Monthly Archive for April, 2007

Brückentag

Warum gehe ich eigentlich ins Büro, wenn sogar die Hinz&Kunzt Verkäuferin, die sonst immer an der Ampel steht, offensichtlich frei genommen hat?

Neue Corporate Identity dringend gesucht

Als der Vertriebler der Beratungsfirma mir seine Visitenkarte in die Hand drückte, hatte ich gleich das Gefühl, dass die Gestaltung nicht zu einer reinrassigen IT-Firma passt. Sieht eher nach Beerdigungsfirma aus, dachte ich. Ganz falsch lag ich mit dem Gefühl nicht. Übrigens auch nicht allein, ein paar spontan befragte Kollegen empfanden dasselbe.

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So designt der Slowene

Was der Unterschied ist zwischen dem Gaskochfeld für 220 Euro von Gorenje und dem für hunderte Euro mehr von Bosch, wollte ich von dem Verkäufer im Saturn wissen, als ich letztes Jahr meine neue Küchenausstattung zusammenkaufte. „Einfach“, so die Antwort des Fachmanns: „Der Herstellungsort. Gorenje produziert in Slowenien, Bosch in Deutschland. Anderes Lohnniveau.“

Einleuchtend. Inzwischen ist mir aber auch ein anderer Grund aufgefallen: Logisches Industriedesign kostet Geld. Das hat sich der Slowene gespart, als er die Reihenfolge der Regler für die einzelnen Brenner ausgewürfelt hat:

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Oben links, unten links, unten rechts, oben rechts. Von oben nach unten entgegen dem Uhrzeigersinn. Wie blöd ist das denn? Bislang ist, wenn ich mich richtig erinnere, noch kein Kochvorgang vorbeigegangen, ohne dass ich mindestens einmal das falsche Ventil geöffnet habe.

Zu Gast sein am Millerntor

Nach solchen Spielen wie dem gestern abend am Millerntor ist es ab und zu zu beobachten, dass die Spieler der Gästemannschaft erschöpft, aber dennoch fasziniert vor der Kulisse der 19.200 15.400 stehen und mit ansehen, wie der FC St. Pauli von seinen Fans gefeiert wird. Das war gegen Wuppertal so, als kurz vor Weihnachten das Abschiedsfeuerwerk für die Südtribüne abgefackelt wurde, das war gestern so, als die Ahlener in einer starken Partie gegen Ende drei Tore kassiert haben. Der eine Ahlener Spieler lag noch auf dem Boden und man merkte, dass er sich kaum trennen wollte.

Habe mich schon häufiger gefragt, wie es wohl für einen jungen Regionalliga-Spieler einer Gästemannschaft ist, ins Millerntor zu kommen. Zu Hause spielt der vor 5.000 Leuten wenn es eine erste Mannschaft ist, vor 500 Zuschauern, wenn es die U23 Mannschaft eines Bundesligaclubs ist und vor 50 Leuten, wenn zeitgleich die Bundesliga-Mannschaft spielt. Am Millerntor läuft er in einer Formation auf den Platz, choreographiert zum Übergang von den Glocken zu den Gitarren in Hell’s Bells, in den Jubel eines üblicherweise ausverkauften Stadions. Da kriege ich ja als Zuschauer immer schon ein wenig Gänsehaut — wie ist das dann erst für den aufstrebenden Spieler von auswärts? Muss einfach nur geil sein.

Spitzenreiter, Spitzenreiter, Hey! Hey!

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Meine Haare stinken, mein T-Shirt stinkt und auf der Tasche sieht man die klebrigen Bierflecken. Noch nie habe ich mich so gut gefühlt, nachdem ein gefühlter halber Liter Bier über mir und den Leuten in meiner unmittelbaren Nähe ausgeleert wurde.

Zwei Tore von Sako, eins von Meggle und eine Stimmung am Millerntor, wie ich sie seit dem letzten Spiel gegen die Bayern nicht mehr erlebt habe. Wenn das so weitergeht, wird das bestgetarnteste Aufstieg, den die Liga bisher gesehen hat.

Und weil Mek es am Dienstag so schön fest gehalten hat, hier die aktuelle Version der Tabelle:

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Intellektueller Schiffbruch

Bei dieser extrem geistreichen Philosophie- und andere Schlauefächer-Studentenparty in der Freiburger Wohnung eines alten Schulfreunds diskutierte man über Literatur, als einer der Anwesenden die Frage stellte:

Kennt Ihr Hildesheimer?

Es musste sich, das gebat der Kontext, um einen Schriftsteller, Dichter oder Denker handeln. Die Stimmung der Party und die Art der Frage ließen kein einfaches „nein“ zu, wollte ich in diesem Kreis doch nicht als der Banausenschulfreund des Gastgebers gelten. Allerdings wäre einfaches Schweigen auch ein Zeichen der Ignoranz gewesen. Besser einen Kalauer reißen, als zugeben, dass ich davon im Leben noch nichts gehört habe:

Meine Freundin kommt aus Hildesheim.

