Monthly Archive for September, 2007

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Ohne Abitur geht’s auch

Ach nein, „Ohne Rauch geht’s auch“ heißt der kurze Randspaltenfüller in Deutschlands führender Bahnhofszeitung mobilaktuell, die am letzten Freitag den Reisenden am Hauptbahnhof in die Hand gedrückt wurde.

Das Forsa Institut hat herausgefunden, dass nur 16% der Deutschen das Rauchverbot in Bahnhöfen etc. ablehnt, 80% aber dafür sind. Doch das ist nicht alles, was uns an nützlichen Offensichtlichkeiten präsentiert wird: Im selben Artikel wird das ganze auch noch nach Bildungsgrad der Befragten aufgeschlüsselt. Quintessenz: Je Bildung desto Rauchverbot.

Wow. Ich habe noch ein paar weitere Korrelationen vermisst: Hautfarbe zum Beispiel. Oder sexuelle Präferenz, vielleicht sogar (bei Frauen) Körbchengröße. Das wären doch mal wichtige Erkenntnisse: dunkelhäutige Lesben mit Abitur und Größe D sind eher für das Rauchverbot als heterosexuelle Hauptschüler (Körbchengröße egal).

Forsa, leg los!

Schulfest

Gestern war Schulfest, mein Gymnasium ist in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden und hat sich gefeiert. Ich war lang nicht dort, das Abitur liegt bei mir ja auch schon eher zwanzig als zehn Jahre zurück. Seit 2001 haben auch keine kleinen Geschwister mehr Abitur dort gemacht, sodass es schon eines Ereignisses wie dem Jubiläum bedarf, dass ich mich mal wieder dort blicken lasse.

Habe nun sehr gemischte Gefühle über diesen Tag gestern. Ich war sehr gespannt, das sanierte und umgebaute Gebäude zu sehen, außerdem freute ich mich drauf, ein paar ehemalige Lehrer zu treffen. Zu einigen hatte ich während der Schulzeit ein sehr gutes Verhältnis, und so war auch die Wiedersehensfreude groß.

Grau sind einige geworden, auch ein wenig mehr in die Breite gegangen, als ich sie in Erinnerung habe. Und die Lehrer, die vor 16 Jahren eher die jüngeren waren, gehören nun eindeutig zu den älteren. Schön, dass nun auch neue, junge Lehrer eingestellt werden. Kann mich in meiner Schulzeit nicht daran erinnern, dass mal jemand neu an die Schule kam, der nicht schon vierzig war. Mittlerweile sind die neu eingestellten jünger als ich. Grmpf.

Doch jenseits der Wiedersehensfreude war nicht viel. Die kurzen Gespräche beschränkten sich meistens auf die Fragen nach Wohnort und Arbeit, vielleicht noch nach dem Familienstand oder dem Vorhandensein von Kindern. Sobald ich versuchte, ein wenig mehr zu erzählen, ein wenig ins Detail über den Beruf zu gehen, ließ das Interesse spürbar schnell nach. Schon vor Jahren gewan ich bei ähnlichen Gesprächen mit Lehrern (auch mit Freunden, die Lehrer sind), das Gefühl, dass die Schule ein sehr abgeschlossener Mikrokosmos ist: Es dringt nicht viel rein, es dringt nicht viel raus. Klar gibt es Programme und Ideen, Schule lebensnäher zu machen — aber solange der größte Teil des Lehrkörpers nie etwas außer Schule gesehen hat (von einem Ausflug an die Uni abgesehen), fehlt vermutlich auch der Schatz an eigenen Erfahrungen, die man weitergeben kann. Doch allgemeines Lehrer-Bashing ist fehl am Platz, daher ist der Gedanke hier zu Ende.

Meine Erkenntnis aus diesem Tag? Viele Freunde, die ich sehr lieb habe, kenne ich aus der Schulzeit. Das sind ganz besondere Freundschaften: Die möchte ich auch noch lange hegen und pflegen. Wo aber keine lebendigen Freundschaften geblieben sind, muss man auch nicht krampfhaft welche herbeireden. Irgendwann muss damit auch mal Schluss sein. Vielen ist diese Erkenntnis schon vor längerer Zeit gekommen, ich brauchte dafür ein wenig länger. Jetzt ist sie da. Mal gucken, ob einer in vier Jahren etwas zum zwanzigjährigen macht, ich sehe mich da seit gestern nicht mehr so sehr in der Pflicht.

