Monthly Archive for Januar, 2007

Abziehbilder

In der Großstadt treffe ich täglich auf vollkommene Archetypen bestimmter Stilrichtungen; Leute, die ohne Rücksicht auf Klischees jedes Vorurteil bestätigen, dass im Allgemeinen über ihre Bevölkerungsgruppe herrscht. In schwachen Momenten überlege ich, ob ich für andere Leute auch wie ein solches Abziehbild erscheine. Wie könnte dieses Bild aussehen?

Vielleicht Bionade trinkender, iPod hörender, Freitagtaschen trangender, brand eins lesender, kaum noch Haare habender, Mac benutzender Blogger? Oder ist das zu stereotyp?

Mir wird schlecht.

PS: Habe vergessen, die neue Senseo-Maschine zu erwähnen. Oder versteht die sich bei „Blogger“ von selbst? :-)

Rummenigge, alter Sklavenhändler

Heute rummenigget es ganz erheblich aus der SZ heraus. Über die Formkrise des FC Bayern schreibt man dort mit einem Zitat des Bayern-Vorstandsvositzenden:

Auch Spieler-Nachkäufe kurz vor Ablauf der Transferperiode am 31. Januar seien kein Thema, denn es gebe nur „drittklassige Ware zu überteuerten Preisen“.

Vielleicht sollte der Mann sich mal an Tifus, den Sklavenhändler, wenden, den wir in „Asterix und der Lorbeerkranz“ auf Seite 15 kennenlernen. Nachdem Obelix am Assistenten beweisen durfte, wie stark er ist, heißt es dort:

Ja, nicht schlecht! Aber ich führe nur Luxusartikel. Bedenkt, dass ich den cäsarischen Haushofmeister erwarte, der mir bei neue Ware kaufen will…

Wenn Beckenbauer „der Kaiser“ ist, ist Rummenigge als Vorstandsvorsitzende bestimmt der Haushofmeister. Hut ab vor der Weitsichtigkeit der Monsieurs Uderzo und Goscinny! Chapeau!

Kaffee.Satz.Lesen 36

Also, den Holsten Typen fand ich auch so ein bisschen frauenfeindlich.

sagte die Frau nach der Lesung an der S-Bahn Hasselbrook zu ihren Bekannten und machte eindeutig klar, dass sie „Deutschlands größten Internet-Selbstdarsteller“ (so die Ankündigung der Rederei Hamburg) MC Winkel nicht verstanden hat. Sei’s drum, für mich war er der Höhepunkt dieses Sonntags. Ein Entertainer erster Güte.

Der Rest der Lesung war ganz fein, wie immer. Pickepackevoller Raum, leckerer Kuchen, Texte vom feinsten. Ganz vielen Dank, Herr Paulsen, dass Du mir vor einem Jahr den entscheidenden Flyer in die Hand gedrückt und damit mein Leben bereichert hast.

Musik am Sonntagmorgen: DNA Lounge

Geheimtip für alle, die am Sonntag durch den Vormittag schlunzen und sich denken: „Ach, wäre ich doch gestern abend ausgegangen und nicht videoglotzend auf dem Sofa versackt“. Es ist nicht zu spät, auch am Sonntag vormittag kann man noch — zumindest als Zaungast — dem Geschehen in einem Club beiwohnen, auch wenn dieser nicht direkt um die Ecke ist. Die DNA Lounge befindet sich an 375 11th Street (Ecke Harrison) in San Francisco. Das ist in der Tat ein wenig zu weit weg, um mal eben abends dort vorbeizuschauen. Ist aber auch nicht so schlimm, denn dazu muss man nicht mal das Haus verlassen, ein DSL-Anschluss reicht schon.

Jamie Zawinski hat seinen Club mit der Technik ausgerüstet, um die Musik aus der DNA Lounge in prima Qualität direkt in mein Wohnzimmer zu streamen. Dank der neun Stunden Zeitunterschied nach Kalifornien können wir Mitteleuropäer auch bequem nach dem Ausschlafen und dem Frühstück noch ein paar Stündchen mithören, bis der Laden zwischen 13 und 14 Uhr MEZ die Pforten schließt. Wer zu spät aufsteht, kann immer noch in die Archive reinhören, die werden dort zwei Wochen lang aufbewahrt.

Entschuldigt, muss nun zurück auf die Tanzfläche, auf das Lied gerade freue ich mich schon den ganzen Abend.

Das letzte Quentchen Mühe

Es reicht nicht, bestimmte Dinge zu kaufen, man muss sie auch benutzen. Meiner (einzigen) Pflanze geht es nicht besser, nur weil in der Speisekammer eine Flasche Flüssigdünger steht. Die steht da schon lange, ich müsste nur mal etwas davon in das Wasser geben, mit dem ich die Pflanze ab und an gieße.

Meine Kleidung ist nicht besser gegen Motten geschützt, nur weil ich letzte Woche zwei Mottenstreifen gekauft habe, die seitdem eingepackt und unberührt im Kleiderschrank liegen.

Ich habe gelacht, als der Feuerwehrmann bei der Brandschutzhelferschulung sagte, dass man sich kaum vorstellen kann, wieviele Rauchmelder hierzulande unausgepackt in Wohnzimmerschränken liegen.

Und jetzt starre ich noch ein wenig apathisch aus dem Fenster.

