Monthly Archive for Juli, 2007

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17. Juli

Total nutzlose Information, aber heute ist mal wieder iCal Tag. Bitte einen Moment innehalten.

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So ist er, der Mehdorn

Aus Rache über die Warnstreiks der GDL, in der Lokführer und Zugbegleiter organisiert sind, lässt die Bahn ihre Zugchefs nicht nur die Liste der Anschlusszüge auf Englisch runterrattern, sondern zwingt die Leute auch noch, die Höhepunkte der Speisekarte aus dem Bordrestaurant zu übersetzen.

Ladenzeile des Todes revisited

Habe gestern morgen das erste Mal seit einer knappen Woche beim Weg zur Bushaltestelle auf die Ladenzeile des Todes geachtet. Dort gibt es zwei Veränderungen:

Erstens: In der ehemaligen Automatenvideothek hat ein Laden namens „Schlemmer Mühle“ aufgemacht. Der Name klebt schon seit Wochen an den Fenstern, zuerst dachte ich an eine SB-Bäckerei, aber es ist — und bei dem Namen haben sie mich wirklich getäuscht — ein türkischer Supermarkt! Tadaa!

Zweitens: Das andere Etablissement ist ein auf edel gemachter Currywurstschuppen. Vergleichbare Lokale habe ich schon is Düsseldorf gesehen und besucht. Bei Gelegenheit mal ausprobieren.

Drittens (keine Veränderung, aber Bonus): Im Bus eine Frau mit einer Stofftasche von „Wein und Design“ gesehen. Unter dem Logo stand (echt, nicht gelogen!): „London — Paris — New York — Barmbek“. Offenbar stammen Kunst und Werbung in diesem Laden aus einer Hand.

Sommerliche Kühlschrankimpressionen

Besser frischer Schimmelkäse als schimmeliger Frischkäse.

Rolltreppengeschichte

Heute nachmittag gegen 17 Uhr habe ich eine kleine Rolltreppengeschichte in das Notizbuch geschrieben. Dass ausgerechnet der Herr bosch heute ebenfalls eine Rolltreppengeschichte schreibt, habe ich nicht geahnt. Auch wenn es mir keiner glaubt, ist das ein wirklich großer Zufall, eine Duplizität der Ereignisse und hat nicht mit Plagiarismus zu tun. Diese Episode ist also als Komplement zu dem Text von Herrn bosch zu lesen:

Mit bräsigem Blick starren mich die Leute am Fuße der Rolltreppe an, als ich in Richtung der U-Bahnsteige hinabfahre. Mit leeren Augen schauen Sie mir entgegen und ich frage mich unwillkürlich, ob ich auf dem Set zu Shaun of the Dead II gelandet bin. Doch um mein Leben brauche ich nicht zu bangen: Es sind keine Zombies, die da unten darauf harren, mich zu einem von ihnen zu machen. Es sind ganz normale Menschen und sie sind nur zu faul, die paar Stufen zur Oberfläche hoch zu gehen. Lieber warten sie darauf, dass ich die Zweirichtungsrolltreppe freigebe.

Keine Telefonverlustängste mehr

Mittlerweile bin ich ein abgebrühter Hund und kann sogar in unangenehmen Situationen mit einer gewissen Coolness agieren. Donnerstag Nacht zum Beispiel, als ich aus dem Taxi stieg, die Wohnung der Mutter betrat und beim Ausleeren der Jackentaschen merkte, dass ich mein Telefon nicht fand. „Nanu, schon wieder April?“ war der erste Gedanke, eingedenk meines mittlerweile traditionsreichen Rituals, im April mein Telefon zu verlieren. Doch es war nicht April und ich stellte fest, dass meine Schusseligkeit nicht jahreszeitenbedingt ist. Ob das ein Vor- oder ein Nachteil ist, muss separat geklärt werden.

Jedenfalls bemerkte ich das Fehlen meines Telefons schnell. Anstatt wie früher in Panik zu verfallen, mir schlimme Dinge auszumalen, griff ich zum Festnetzofon, rief die Taxivermittlung an, bat dort, den Fahrer anzufunken. Es dauerte keine zehn Minuten, da stand der Wagen wieder vor der Tür und ich konnte das Gerät wieder in Empfang nehmen.

Preiswert diesmal: Statt 50 Euro wie beim letzten Mal, hat mich diese Aktion lediglich 6,60 Euro gekostet — der Fahrer war zum Glück noch nicht so weit weg gewesen.

Ich stehe nicht auf ältere Frauen (Zivildienst IV)

Zweimal war ich zum Fensterputzen bei einer älteren Dame, die sich den Arm gebrochen hatte. Als sie wieder gesund war und meine Dienste nicht mehr benötigte, rief sie in der Dienststelle an:

Der Alexander braucht nicht mehr zu kommen, ich mache es mir wieder selbst.

An diesem Tag hatte ich eine Menge zu erklären.

Steaks gegen den Klimawandel

Heute haben wir es der Klimakatastrophe ganz ordentlich gezeigt. Jeder hat sein Scherflein beigetragen. Einige Hunderttausend Menschen sind in Stadien gefahren, um dort Musikern zuzuhören, die viele tausend Kilometer mit dem Flugzeug zurückgelegt haben, um gegen die globale Erwärmung zu protestieren.

Die lieben Ex-Barmbeker und ich haben auch unseren Beitrag geleistet. Statt aber solche fragwürdigen Dinge zu tun wie „SMS schreiben gegen den Klimawandel“ oder „Mit AirBerlin fliegen gegen globale Erwärmung“ (von N24 während der Übertragung des Live Earth Konzerts propagierte Maßnahmen), haben wir uns etwas wirklich Zielführendes ausgedacht: Wir haben einen Haufen leckerster Steaks gegessen!

