Monthly Archive for Juni, 2007

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Wagemutig: Filme gucken im Zug

Auf der Rückfahrt von meinem Wochenendausflug in der Nähe von Darmstadt wollte ich mir die lange Fahrt im vollen ICE mit einem Film auf dem Laptop vertreiben. Einer der Freunde aus Düsseldorf hatte mir seine Y tu mamá también DVD geliehen, ein wenig was mit Anspruch, zumindest kann ich versuchen, mich durch Originalton und Untertitel durchzubeißen.

Keine gute Idee. Wer den Film kennt, weiß vielleicht, dass es nicht die Art Film ist, die man unbefangen schaut, wenn man sehr nah neben einer anderen Person sitzt, die man nicht kennt und man nicht sicher ausschließen kann, was die Leute hinter einem in dem Spalt zwischen den Sitzen so mitkriegen.

Um’s auf den Punkt zu bringen: Die ersten fünf Minuten wird hauptsächlich gepoppt. Mit ein wenig Dialog um die Charaktere vorzustellen, aber hauptsächlich sieht man in diesen ersten Minuten Titten und Ärsche. Ich war, um es milde zu formulieren, ein wenig unentspannt in dieser Situation. Nicht etwa wegen eigener Erregung, sondern eher weil mir sehr schnell deutlich wurde, dass ich der jungen Frau mit dem „Deutsch lernen 10. Klasse“-Buch neben mir das Passivgucken dieses Films vielleicht nicht so einfach zumuten sollte, ich könnte ja Probleme mit dem Jugendschutz bekommen. Oder als lüsterner Sack durchgehen, was schlimmer wäre.

Habe mich dann nach einer kurzen Szene ohne Sex (um zumindest deutlich zu machen, dass ich keinen Porno gucke, sondern einen Film mit Handlung) gegen den FIlm entschieden und mir stattdessen „Good Night and Good Luck“ angeschaut, bei dem ich sicher sein konnte, dass ein solches Desaster nicht passiert.

War eine gute Entscheidung. Der Film geizt nicht mit Höhepunkten, wie ich später fest stellte, als ich mir den Rest des Films zu Hause anschaute.

Hier fliegt bald ein Bookmark raus

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So ein blöder Vogel

Nach der Rückkehr vom Wochenendausflug fand ich auf dem Balkon das hier vor:

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Ein Haufen Stöckchen in der Ecke. Wie kommt der dahin? Ich habe den da bestimmt nicht hingelegt. Wer sonst? Ein Blogger? Wäre ja mal originell, so etwas auf den Balkon zu legen. Aber unwahrscheinlich. Muss also ein Vogel gewesen sein, vermutlich fängt irgendeine bescheuerte Taube an, sich auf meinem Balkon ein Nest zu bauen. Ist ja auch praktisch: warm, wind- und regengeschützt — was will Frau Taube mehr? Hat nur einen Nachteil, dieser Nistplatz. Es ist mein Balkon. Wenn ich etwas nicht haben will, dann eine verdammte Flugratte samt Baby in der Nähe meiner Wohnung. Hat sich denn bei den Viechern nicht meine Nestzerstörung vom letzten Jahr herumgesprochen? Lesen die keine Blogs? Alles egal, ich war müde und hatte keine Lust, diese Zweige wegzuräumen. Reicht ja, wenn ich die Ordnung des Nestes ein wenig durcheinanderbringe. Abräumen kann ich das ganze ja auch noch am Montag.

Hätte ich besser direkt am Sonntag gemacht: Von der Arbeit kommend betrat ich die Küche und hörte durch die gekippte Balkontür lautes Gurren und Federnschlagen. Da macht sich offenbar eine Flugratte aus dem Staub. Ein Blick auf den Balkon zeigt weswegen:

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Das in der Mitte ist kein Belichtungsfehler, keine Insel defekter Pixel auf dem Sensor meiner Kamera — es ist ein Ei. Ein Taubenei. Erzähltechnisch wäre hier wahrscheinlich ein kurzer Diskurs über mein moralisches Dilemma angebracht, gespickt mit einer saftigen Pointe. Doch keineswegs: Das Ei landete drei Stockwerke tiefer im Garten, der Balkon war binnen weniger Minuten stockbefreit. Die Reste stehen jetzt in einer Tüte im Flur. Ich verzichte heute drauf, die Stöckchen weiterzuwerfen, sondern bringe sie — wenn sie bis morgen keiner haben will — in den Müll. Geht das als Abschlusspointe durch?

Sprachenlernen im Doppelpack

Besonders effizientes Sprachenlernen ist, wenn man zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt und zwei Sprachen gleichzeitig lernt. So wie die Mitschülerin A., die vor zwei Jahren aus Polen ohne Deutschkenntnisse zum Studium nach Deutschland kam und hier „auf Deutsch“ Spanisch lernt. Mit beachtenswertem Erfolg, unglaublich sprachbegabt, die Gute.

Ich habe jetzt einen Weg gefunden, Spanisch zu lernen und gleichzeitig mein Hörverständnis für schottisches Englisch zu verbessern: Coffee Break Spanish heißt der exzellente Podcast, mit dem Lehrer Marc und Schülerin Kara den Hörern in wöchentlichen Episoden die spanische Sprache beibringen. Man muss keine angeborene Vorliebe für karierte Stoffe haben, um herauszuhören, das sie Schotten sind. Sie geben sich zwar große Mühe, aber eher überhört man einen Dudelsack als diesen Akzent. Ich mag ihn sehr und nach ein paar Minuten des Einhörens klappt es auch ganz prima. Sehr zu empfehlen!

