Monthly Archive for Dezember, 2006

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Eiswürfelersatz

Wenn man sich beim Abschmecken der Brühe für das Risotto die Zunge verbrennt und keine Eiswürfel im Haus hat, mit denen man die Zunge zur Linderung kühlen kann, kann man zur Not auch ein paar von den Tiefkühlerbsen in den Mund nehmen, die im Risotto mitgekocht werden sollen. Erbsen tauen aber schneller auf als Eiswürfel.

Faktor 100

Eine der skurrilsten Sachen, die mir in der letzten Zeit im Internet untergekommen sind, ist der Mitschnitt eines Telefonats von George Vaccaro mit dem Kundenservice des US-Telefonanbieters Verizon. Gleich mehrere Kundendienst-Mitarbeiter verstehen den Unterschied zwischen 0.002 Cent und 0.002 Dollar nicht.

Das knapp halbstündige Telefonat, in dem George mit einer Engelsgeduld mehreren Verizon-Mitarbeitern zu erklären versucht, was eigentlich jeder Zwölfjährige verstehen sollte, ist sehr lustig und sehr traurig zugleich.

Interessant ist es auch aus der Perspektive, welche Möglichkeiten man als Kunde hat, solche Dinge in die Öffentlichkeit zu bringen und dadurch Druck auf Unternehmen auszuüben.

Alles weitere ist in Georges Verizon Math Blog nachzulesen.

EDIT: Passt thematisch ganz gut: Noch ein schönes Beispiel, wie man kreativ mit Telemarketern umgehen kann. Die Seite braucht ein wenig Ladezeit, aber es ist sehr komisch.

Bad mit Blick auf Manhattan

Fernweh

Fernweh? Wer, ich?

Manuel, König der Portugiesen

Heute ist Freitag. Freitags ist Markt am Museum der Arbeit und normalerweise gehe ich dorthin, um einzukaufen. Heute nicht, denn heute ist auch Fußball und da lohnt es sich nicht, vorher nochmal nach Hause zu fahren. Doch ich schweife ab.

Ein besonderes Vergnügen beim Einkaufen auf dem Markt ist es, bei Manuel am Stand vorbeizuschlendern und die letzten beiden Croissants zu kaufen. Manuel ist Portugiese und hat einen kleinen Imbissstand, mit dem er auf verschiedenen Hamburger Wochenmärkten präsent ist. Dort verkauft er Backwaren, Pommes und Milchkaffee. Der Milchkaffee beim Portugiesen heißt ja galao, aber ich habe keine Ahnung, wo die Tilde auf das Wort kommt und deshalb nenne ich den galao Milchkaffee. Manuel wirkt ein wenig wuschig, was vielleicht daran liegt, dass er trotz geschätzter 30 Jahre in Deutschland noch nicht ganz fließend Deutsch spricht. Er erinnert mich immer an den Kellner aus Fawlty Towers, der nicht zuletzt auch Manuel hieß. Die beiden sind sich auch äußerlich ähnlich. „I know nothing, I’m from Barcelona.“

Doch ich bin sicher, dass dies nur eine Fassade ist und dass Manuel wahrscheinlich der abgefeimteste und reichste Portugiese der Welt ist. Mit dem Erlös der ca. 54.000.000 verkauften Milchkaffees hat er vermutlich größere Teile der Algarve gekauft.

Besonders lustig ist es, bei Manuel Brötchen und Croissants vorzubestellen, wenn ich am Wochenende mal Gäste habe. Dazu gehe ich am Donnerstag vormittag zum Markt am Burchardplatz und versuche ihm klar zu machen, dass ich etwas vorbestellen möchte, was ich am nächsten Tag in Barmbek abholen möchte. Das klingt dann so:

Er: Haaallloooo

Ich: Hallo, ich möchte gerne etwas für morgen vorbestelle: 20 Brötchen und 8 Croissants.

Er (total ungläubiger Blick): Soviel habe ich nicht da.

Ich: Neinnein, nicht für jetzt, für morgen bestellen. 20 Brötchen, 8 Croissants. Ich hole das in Barmbek ab. (Oh bitte, lass ihn das Signalwort „Barmbek“ verstanden haben.)

Er: Ah, ja, gut, morgen abholen!

Ich: (bitte, bitte, wiederhol die Zahlen für mich.)

Er: Das sind 20 Brötchen und…

Ich: (ja… ja…)

Er: 8 Croissants.

Ich: Ja. 20 und 8.(Ja! Er hat’s verstanden!)

Ich: Wollen Sie eine Anzahlung haben? (was frag ich Vollidiot so komplizierte Dinge?)

Er : (leichte Verwirrung) Jaja, morgen abholen.

Ich: (Puh!) Ja, prima, bis morgen dann.

Am nächsten Tag drückt Manuel mir eine Riesentüte Brötchen in die Hand. Ich bin glücklich, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass alle Aspekte dieser komplexen Konversation richtig verstanden worden sind.

Hat sich aber gelohnt. Die Brötchen von Manuel sind Weltklasse und die Croissants so fluffig, dass ich mich am liebsten reinlegen würde.

Gnarz, gnarz, doppelseitiges Klebeband.

