Monthly Archive for November, 2006

Gerüchteküche

Über die Jahre, in denen ich mich mit Computern beschäftige, habe ich schon verschiedenste Dinge ausprobiert. Vor allem hat über die Jahre ein bunter Strauß von Betriebssystemen meine Disketten und Festplatten bevölkert. Anfänge mit MS-DOS, Windows 3.0, dann die Abkehr vom Mainstream und der Umstieg auf OS/2 (ja! Version 2.1 bis 4.0, von 1993 bis 1998) und Linux, nun bin ich bei MacOS gelandet. Jedes dieser Systeme hat seinen eigenen Charme und seine eigene Community, deren Mitglieder mit einer teils missionarischen Hingabe versuchen, den Gospel unter die Leute zu bringen.

Selbst dem Außenstehenden bleibt nicht verborgen, dass die Apple-Community zu den eher stärkeren Vertretern ihrer Gattung gehört. Daher war mir beim Umstieg auf MacOS auch klar, dass ich nach der Linux-Welt mit ihrer eigenen Arroganz („Wenn Du’s nicht kannst, hast Du’s nicht verdient“) nun ein neuer Glaubensgrundsatz herrscht („Steve“).

Total überrascht war ich hingegen von der Gerüchteküche, die sich um „all things Apple“ dreht. Auf den entsprechenden Websites wird jeder Furz, der in Cupertino gelassen wird, zu einem Ereignis von Weltrang hochsterilisiert. Die Kreativität der Community zu beobachten, mit der Screenshots von möglichen Produkten erstellt werden, ist zum Teil echte Zeitverschwendungatemberaubend.

Eben landete eben folgende Meldung in meinen RSS-Reader, die den Informationshunger der Apple-Community auf die Spitze treibt.:

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Whoha! Echte Neuigkeiten. Film um 11.

Pimp my Stasiakte

Heute neu bei SPON: Stasi bespitzelte jahrelang Horst Köhler. Jedoch heißt es in dem Artikel: „Was in Köhlers Stasi-Akte steht, bleibt jedoch vorerst geheim.“ Ist vielleicht auch besser so. Es könnte möglicherweise das Image unseres Bundespräsidenten als verwegener Haudegen in Frage stellen, wenn Details aus seinem Leben als „Leiter des Ministerbüros und Leiter der Unterabteilung I A im Bundesministerium der Finanzen“ ans Tageslicht kommen. Vielleicht ist in der Akte die eine oder andere Spur von Vandalismus (Dienstag, 12.08.1986: verbogene Büroklammern aus Ministeriumsbestand im Papierkorb Köhlers gefunden) oder Anarchie (Freitag, 22.11.1985: blauen Anzug getragen) zu finden, doch insgesamt stelle ich mir die Veröffentlichung nicht als das am meisten erwartete Literaturereignis seit Harry Potter vor.

Wenn es die Stasi 1993 noch gegeben hätte, wäre man dort vielleicht von selbst drauf gekommen, die Observierung des mittlerweile zum Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes aufgestiegenen Köhlers aufzugeben, weil man soviel Langeweile selbst dem gestandensten I.M. nicht zumuten konnte. Sogar in der DDR nicht.

Mal Ordnung in den Laden bringen

Am Donnerstag stand ich vor einem argen logistischen Problem: Es waren keine sauberen Socken mehr in der Schublade. Zumindest keine mehr, die ich zur Arbeit anziehen kann und keine, die ich um diese Jahreszeit anziehen will. Diese Situation erkennend machte ich mich in Frankfurt nach einem Termin noch auf die Suche nach einem Kaufhaus. Auf der Zeil fand ich auch schnell die örtliche Filiale meines favorisierten Kleidungskaufhauses, deren Sockenmehrfachpacks nicht nur preiswert, sondern auch bequem sind.

Leider gab es die richtige Größe nicht mehr in dem großen Wühltisch (heißen die Dinger nicht „Schütte“?), nur noch hunderte von Paaren in der zu großen Größe, bei der ich sicher sein konnte, dass die Ferse auf der Wade hängt. Die erste Verkäuferin konnte mir nicht helfen, da sie aus einer anderen Abteilung war, der zweite Verkäufer in der Hemdenabteilung, dann aber schon. Er öffnete die Schublade unter dem Wühltisch und reichte mir den letzten Sockendreierpack (schwarz, Größe 39-42).

„Den letzten?“ fragte ich mich ungläubig. Das kann doch nicht sein, da muss man doch dem Laden ein wenig unter die Arme greifen. Wofür bin ich denn schließlich mit dem Mann zusammen aufgewachsen, der im zentralen Einkauf dieser Kette diese Artikelgruppe betreut. Schnell ans Telefon!

Ich: Du, ich stehe hier gerade vor Eurem Haus auf der Zeil in Frankfurt und wollte nur schnell Bescheid sagen, dass ich den letzten Dreierpack Socken in schwarz, Größe 39-42 gekauft habe. Vielleicht schickst Du mal welche hin. Nicht 43-46, davon sind noch reichlich da.

