Monthly Archive for Oktober, 2006

Im Büro ist keine Konzentration notwendig

Bei Putzmitteln bin ich ein großer Freund des Konzentrats. Die Idee, Produkte soweit einzudampfen, dass sie deutlich weniger Platz wegnehmen, finde ich ganz, ganz praktisch. Gut, dass ich angefangen habe, meine Wäsche selbst zu waschen, als es schon Waschmittelkonzentrate gab und ich nicht in die Verlegenheit gekommen bin, diese unmäßig großen Waschmitteltonnen durch die Gegend zu schleppen — geschweige denn, diese auch noch in meiner Studentenwohnung unterzubringen. Der einzige Zweck dieser Tonnen war wohl, meinen Geschwistern und mir als Aufbewahrungsort für Bauklötze zu dienen. Dafür waren sie tatsächlich ganz gut geeignet, wenn auch die Restentleerung einer solchen Tonne nicht einfach war: Ich erinnere mich an einen leichten Waschmittelduft an den Bauklötzen, doch ich schweife ab.

Zurück zum Konzentrat: Also, im allgemeinen eine exzellente Sache. Nur in einem Anwendungsbereich halte ich Konzentrat für vollkommen fehl am Platz: in unserer Büroküche. Mehrere zig Kollegen kommen ein bis mehrere Male am Tag mit ihrem Kaffeebecher in die Küche und spülen den Becher durch. Dafür wird — selbstverständlich — auch immer ein wenig Spülmittel verwendet, allerdings tendenziell eher mehr als nur ein wenig. Muss ja sauber werden, der Becher, und viel hilft viel. Also wird die Spülmittelflasche einmal draufgehalten, bis sich ein ordentlicher Klecks im Becher gebildet hat. Dann Wasser drauf und reichlich Schaum produzieren, der dann auch wieder abgespült werden muss.

Der Spülmittelingenieur steht im Geiste daneben und schüttelt den Kopf: Jahre hat er darauf verwendet, dass mit nur einer stecknadelkopfgroßen Menge seines Spülmittels das Geschirr einer ganzen Kompanie gereinigt werden kann, und was machen die Banausen? Benehmen sich so, als ob es seit 1992 keine Innovationen im Bereich Reinigungsmittel gegeben habe.

Mein Vorschlag: Speziell für solche Einzelspüloasen wie Büroküchen sollte man kein konzentriertes, sondern im Gegenteil verdünntes Spülmittel anbieten. Davon darf’s ruhig auch mal ein bisschen mehr sein, ohne dass die Hamburger Wasserwerke einen C-Alarm ausrufen müssen.

Der Wasserverbrauch wäre niedriger, die Belastung des Abwassers mit Tensiden ebenfalls und dem Hygienebedürfnis der Nutzer wäre Genüge getan. Lediglich die Hersteller würden in die Röhre (den Abfluss?) schauen, weil dieser Retro-Schritt die Verkaufsargumente für ihre Produkte (noch stärker, noch fettlösender) untergraben würde.

Als Alternative könnte ich auch in Guerilla-Manier die sich leerende Flasche immer wieder mit Wasser auffüllen und somit die Nutzungsdauer des Spülmittels drastisch erhöhen.

Polyphonie jetzt!

Eine Anregung für die Ingenieure im Publikum: Könnt Ihr nicht bitte mal ein wenig der Energie, die Ihr sonst dafür aufwendet, stumme Alltagsgeräte in fiepende, wimmernde und dudelnde Alltagsgeräte zu verwandeln, darauf investieren, einen Eierkocher zu bauen, der nicht klingt wie die Sirene auf dem Dach der Schulaula? Ich will keine Klingeltöne aufspielen oder ähnlichen Zeitvertreib — bloß nicht mehr tot vom Stuhl zu fallen vor Schreck, wenn das Frühstücksei fertig ist, wäre schon ein riesiger Fortschritt.