Über Abkürzungen (üb. Abk.)

Es gibt ja so ein paar Abkürzungen, die gehen gar nicht: Zum Beispiel solche, die durch die Nazis in den Sprachgebrauch eingeführt wurden. Es ist kein Zufall, dass man das Bundesland Niedersachsen nicht mit „NS“, sondern mit „NI“ abkürzt, Sachsen-Anhalt mit „ST“ und nicht mit „SA“.

In der Software, mit der ich beruflich zu tun habe, strotzt es nur so vor „KZ“, dort jedoch nicht als Konzentrationslager, sondern als Abkürzung für „Kennzeichen“. Könnte ich nicht. Könnte ich nicht so programmieren. Eine Aufforderung wie „Bitte Funktions-KZ eingeben: “ würde mir nicht aus den Fingern fließen. Die Leute gucken auch immer komisch, wenn ich das bei der Benutzung des Programms als „Funktions-Konzentrationslager“ vorlese.

Eher in die Kategorie der historisch Unsensiblen gehört auch die Pressestelle des Kernkraftwerks Krümmel. Die Email-Adresse, bei der man sich über das Kernkraftwerk informieren kann, lautet kkkinfo@t-online.de.

Mal von der Unprofessionalität einer T-Online Mailadresse abgesehen („Kann der Lehrling gerade mal ins Internet gehen und gucken, ob uns jemand in dieser Woche schon eine Email geschrieben hat?“), finde ich diese Kombination ganz, ganz entzückend. Kann mich schwer zurückhalten, eine Mail zu schreiben, in der ich mich nach spitzen weißen Hüten und der nächsten traditionellen Negerverbrennung erkundige.

Länderfinanzausgleich

Zahlen die Berliner uns eigentlich eine Ablösesumme, wenn Mek in die Hauptstadt zieht?

Interessantes Parteiamt bei den Hamburger Grünen

Aus dem Hamburger Abendblatt von heute:

GAL-Kreischefin Dorothee Freudenberg nannte Müllers Kandidatur ‚ein Risiko für die Partei‘.

Obwohl ich den Satz dreimal gelesen habe und es für journalistisch nicht ganz einwandfrei hielt, fand ich doch nichts ungewöhnlich daran, dass die Grüne Alternative Liste eine Kreischerin hat. Konnte ich mir sogar recht gut vorstellen, die Situation.

Später dann doch fest gestellt, dass ich mich nur verlesen habe.

Das verdunkelte Haus in Winterhude (2)

Brandheiße Neuigkeiten: Seit gestern nachmittag steht bei dem verdunkelten Haus ein Schild im Garten, auf dem die Immobilie zum Verkauf angeboten wird. Leider ist die Schrift so klein, dass ich sie aus der fahrenden Bahn nicht erkennen konnte. Weiterhin steht ein Abfallcontainer auf dem Grundstück.

Daher meine neue Theorie, was mit dem Haus war: Eine Erbstreitigkeit, die sich über Jahre hingezogen hat. In der Zwischenzeit sind das Haus und die Fenserscheiben gegen Einbruch und Vandalismus geschützt gewesen. Nun wurden die rechtlichen Dinge geklärt und der Kasten wird verkauft.

Die Freundin in Kanada meint, ich solle mich erkundigen, welcher Makler das ist und einen Besichtigungstermin machen. Ich zögere, da ich vermute, nicht den Eindruck zu machen, als ob ich mir eine solche Immobilie leisten kann.

Elefantengedächtnis beim Online-Händler

Die Firma Berlin-Elektro schreibt mir heute:

Sie erinnern sich sicher noch an uns. Sie haben vor kurzem Haushaltsgeräte bei uns gekauft.

Ich habe tatsächlich ein Haushaltsgerät bei denen gekauft: meine Spülmaschine. Ich lobpreise den Tag, an dem ich mich zu dieser Anschaffung entschlossen habe. Möge das Gerät immer treue Dienste leisten und meine Küche in Ordnung halten. Doch ich schweife ab.

„Vor kurzem“ ist allerdings ein wenig untertrieben. Wenn ich mich richtig erinnere (und ich erinnere mich richtig — bei Daten habe ich eine hohe Zuverlässigkeit), war es im Oktober 2003, dass diese Maschine bei mir angeliefert wurde. Vielleicht sollte ich an der Umfrage und dem Gewinnspiel, um das es in der Mail geht, mitmachen. Wir sind ja praktisch total dicke, die Firma Berlin Elektro und ich, schließlich kaufe ich ja ständig bei denen.

Bevor dieser Beitrag total irrelevant wird, noch die kurze Anmerkung, dass ich bei diesem Kauf den Mörder des Einzelhandels mit eigenen Waffen geschlagen habe. Das geht so: Sich bei Saturn beraten lassen und dann beim Versender kaufen. Für 30% weniger. Macht man ja nicht, aber bei Saturn schon.

Ein Haus, das ich gerne mal von innen sehen möchte

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