Er: Ich betreue die Socken zwar erst ab Dezember, aber ich sag der Kollegin Bescheid. Wenn Du möchtest, rufe ich auch sofort den Abteilungsleiter an und schicke ihn zu Dir. Bist Du noch im Haus?

Ich mag es, im Einzelhandel zuvorkommend bedient zu werden. Doch den Abteilungsleiter brauchte ich doch nicht zu sprechen. Ich bin sicher, dass mein Kontakt im zentralen Einkauf sich die Gelegenheit nicht nehmen ließ, den Mann auf den Topf zu setzen, wie er denn diesen überlebenswichtigen Standardartikel (schwarz, 39-42, 5,90 Euro) so vernachlässigen konnte.

Wann ist „nächsten Dienstag“?

Heute ist Montag und ich versuche, mich per Mail mit H. zum Essen zu verabreden:

Ich: Wann gehen wir eigentlich mal wieder essen? Nächsten Dienstag?

H.: di in 8 tagen?

Jawohl nächste Woche Dienstag. Und ich muss endlich verinnerlichen, dass bei Wochentagen die Formulierung „nächsten x“ nur im Rheinland automatisch auf „übernächsten x“ abgebildet wird, wenn heute x-1 ist.

Das gilt allerdings auch für Wochenenden: Angenommen, heute ist Donnerstag und ich sage „nächstes Wochenende“ — damit meine ich das Wochenende, das die folgende Woche abschließt. Was aber, wenn heute erst Montag ist? Dann wäre „nächstes Wochenende“ zumindest so mehrdeutig, dass ich nachfragen würde.

Kurze Verifikation mit dem Kollegen, der in Münster aufgewachsen ist:

Ich: Wenn heute Donnerstag wäre und ich sage, dass wir uns nächstes Wochenende treffen. Welches Wochenende meine ich dann?

Er: Ich würde sagen, das Wochenende drauf.

Das macht es nicht einfacher. Aber es hat auch niemand gesagt, dass die Welt für einen Linguisten ein besonders einfacher Ort ist.

Shabbat Shalom, motherfuckers!

Wo wir gerade bei witzigen Filmen sind: Habe mich gestern abend halb totgelacht über The Hebrew Hammer, eine jüdische Parodie auf Shaft und verwandte Filme. Bestimmt sind mir zwei Drittel der Witze entgangen, da ich die gängigen Klischees über amerikanische Juden dann doch nicht so gut kenne, aber das verbleibende Drittel war schon prima. Mit solchen Details wie dem Subway-Schild kriegt man mich garantiert rum.

The Hebrew Hammer

(c) 2003 ContentFilm & Jericho Entertainment

Borat nun doch nicht so schlimm

Nun hat es sogar der Kasache selbst eingesehen. Die offizielle Website inform.kz zitiert aus einer kasachischen Boulevardzeitung:

„Cultural Learnings is certainly not an anti-Kazakh, anti-Romanian or anti-Semitic … It is a cruelly anti-American movie,“ the newspaper said. „It is amazingly funny and sad at the same time.“

Und diese Einschätzung deckt sich ziemlich genau mit meiner. Bin sehr gespannt drauf, was der Schwager in spe von seinem mehrwöchigen Aufenthalt in Kasachstan erzählt, wenn er morgen zurück kommt.

Musste gerade ziemlich über den Namen des RSS-Feed…

Musste gerade ziemlich über den Namen des RSS-Feeds der Titanic-Website lachen:

http://www.titanic-magazin.de/ich.war.bei.der.waffen.rss

Alarm?

Im Nebenbüro steht ein großer, schwarzer Rollkoffer mit einem kleinen, goldenen Schleifchen am Griff. Keiner von den Kollegen weiß, wem der Koffer gehört. Ich gehe davon aus, dass es sich um eine Kofferbombe handelt (obwohl der Koffer zu leicht ist für so etwas — aber was weiß ich schon von Bombengewichten?). Was tun? Den freundlichen Kollegen vom Service-Management benachrichten, um eine kontrollierte Sprengung herbeizuführen? Direkt beim Kampfmittelräumdienst anrufen?

Viel besser: Wir stellen den Koffer in den Paternoster und spielen russisches Roulette!

Zurück vom Fußball

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Klar ist es für den gebürtigen Düsseldorfer, der letztlich doch zum FC St. Pauli konvertiert ist, ein Pflichtermin, wenn Pauli in Düsseldorf spielt. Gründe gibt’s genug: Die in der Heimat gebliebenen und dorthin zurückgekehrten Freunde und das neue Stadion die neue Multifunktionsarena, in der ich auch noch nie war. Habe ja viel drüber über gehört, über das Erwinodrom die LTU-Arena. Um es kurz zu machen: Der Termin war Pflichttermin im Kalender, seit klar war, dass weder Fortuna noch St. Pauli in der letzten Saison die Drittklassigkeit überwinden würden und noch mindestens ein weiteres Jahr in derselben Liga spielen würden.