Die Zukunft hat mal wieder begonnen

Gerade eben war einer der Momente, in denen ich das Gefühl hatte, dass für mich eine neue Ära anbricht: Mein erstes privates Videotelefonat. Da die Freundin in Kanada nun auch einen Computer mit Kamera und einen Breitbandanschluss hat, konnten wir mal ausprobieren, ob iChat wirklich so nett funktioniert wie bei den Apple Stevenotes. Tut es. Ganz eindeutig. Noch ist die Bildqualität weit weg von High Definition, der Ton klingt wie bei einer Mobilfunkverbindung aus dem Jahr 1999, aber: es geht! Sogar sehr einfach. Bin begeistert.

Leben mit Strom

Wer in meinen Terminkalender für die nächste Woche guckt, könnte den Eindruck gewinnen, dass ich ein Strom-Junkie bin. Ist aber nicht so, ist reiner Zufall.

kalendereintrag

Aber, hmmm, wenn ich den Elektriker am Mittwoch etwas zweckentfremde und ihn nicht nur nach dem defekten Lichtschalter schauen lasse, kann ich mir vielleicht die folgenden Sitzungen beim Orthopäden sparen — Strom ist schließlich Strom, und der Elektriker wird ja hoffentlich gelernt haben, wie man mit dem Zeug umgeht.

Jörg Geiger, der Außerirdische

Die heutige „Sprachblüte des Tages bei SPON“ wird präsentiert von Jörg Geiger im Interview zu Windows Vista:

In den Lizenzbestimmungen steht auch explizit, dass das System ab und zu nach Hause telefoniert.

Damit kann ich mein kleines Lexikon aktualisieren, in dem ich Redewendungen auf Personen abbilde:

  • nach Hause telefonieren: E.T., Jörg Geiger
  • zu Hause anrufen: alle anderen

Die Apostroph-Mafia schlägt wieder zu

Ist zwar mittlerweile ein wenig altbacken, sich über die neuen Variationen der Apostroph-Verwendung zu mokieren, aber bei dem Beispiel, das mich heute in einer Mail erreichte, hatte ich Tränen in den Augen.

Krawatten in 50 verschiedenen Farben und Design´s
(Paketangebot: 3 kaufen und 4´te geschenkt)

Kleinstkunst am Freitagabend

Schon nach wenigen Minuten nach Beginn der Show in Alma Hoppes Lustspielhaus war klar, dass ich die Veranstaltung früher verlassen würde. Eigentlich schade drum, denn ich hatte mich auf den Abend mit den Kollegen gefreut: Zuerst essen gehen, dann ins Theater. War zwar noch nie ein besonders großer Freund des Kabaretts, aber das Leben ist ja auch mal für eine positive Überraschung gut. Für mich leider nicht in diesem Fall.

Auf dem Programm standen „Die Glücksforscher“, oder — um mit dem Programm des Hauses zu sprechen:

Dieses Programm montiert die aktuelle Politik zu einer Kabarett-Fiction der gemeinen Art: die beteiligten Akteure in Politik, Wirtschaft und Medien werden konsequent durchbeleidigt, dass es eine Freude ist. Und die Unbeteiligten werden ebenfalls in löwenscharfen Senf getaucht. Wenn die Zukunft schon im Halbdunkel liegt, sollte der Humor rabenpechschwarz sein.

Au weia. Gut, dass ich das nicht vorher gelesen habe. Was ich in der ersten Hälfte der Show sah, war ein par force Ritt durch alle gängigen Klischees: Politikerbeleidigungen, das Rumhacken auf Managern, das Nachäffen von Maklern, und die Zurschaustellung grenzdebiler Hotelbedienungstürken im all-inclusive Ambiente.