Fachpacker gefragt

Warum kriege ich es eigentlich nicht hin, den Käse wieder so schön in das Käsepapier einzuschlagen, wie der Verkäufer es auf dem Markt hinbekommen hat? Warum muss das hinterher immer so krumpelig aussehen?

Island im Winter

Frau Dokter ist im Dezember in Island gewesen und hat dort ganz verzaubernd schöne Fotos gemacht. „Island? Dezember? Irre geworden?“ war bestimmt nicht nur meine Reaktion. Aber bei den Bildern, die sie von dort mitgebracht hat, juckt es mich schon, mal dorthin zu fahren. Auch im Winter. Ist ja auch bequem, wenn man morgens um 11 den Sonnenaufgang fotografieren kann.

Wer noch keinen gefrorenen Wasserfall gesehen hat, geht jetzt mal ganz flott zum Flickr-Set und schaut sich die Bilder selbst an. Wunderbar.

Mathilda, die kleine Diva

Vielen Dank für die aufmunternden und mitfühlenden Kommentare zum vermeintlichen Ableben meines iPod. Doch so leicht wollte Mathilda doch nicht aufgeben. Gestern abend habe ich nur kein neues Gerät gekauft, weil ich Kopfschmerzen hatte und zu müde war. Dafür habe ich Mathilda gestern abend nochmal an Nikita (das MacBook) gehängt und geschaut, ob sie nun meine ca. 4884 Audiodateien übertragen würde.

Offenbar liest Mathilda hier mit. Sie hat ohne Mucken die Daten geschluckt und Teile davon heute auch brav abgespielt. Muss wohl verstanden haben, dass ich es richtig ernst gemeint habe, sie auf’s Altenteil zu schicken. Hat ihr offenbar Angst gemacht und nun hat sie sich nochmal zusammengerissen. So soll’s sein. Wenn sie mir jetzt treu dient, werde ich nicht mehr böse sein und auch so bald mehr keine Zeichen von Untreue zeigen. Nachtragend wie ich bin, werde ich sie ab und zu als kleine Diva betiteln. Das hat sie nach den Eskapaden verdient.

Abschied von Mathilda

Meine süße, kleine Mathilda will nicht mehr. Ich habe sie seit fast zweieinhalb Jahren und sie hat mein Leben ganz außerordentlich bereichert, so wie es kaum ein anderes technisches Gerät geschafft hat. Mit anderen Worten: Mein iPod ist kaputt.

Die Festplatte hat einen Hau weg. Vorgestern lief sie nicht richtig an, gestern tat sie wieder, ich konnte noch die 75. Folge der Couchpotatoes hören, aber als ich abends vorsichtshalber mal alles gelöscht habe, um die Festplatte beim Neubespielen mit ca. 30 GB Content einem Stresstest auszusetzen, blieb das Gerät mehrfach hängen — und iTunes gleich mit.

Kotze, Kotze, Kotze. War zwar klar, dass solche Gerät nicht für die Ewigkeit gebaut sind, aber dass nach 28 Monaten schon Schluss sein soll, finde ich ärgerlich. Dafür war der iPod doch ein wenig zu teuer. Oder nicht? 420 Euro habe ich im Sommer 2004 bezahlt, wenn ich mich richtig erinnere. Bei ca. 28 Monaten mit jeweils ca. 30 Tagen pro Monat ergibt das einen Tagespreis von 50 Cent. Hm. Dafür habe ich sehr viel Musik gehört, viele Bilder während des Urlaubs speichern können und vor allem einen Einstieg in die Welt der Podcasts bekommen, was meinen Medienkonsum wirklich umgekrempelt hat. Das ist mir 50 Cent pro Tag wert. Aber deutlich.

Mit dieser Milchmädchenrechnung im Kopf werde ich den heutigen Abend darüber sinnierend verbringen, ob das nächste Gerät ein Nano oder ein Video iPod sein wird. Dass ich einen neuen brauche, ist klar. Und da ich meine Seele an Steve Jobs verkauft habe, wird’s auch kein Zune, kein Sony, kein Creative, kein Archos oder wie sie alle heißen. Auch wenn der Kollege heute morgen erzählte, dass er über eBay einen 1 GB Flash-Player für 2,99 Euro gekauft hat — da bin ich sowas von markentreu.

Reparieren? Eher nicht. Eine neue Platte kostet ca. 150 Euro, eine gebrauchte immer noch 90 Euro. Zuzüglich Einbau, versteht sich. Will ich nicht. Sonst lasse ich ja immer mehr Dinge reparieren. Wenn mich der Schuster — wie gestern — traurig anschaut und mir sagt, dass die knapp zehn Jahre alten Winterschuhe (meiner Meinung nach topfit in Ordnung!) einen Riss in der Sohle haben und dass sich die neuen Absätze vielleicht nicht mehr lohnen, bin ich entsetzt: Die sind doch noch so gut wie neu! Aber bei einem technischen Gerät wie dem iPod sieht das anders aus.

Heute abend wird sinniert, morgen wird eingekauft. Der MC würde vielleicht so etwas sagen wie „Kinnings, was soll’s, muss ja raus, das Geld“ und so will ich es in diesem Fall auch halten.

Was ich in einer Schlange in der Bäckerei nicht hören möchte

Verkäuferin: Welches Pesto möchten Sie denn zu dem Bagel? Rotes oder grünes?

Kundin: Welches schmeckt denn besser?

Ich mag entscheidungsfreudige Leute, die vor mir in der Schlange stehen…