Treffpunkt war Samstag um 13 Uhr im U-Bahnhof am Hauptbahnhof. Wir waren zu sechst, aber längst nicht allein auf dem Bahnsteig. Der quoll schon über vor Leuten, ein Meer aus rot-weiß, aber auch der vereinzelte Totenkopf oder Akzente von braun-weiß waren zu sehen. Was nicht zu sehen war, waren die extralangen Züge der Linie U78, die um diese Zeit die ca. 20.000 Besucher im 3-Minuten-Takt zum Stadion fahren sollten. Nach zwanzig Minuten wurde das Gedränge doch ein wenig viel und die Vermutung, dass die Rheinbahn nicht mitbekommen hat, dass für das Spiel ca. 17.000 Karten im Vorverkauf weggegangen sind, drohte sich zu bewarheiten.

Die Ansage gab Gewissheit: Schaden eines Stromabnehmers, derzeit kein Zugverkehr. Dann ging das Wettrennen um die Taxen los. Mit dem Taxi zum Stadion? Sowas gibt es ja eigentlich gar nicht, aber wir waren nicht die einzigen, die diese Idee hatten. Zum Glück steht hinter dem Hauptbahnhof ein nimmer versiegendes Füllhorn an Taxen, ganz anders als an den anderen Haltestellen der Bahn, die wir auf dem Weg in den Düsseldorfer Norden passierten. Dort standen hilflos den vorbeifahrenden Taxen hinterherwinkende Trauben von Menschen. Uns blieb nicht viel übrig als außer freundlich zurückzuwinken.

Am Stadion war es unglaublich voll. Das Sicherheitspersonal hatte an den Personenkontrollen alle Hände voll zu tun. Besonders in solchen Fällen, bei denen der Besucher versuchte, eine eigene Digitalkamera ins Stadion zu schmuggeln, um von Block 156 im Oberrang aus das eine oder andere Erinnerungsfoto zu machen. Dann muss man nämlich dem vollkommen fassungslosen Besucher klarmachen, dass er sich jetzt gegen den Strom durch die Menschenmenge zurückdrängen muss, um bei dem blauen Container dahinten die Kamera in die Sicherheit des Stadionpersonals zu übergeben. Dadurch macht man sich nicht besonders beliebt bei den Gästen. Man muss dann auch etwas von Stadionordnung faseln und von „wenn einer die Kamera an den Kopf bekommt, wenn sie geworfen wird“.

Am blauen Container treffen sich mehrere ungehaltene Leute, denen ins Gesicht geschrieben steht, dass sie unautorisierte, nicht vom Rechteinhaber DFB lizenzierte Bilder des Regionalligaspiels machen wollen. Was für eine Schikane! Einer der Momente, in denen ich mich frage, in was für einer Welt wir eigentlich leben. Vor allem, weil nur die Leute die Kameras abgeben mussten, die beim Abtasten so kooperativ waren, zu sagen, dass sich in der Jackentasche ein Fotoapparat befinde. Alle anderen Kameras und Mobiltelefone dürfen selbstverständlich mit ins Stadion.

Mal abgesehen von den prinzipiellen Erwägungen wäre es schon angemessen gewesen, die Besucher mit Hilfe von Schildern auf das Verbot von Bildaufzeichnungen im Stadion hinzuweisen. Hätte einigen Ärger erspart, wäre aber wahrscheinlich nicht praktikabel gewesen, weil das Stadionpersonal sich sonst damit konfrontiert gesehen hätte, auf mehrere zehntausend Telefone und Kameras aufpassen zu müssen.

Zum Glück hat das Spiel eine halbe Stunde später angefangen als ursprünglich angesetzt. Es waren immer noch tausende Besucher unterwegs und ich glaube, dass auch eine ganze Menge Besucher das 1:0 durch Palikuca nicht live gesehen haben, weil sie zu diesem Zeitpunkt noch versuchten, ins Stadion zu kommen. Der Rest des Spiels ist auch St. Pauli Sicht auch nicht erwähnenswert. Der Treffer von Lechner war sehr schön, ging aber leider ins falsche Tor. Danach lief gar nichts mehr. Schade, dass St. Pauli sich danach durch ein eher ruppiges als elegantes Spiel hervortaten.

Immerhin hatten die Düsseldorfer einen gelungenen Karnevalsauftakt an diesem 11.11. und ich weiß ja, dass wir diese Niederlage am 12. Mai 2007 wieder gutmachen werden. Dann müssen die Freunde auch mit mir in die Gegengerade, daran gibt es kein Vorbeikommen.

Hier mal etwas Ungewöhnliches (man soll ja nicht n…

Hier mal etwas Ungewöhnliches (man soll ja nicht nur alltägliches bloggen): Mein Zug heute war bei der Abfahrt aus Düsseldorf pünktlich und kam nur vier Minuten nach Plan in Hamburg an.