Wer jedoch großflächig ausgespart wurde, war der bärbeißige, mittvierzigjährige, linksliberale, lederwesten- und schnauztragende Angestellte und Beamte im mittleren Dienst. Wäre ja auch ein wenig viel verlangt gewesen, die eigene Klientel mit den gleichen Platitüden zu versehen, wie „Diedaoben“. Bis auf den einen Zuschauer auf dem Opfersitz in der ersten Reihe — aber wer sich bei Kleinkunst in die erste Reihe setzt, schreit ja geradezu danach, in die Deppenrolle gedrängt zu werden. Der und alle anderen, die sich gesellschaftlich ausreichend weit von den Besuchern des Theaters entfernt befinden, wurden mit einer fies riechenden Soße aus Mittelmäßigkeit übergossen.

Es tut auch niemandem weh, wenn man über Roland Koch die unglaublich innovative Feststellung trifft, dass er aussehe wie ein Schwein. Nee, was haben wir gelacht darüber. Doch Innovativität war eh nicht die Stärke des Duos Petersen/Loenicker. Hätten sie ein wenig künstlerischen Anstand, wäre es ihnen vielleicht albern vorgekommen, einen monologisierenden Zeitungsverkäufer zu verkörpern, der mit schnoddrigem Hamburger Dialekt die Schlagzeilen der tagesaktuellen Boulevardpresse kommentiert. Sowas gibt’s schon, hat sogar 2005 einen Grimme-Preis in Gold gewonnen. Oder ist die Aufmerksamkeitsspanne der Zielgruppe so kurz, dass man annahm, Dittsche sei schon vergessen?

Die einzige blatante Kopie? Beileibe nicht: Zu dem Satz „Geld allein macht nicht glücklich.“ dichteten Kettcar schon im Jahr 2002 „Aber irgendwie doch besser im Taxi zu weinen als im HVV-Bus, oder nicht?“ Heute heißt es bei Petersen/Loenicker dazu in etwa „Besser in der eigenen Limousine zu weinen, als im vollbesetzten Bus“.

Das ganze findet unter der Regie von Henning „Sesamstraße“ Venske statt, der sich vor vielen Jahren mit dem Kinderhörspiel „Als die Autos rückwärts fuhren“ tief in mein Herz geschrieben hat. Diese Schallplatte war und ist ein prima Beispiel für anarchischen Humor, der subtil an Autoritäten wie Eltern und Lehrern kratzt. Doch leider war von dieser Spritzigkeit an diesem Abend nicht mehr viel zu sehen.

Die Pause kam und erlöste mich. Mit meinen Kollegen war es zum Abschied noch vergnüglich, danach spielte mir auf dem Weg zur Bushaltestelle am Winterhuder Markt mein iPod die 1:40 lange Antwort von Tocotronic auf solche Kleinstkünstler vor:

Ich will nicht schlecht über Euch reden / Ist ja doch bloß primitiv. / Ich verachte euch wegen / Eurer Kleinkunst zutiefst.

Selbstzensur: Bitte um Teilnahme.

Polnische Zöllner feuern Warnschüsse auf deutschen Dampfer

titelte SPON heute morgen um 07:22. Seitdem beiße ich mir auf die Zunge und überlege, ob mein spontaner Kommentar dazu nicht wegen Geschmacklosigkeit der Selbstzensur zum Opfer fallen muss.

Ich kann ja mal versuchen, eine Andeutung zu machen, und Ihr sagt mir, ob das noch zu rechtfertigen ist: 05:45 Uhr!

ebay: ein Nervenkrimi

Innerhalb der letzten 45 Sekunden ging der Preis meines alten Bettes von 1 Euro auf 28 Euro hoch. Yay! Wer in Zeiten von ebay noch Sachen zum Sperrmüll schleppt, ist selbst schuld.

Was macht eigentlich…

Admiral Ackbar?

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Nach dem Sieg über das Imperium und seiner ehrenvollen Entlassung aus den Streitkräften der Neuen Republik verbringt er seine alten Tage als Glitzerfisch im Biodome in Montreal. Aber aufpassen: Der Fisch sieht nur freundlich aus, es ist in Wahrheit ein Piranha. It’s a trap!

Und als kleines Goodie: Ein Ausflug ins Web Design der späten Neunziger Jahre.