Bin mir nicht sicher, ob man mit mir oder über mich gelacht hat.

Der Duft von Einklebebildern

Eine der ersten Sachen, für die ich verhältnismäßig viel Geld ausgegeben habe, waren Panini Klebebilder für Sammelalben: Star Wars, Elliott das Schmunzelmonster, Flash Gordon und natürlich Fußball. Die Saison 1980/81 war es, in der ich auf einmal den unvorstellbaren Betrag von 10 DM ausgegeben habe, um vierzig Tütchen (40! in Worten: vierzig!) Tüten Einklebebilder an dem Büdchen an der Straßenbahnhaltestelle zu kaufen. Am Stück. Ich weiß noch genau, wie ich den grünen Teppich in meinem Zimmer mit einem gigantischen Mosaik aus Fußballervisagen belegt habe, um sie genauestens zu sortieren.

Doch der Jäger- und Sammlerdrang war nur zweitrangig. Im Nachhinein erkenne ich, dass die Motivation, endlich dieses verfickte Bayernwappen zu kriegen die Sammlung zu komplettieren, nur vorgeschoben war. Ich war ein Junkie. Es waren nicht die Bilder, die mich trieben, sondern ihr Geruch. Vielleicht waren es auch gar nicht die Bilder, die den Geruch verströmten, sondern die Luft, die aus dem kleinen Büdchen strömte, in dem Frau T. saß und einerseits den Alkoholikern von der Haltestelle den Schnaps verdealte und andererseits über die Panini-Bilder die nächste Generation von Süchtigen heranzog. Dieser leicht muffige Geruch von bedrucktem Papier und zu alt gewordenen Süßigkeiten, gemischt mit dem Hauch von Lösungsmittel im Kleber der Panini Bilder.

Am Dienstag traf es mich wieder, als ich in der U-Bahn Hallerstraße den Kiosk aufsuchte, um kurz vor dem Spanischkurs meinen Blutzuckerspiegel mit einem Schokoriegel zu stabilisieren. Es traf mich, wie einen nur Gerüche treffen können: Mit einem Vorschlaghammer direkt auf das Erinnerungszentrum im Gehirn. Da war er wieder, der Drang. Doch ich konnte wiederstehen, habe keine Klebebilder gekauft. Gut, dass die WM vorbei ist; gut, dass ich im letzten Jahr nicht rückfällig geworden bin.

Määp-määp-määp-määp-määp-…

Weil’s gerade auf dem Burchardplatz so schön hupt: Haben diese beschissenen Autoalarmanlagen eigentlich schonmal ein Vebrechen verhindert, oder existieren die nur, um Fehlalarme auszulösen und alle Leute im Umkreis in den Wahnsinn zu treiben?

Das Barmblog im Kino

Kiki wirft mir das Kino- und Filmstöckchen zu. Jetzt kommen noch etwa 45 Minuten Werbung und Trailer, dann gibt’s den Hauptfilm:

1. Name a movie you have seen more than 10 times.
Ziemlich sicher die Rocky Horror Picture Show, die bis Ende der 80er Jahre im Bambi in Düsseldorf lief. Muss eine Sauarbeit gewesen sein, jeden Sonntag mittag das Kino sauber zu machen. Der Besitzer wird ein echter Filmfreund gewesen sein, dass er sich den Schmerz jede Woche angetan hat. Außerdem hatte ich das Album mit dem kompletten Soundtrack, mitgeschnitten in diesem New Yorker Kino. Wenn das auch als „sehen“ gilt, dürfte ich bei dem Film auf ca. 100 Mal kommen.

Dann natürlich Star Wars I-III (ich verweigere die neue Zählung. Eat this, Lucas!) und Clerks. Vermutlich auch Life of Brian.

2. Name a movie you’ve seen multiple times in the theater.
Das sind einige. Ein Film, den ich häufig gesehen und auf Video immer verweigert habe, ist Le Grand Bleu. Aber auf zehn Mal bin ich bei dem nicht gekommen. Ebenso bei Do the Right Thing, einem meiner allzeit-Lieblinge.

3. Name an actor who would make you more inclined to see a movie.
Natalie Portman (*seufz*)

4. Name an actor who would make you less likely to see a movie.
Diese Nervfratze Tom Hanks. Kann ich nicht ertragen.

5. Name a movie you can and do quote from.
Wie wäre es mit:
Dante: „Try not to suck any dick on your way to the parking lot.“
oder
Randal: „No time for love, Dr. Jones“
Customer: „Fucking kids“
…und noch einige hundert Zitate mehr aus Clerks.

6. Name a movie musical in which you know all of the lyrics to all of the songs.
Angesichts meiner generellen Abneigung gegen Musicals fällt mir auch hier nur die Rocky Horror Picture Show ein.