Bekanntermaßen sind ja Rinder ein nicht zu unterschätzender Klimakiller. Die intensive Rinderzucht führt zu dramatischen Anstieg der Methan-Konzentration in der Atmosphäre, was den Treibhauseffekt verstärkt. Daher: Jede gegessene Kuh ist ein aktiver Beitrag zur Weltrettung. Macht alle mit!

So war das mit den Schreibmaschinen wirklich

Offenbar hat die Schreibmaschinensammelei meines Vaters die Familie mehr beeindruckt, als ich es vermutet habe. Neben dem Kommentar meines Bruder zu dieser Episode schickte mir mein Vater selbst seine Sicht auf diese Zeit, die ich hier gerne als Gastbeitrag veröffentliche.

Also Jungs, das mit den Schreibmaschinen ist ja noch viel komplizierter als Ihr in Erinnerung habt. Eigentlich hat die Sammelei damit angefangen, ohne dass ich es wusste, als ich in einem Schrank eine vergessene Adler 7 fand, mit voll erhaltener Goldschrift. Die war schön. Und deshalb habe ich sie mir mit einem Haken wie ein Bild an die Wand gehängt. Es sah nur einfach schön aus, viele Jahre lang.

Dann kam der Selbstmord meiner Schwester und ich fühlte mich daran schuld. Ich weiß genau, dass ich damals anfing, das Ding zu putzen und zu reparieren. Dann sah ich auf einem Trödel eine Mignon, die war auch soooo schön, und auch zu reparieren. Aber zu teuer. Eure Mutter hat sie dann heimlich gekauft und mir geschenkt. Jetzt hatte ich zwei, war Sammler und fand immer mehr von diesen schönen alten Dingern (eine repräsentative Auswahl findet Ihr in den Auktionskatalogen unter www.breker.com), wozu natürlich bald die Bekanntschaft mit anderen Sammlern kam, woraus ein Verein wurde, mit Treffen und Zeitschrift, halt die deutsche Geselligkeit. Sammeln und Reparieren = Wiederherstellen!!! war Ausweg aus der Lebenskrise nach Schwesters Tod. (Alle Sammler haben einen Bruch im Leben und versuchen, durch die Sammelei wieder Sinn und Ordnung zu erzeugen).

Zuerst habe ich wie alle Anfänger auf die Quantität gesetzt, da ist Eure Erinnerung richtig. Bald standen 150 oder 200 rum, im Keller, in meinem Zimmer (nicht: im Wohnzimmer oder in der Küche! Und auch nicht in den Kinderzimmern, yes); und dazu natürlich unten im Bad, aber das
wurde sonst ja nicht gebraucht sondern war Werkstatt. Okay, im Laufe der Zeit habe ich mich von der Quantität hin zur Qualität verändert, und ab Mitte der 80er hatte ich nur noch ca. 50 Maschinen (vor allem von Jean-Pierre auf dem Pariser Trödel), die aber z. T. weltweit einmalig waren, weshalb das auch eine echt wertvolle Sammlung war. Als ich dann Ende der 80er die Habil geschafft und die Professur in Freiburg erhalten hatte und damit die Lebenskrise zu Ende gehen konnte, hörte das Sammeln und Reparieren auf, auch weil die wirklich seltenen Maschinen inzwischen zu teuer wurden. Was mich interessierte, war unter 10.000 DM nicht zu haben und die Trödel waren (auch in Paris) leergefegt. Ich habe dann alles auf einmal an einen Sammler verkauft, der eigentlich nur zwei Maschinen wollte (bzw. unbedingt haben musste). Alles oder nix, sonst wäre es traumatisch geworden.

Also, wenn ich so Eure Erinnerung lese, sehe ich erst, dass Euch die Dinger irgendwie bedrückt haben. Aber ich hab versucht, Euch nicht damit zuzumauern und vergesst nicht: nie hatte Euer Papa so viel Knete inne Tasche wie damals. Sammlergeschäfte gehen bar und zumindest die
die 3 Kleinen wussten genau, wie man es schaffen konnte, davon etwas abzubekommen (Alexander war zu diesem Zeitpunkt ja schon ausgezogen).

Danke sehr, Papi. Bedrückt hat mich die Sammelei keineswegs, mir ist ja klar, dass wir alle sehr davon profitiert haben. Es ist aber ein komisches Gefühl, auf einem Trödelmarkt oder sonstwo eine alte Schreibmaschine zu sehen und dabei nicht nur zu denken: „Oh, eine alte Schreibmaschine“ sondern solche Gedanken zu haben wie: „Ach, eine Adler 7. Das ist ja nun wirklich keine besonders alte Schreibmaschine. Da habe ich im Leben schon ganze andere gesehen. Weck mich, wenn da eine ‚La Miniature‘ steht“.

Außerdem kann ich nicht ganz verhehlen, dass ich die Geräte auch sehr ästhetisch finde. Wenn ich ab und an mal ein besonders schönes Exemplar zu Gesicht bekomme, überlege ich manchmal, die Schreibmaschine zu kaufen, als Deko für das Wohn- oder Arbeitszimmer. Andererseits weiß ich genau, wo das hinführen kann und dann gehe ich ganz schnell weiter.

Übrigens: Ich schätze, über den letztes Satz Deiner Geschichte müssen wir bei Gelegenheit nochmal sprechen… :-)

Sag alles ab

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(Das neue Tocotronic Album ist da.)