Seit kurz nach dem Umzug im April ärgere ich mich über die Werbung, wegen der häufig mein Briefkasten überquillt. Ich bekomme ja nicht so viel Post, aber garantiert an den beiden Tagen im Monat, an denen ich die Titanic oder die brand eins aus dem Kasten ziehe, steckt soviel Werbung drin, dass auch die Zeitschriften zerknickt sind. Jaja, weiß schon, spießig und es gibt schlimmeres auf der Welt als ein Eselsohr in einer Zeitschrift. Aber bei meinen Zeitschriften bestehe ich auf das Recht des ersten Eselsohrs.

Außerdem nervt es mich kolossal, die Werbung drei Stockwerke hoch in die Wohnung zu tragen und sie dort direkt ins Altpapier zu werfen. Einen Papierkorb für Werbung gibt’s nicht im Haus und auch wenn die landläufige Meinung anderes behauptet: Der gemeine Barmbeker verbrennt kein Papier im Hausflur.

Bleibt noch die Möglichkeit, ein „Bitte keine Werbung“ Schild an den Kasten zu hängen. Das hat zwar nur begrenzte Wirkung, da die Speisekartenasiaten sich einen Dreck um eine solche Bitte scheren, aber zumindest der Briefträger der samstags dieses eingeschweißte Werbebündel verteilt, hält sich dran.

Nun scheitert mein Vorhaben an einer kleinen Technikalität: Ich finde zum Verrecken kein doppelseitiges Klebeband. Nicht nur bei mir in der Wohnung nicht, auch die verschiedenen Drogeriebudnirossmannschleckers haben das nicht. Und ohne doppelseitiges Klebeband klebe ich keinen Zettel an den Briefkasten. Wenn ich den Zettel nur mit Tesafilm anklebe, reißt er bei nächster Gelegenheit ab. Oder ich bilde mir das ein, weil ich bislang in allen meinen Wohnungen dieses blöde doppelseitige Klebeband verwendet habe, um Zettel an meinen Briefkasten zu hängen. Da gewöhne ich mich doch nicht einfach um. Für mich sind die Konzepte „Briefkasten“ und „Bitte-keine-Werbung-einwerfen“ Zettel halt unlösbar durch doppelseitiges Klebeband miteinander verbunden.

Bevor ich das ändere, ärgere ich mich lieber nochmal vier Monate über die Werbung im Briefkasten und schiebe das alles auf die Unfähigkeit der Läden auf der Fuhle, sich ein vernünftiges Sortiment an Klebemitteln zuzulegen. Sind die doch selbst schuld, wenn ich das bei denen nicht kaufe.

Wundermittel Polonium

Was mich an dieser ganzen „Russischer Ex-Agent stirbt radioaktiv vergiftet“-Geschichte irritiert, ist, dass der Mörder eine gewisse Subtilität und Effizienz vermissen lässt. Rekapitulieren wir:

  • Das Opfer ist nicht sofort tot, sondern siecht wochenlang dahin und hat die Möglichkeit, alles, aber auch alles auszuplaudern.
  • Die Mordwaffe hat nach Angaben der britischen Ärzte ca. 30.000.000 Dollar gekostet. Gibt’s kein preiswerteres Gift?
  • Anstatt möglichst wenig Spuren zu hinterlassen, findet man quer über London verteilt Spuren von Polonium. 33.000 Fluggäste der British Airways sind in den Wochen nach dem Anschlag mit denselben Flugzeugen unterwegs gewesen wie Mörder/Opfer/wer auch immer. „Im Untergrund agieren“ habe ich mir immer unauffälliger vorgestellt.

Wenn da wirklich der russsische Geheimdienst hinterstecken sollte, muss man schon die Frage stellen, ob deren operationelle Standards nicht seit dem Ende des kalten Krieges ganz, ganz massiv gesunken sind.

Schwerkraft in Mannheim und Köln

Bitte stellen Sie die Tasse mit der Öffnung nach oben in den Kaffeeautomaten und drücken Sie bitte nur 1x pro Tasse.

steht auf dem Schild neben dem Kaffeeautomaten, das ich vor einiger Zeit in der DB Lounge am Kölner Hauptbahnhof gesehen habe. Es war Samstag abend, gegen 21 Uhr und die DB Mitarbeiterin wuselte um mich herum, als ich mir ein Getränk ziehen wollte.

Ich: Jetzt müssen Sie mir aber erklären, was es mit diesem Schild auf sich hat. Stellen Leute wirklich die Tasse falschrum da rein?

Sie: Wissen se, seit dat Schild da seht, passiert dat nur noch fünfmal am Tach. Die stellen de Tass falschrum rein und drücken zweimal für Kaffee und ich kann dat alles wegwischen.

Ich: Und was sagen die Leute dann, wenn das passiert?

Sie: Die meisten sagen, dat dat in Mannheim aber andersrum funktioniert.

Ich (fassungslos): Und haben Sie mal gedacht, die Leute zu fragen, ob in Mannheim auch sonst die Schwerkraft andersrum funktioniert?

Sie: Nee, aber dat kann ich mal machen. Dat Schild hat auch schon einer fotografiert, dat ess jetz im Internet.

Ich: Und genau das werde ich jetzt auch machen.

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Adventshorror

Sag mal Alexander, warum findest Du eigentlich Weihnachtsmärkte so furchtbar nervtötend?

Muss ich mehr Beispiele geben als dieses hier?

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