oder noch prägnanter: Ist der Papst wirklich Deutscher?

IANAL, aber ist es nicht so, dass es im deutschen Rechtssystem keine doppelte Staatsbürgerschaft gibt? Wenn das so ist, dann müsste man doch mal schauen, wie der Vatikan das handhabt. Der Papst ist Staatoberhaupt des Vatikans, folglich wird er höchstwahrscheinlich die vatikanische Staatsbürgerschaft haben (Wenn ich Staat wäre, würde ich es schon zur Bedingung machen, dass mein Staatsoberhaupt auch meine Staatsbürgerschaft hat.). Da ist das Dilemma: Es gibt für Deutsche keine doppelte Staatsbürgerschaft (außer bei manchen durch Geburt), und wenn der ehemalige Herr Ratzinger Präsident des Vatikans ist, kann er — nach meinem laienhaften Verständnis — auch keine deutsche Staatsbürgerschaft haben.

[Etwas später] Habe gerade die Verfassung des Vatikans ausgegraben und festgestellt, dass dort keine Aussagen getroffen werden, die meiner Überlegung dienlich sind. Die Verfassung sagt nichts aus über die Staatsbürgerschaft des Papstes. Interessant ist aber Artikel 1, Absatz 1:

Der Papst besitzt als Oberhaupt des Vatikanstaates die Fülle der gesetzgebenden, ausführenden und richterlichen Gewalt.

Gewaltenteilung irgendjemand? Mir war schon klar, dass die katholische Kirche keine basisdemokratische Veranstaltung ist. Ansonsten hätte ich mich mit dem Austritt auch etwas schwerer getan. Aber nach einer Verfassung wie dieser würde sich jeder Diktator und Despot die Finger lecken. Sogar Weißrussland gibt sich da — auf dem Papier — demokratischer.

Ein langer Tag

Habe total vergessen, mich auch in diesem Kreis abzumelden, bevor ich letzte Woche Freitag zu einem einwöchigen Urlaub aufgebrochen bin und das Barmblog somit für diese Zeit geschlossen bleiben musste. Damit dies nicht nochmal passiert, schon hier die Ankündigung, dass in der Zeit vom 29.09. bis zum 16.10. vermutlich nicht viel Neues hier zu lesen ist — es sei denn, der Freund in New York und die Freundin in Montréal haben ausreichende Internetverbindungen und in diesen gut zwei Wochen passiert etwas Berichtenswertes.

Die Überschrift deutet schon an, dass heute ein langer Tag war. Ich bin etwas durch den Wind. Heute morgen wache ich in einem unglaublich schönen und toll gelegenem Ferienhaus an der Grenze zwischen Toskana und Umbrien auf, am Abend schreie ich mir am Millerntor die Seele aus dem Leib, um St. Pauli durch die erste Runde des DFB-Pokals zu bringen. Leiderleider vergebens.

Die Zeit zwischendrin war hauptsächlich mit Reisen belegt. Eine Zugfahrt mit einem Regionalzug von Camucia-Cortona durch die morgendliche Toskana nach Pisa, dann mein erster Flug mit RyanAir nach Lübeck, der Bustransfer zum ZOB nach Hambug und ehe ich es mich versehe, sitze ich mit dem schweren Koffer in der S-Bahn nach Barmbek. Dabei habe ich die Worte des Mitreisenden aus dem Bus nach Hamburg im Ohr, der zu seiner Freundin sagte, dass das Reisen mit dem Flugzeug schon komisch sei: Man ist noch im Urlaub und keine zwei Stunden später findet man sich mitten im Alltag wieder. Als ich das hörte, fand ich es etwas albern, aber mit einem mentalen Jet-Lag behaftet (fühle mich weder dort noch hier) kann ich dieser Idee doch einiges abgewinnen. Besonders im Vergleich zur Reise vor einer Woche.

Bin am letzten Freitag mit der Bahn nach Innsbruck gefahren. Nach einer Nacht im Zug hatte ich schon das Gefühl, eine lange Strecke hinter mich gebracht zu haben. Aufwachen am frühen Morgen und auf einmal sieht draußen alles anders aus als bei der Abfahrt. Da kriegt man schon ein Gefühl für die zurückgelegte Strecke. Bei den letzten Flugreisen ist mir dieser Effekt nicht so aufgefallen, da auch diese über Nacht vonstatten gingen. Aber Mittags um 12 in Pisa in ein Flugzeug zu steigen und um 14:30 in Lübeck wieder auszusteigen ist schon seltsam.

Der Rest des Tages ist schnell erzählt: Nach Hause, auspacken, ins Stadion, 1:0 Schulz, 1:1 Podolski, in der Verlängerung ein schmeichelhafterweise Lahm zugeschriebenes 1:2 und hinterher mit B. noch Biere im September getrunken. Dann nach Hause und bloggen.

Gleich ins Bett und morgen versuchen, den Urlaub ein wenig ausklingen zu lassen. Und waschen, waschen, waschen.