7. Name a movie you have been known to sing along with.
(s. Frage 6)

8. Name a movie you would recommend everyone see.
Absolute Giganten, die Jungs-Antwort auf alle Chick-Flicks der Welt. Und jeder andere Film, in dem Frank Griebe die Kamera führt. Der Mann ist Gott.

9. Name a movie you own.
Och, das sind so einige… Überhaupt: Was heißt schon „movie you own“? So wie ich das verstehe, besitze ich nicht den Film, sondern eine Lizenz, den Film auf einem Abspielgerät zu sehen, das dem Rechtehersteller genehm ist.

10. Name an actor who launched his/her entertainment career in another medium but who has surprised you with his/her acting chops.
Eigentlich wollte ich hier als Scherz Dirk Diggler schreiben, aber es stimmt schon: Marc Wahlberg hat mir bislang ganz gut gefallen.
Nachtrag: Makatsch. Definitiv. Total vergessen.

11. Have you ever seen a movie in a drive-in?
Nope.

12. Ever made out in a movie?
Tango Mortale. *Roooaaaarrr*

13. Name a movie you keep meaning to see but you just haven’t gotten around to yet.
Taxi Driver.

14. Ever walked out of a movie?
Vollkommen unerträglich war Neue Freiheit – keine Jobs von und mit Herbert Achternbusch. Schon die ersten 15 Minuten waren die pure Zeitverschwendung.

15. Name a movie that made you cry in the theater.
In the theater? Bestimmt war das mal Le Grand Bleu. Dann auf DVD der schöne Director’s Cut von Leon und jedes Mal wieder bei Zugvögel, wenn Joachim Król die letzte Frage des Wettbewerbs vergeigt, um seine Liebe zu gewinnen. Dieser wissende Augenaufschlag ist einer der größten Momente meiner Filmgeschichte. Da muss ich schon heftig schlucken. I’m a sucker for pathos.

16. Popcorn?
Blerk. Niemals. Gib mir Popcorn und stirb an meinen Blähungen. Ist einer der Gründe, warum ich das Abaton so liebe: Kein Popcorn, keine Aysches und keine Lans (danke, Kiki! ROFL!). Übrigens auch keine Getränke. Nicht mit meiner Blase, da trinke ich ab einer Stunde vor dem Film nichts mehr.

17. How often do you go to the movies?
Von ein- bis zweimal pro Woche im Studium bin ich nun auf vielleicht einmal alle sechs Wochen runter. Keine Ahnung, wie das passiert ist. Habe früher die Zehnerkarten im Abaton durchgezogen wie sonst nichts Gutes, aber irgendwie ist die Abhängigkeit vom Liebe zum Kino in den letzten Jahren etwas abgeflaut.

18. What’s the last movie you saw in the theater?
Aki Kaurismäkis Lichter der Vorstadt. Oder Paris je t’aime. Weiß nicht mehr, was der letzte war.

19. What’s your favorite/preferred genre of movie?
Meine Freunde bezichtigen mich, am liebsten litauische Experimentalfilme der 30er Jahre zu sehen. Stimmt aber nicht. Mir fällt es nur sehr schwer, mich in die deutsche Fassung einer romantic comedy zu setzen und dem etwas Positives abzugewinnen. Daher habe ich mich auch damit abgefunden, allein ins Kino zu gehen. Aber ich schweife ab: Mein Lieblingsgenre? Spontan fallen mir da nur Mafia-Filme ein.

20. What’s the first movie you remember seeing in the theater?
Bernard und Bianca.

21. What movie do you wish you had never seen?
Kann ich bitte die zwei Stunden von Ocean’s 12 wiederhaben, die ich vor zwei Wochen verschwendet habe? Im Nachhinein kann ich auch sehr gut auf Mann beißt Hund verzichten.

22. What is the weirdest movie you enjoyed?
Diva vielleicht? Wegen dieser totalen Unterordnung von Handlung unter die Ästhetik des Films?

23. What is the scariest movie you’ve seen?
Große Angst hatte ich nach The Fog (ich war zwölf), vor dem großen Roboter in Logan’s Run (ich verweigere den Titel „Flucht ins 23. Jahrhundert“) mit ca. elf Jahren und ich habe keine Ahnung, warum mich meine Eltern mit zehn Jahren allein Operation Ganymed sehen ließen. Das war so weit weg von allem, was ich verstehen konnte, dass ich hinterher richtig fertig war.

24. What is the funniest film you have ever seen?
Hier schließt sich der Kreis: Clerks.

Der Stock fliegt weiter an Mek, Lu, Kerstin, Isabo und Bosch.

Artikel, die ich gar nicht lesen möchte

Aus der Serie „Artikel, die ich gar nicht lesen möchte“, bzw. „Die Magie des alt-Attributs“ hat die Süddeutsche Zeitung zum Tode Boris Jelzins ein besonderes Schmankerl veröffentlicht:

jelzinssexlife

Darf diesen Link nicht anklicken, darf nicht… nein… nicht!