Nicht freigegeben über 28 Jahre

Ein Film, den ich immer mal sehen wollte, nie dazu gekommen bin und bei dem — als ich ihn heute endlich gesehen habe — gemerkt habe, dass ich ihn besser ein paar Jahre früher hätte sehen sollen, weil ich das traurige Gefühl habe, altersmäßig die Zielgruppe des Films verlassen zu haben: Before Sunrise.

Obskures Hobby zu verschenken

Habe mir am Wochenende ein obskures Hobby ausgedacht: Geldabhebungen sammeln.

So ähnlich, wie Groundhopper möglichst viele Fußballstadien besuchen, können Geldautomaten-Hopper versuchen, möglichst viele Geldautomaten abzuklappern. Als Beweis für Abhebungen gelten die Kontoauszüge. Die kann man hinterher tauschen, so in der Art von „Biete 100 Euro Abhebung in Hamburg, suche 50 Euro Abhebung in Darmstadt“. Ich stelle mir ältere, leicht muffig riechende Männer auf Sammlerbörsen vor, die ihre Schätze in Klarsichtfolien aufbewahren, diese in Ordner heften. Am Anfang ist es vielleicht schwer, genug Interessierte für eine solche Sammlerbörse zu finden, doch das wird sich mit der Zeit geben, wenn erstmal genug Sammler infiziert sind.

Besonderen Respekt bei solchen Zusammenkünften ernten diejenigen, die ganze Serien vorweisen können. So eine Serie von Abhebungen wäre es, die einer Sammlung besonderen Schmuck verleiht: Alle Haspa-Geldautomaten an zwei Tagen abzuklappern und überall 10 Euro abzuheben, wäre doch für einen Gelautomaten-Hopper eine echte Herausforderung (Ich würde ja einen Automaten pro Filiale gelten lassen, es muss nicht jeder einzelne Automat sein). Oder auf einem Blatt jeweils eine Abhebung vom nördlichsten und vom südlichsten Geldautomaten der Republik. Die Möglichkeiten scheinen endlos.

Ich habe selbst kein Interesse an diesem Hobby, bin aber sicher, dass es im Internet genug Spinner vielleicht einen exzentrischen Leser gibt, der Spaß an sowas hätte. Zweifel? Ha, ein Freund von mir hat als Teenager mit Begeisterung die kleinen Aufkleber gesammelt, mit der die Obst-Industrie ihre Produkte versieht. Er hatte eine beeindruckende Sammlung, sorgfältig aufgeklebt in ein Vokabelheft. Oder der andere Freund, der Kotztüten aus Fluzeugen sammelte. Oder immer noch sammelt? Muss ihn bei Gelegenheit mal fragen. Ich selbst kann keine alten Kinokarten wegwerfen: hunderte Karten dokumentieren meine Filmbesuche (aber ich gehe nicht auf Sammlerbörsen — wobei: meine „The Two Towers“ Karte aus dem Premierenkino in Wellington im Original-Umschlag ist ein echtes Schmuckstück!).

Was sammelt Ihr?

Fußball und Literatur geht doch nicht immer zusammen

Dieses Zweite-Liga-Ding des von mir favorisierten Fußballvereins hat ja viele Vorteile: Höheres Niveau der Spiele und eine weitaus bessere und breitere Berichterstattung. Fein, danke, nehme ich gerne. Was aber wirklich blödsinnig ätzend ist, sind die endlos langgezogenen Spieltage und die Zeiten, zu denen die Spiele angesetzt sind: Freitag 18 Uhr, Sonntag 14 Uhr oder Montag 20 Uhr. Na danke. Das bedeutet einen nicht zu unterschätzenden Aufwand bei der Planung der Wochenenden. Anders als ich früher immer dachte, sind die Spieltermine nicht für die gesamte Saison fix. Alle paar Wochen wird von der Deutschen Fußball-Liga ein Häppchen von fünf bis sechs Spieltagen festgezurrt. Kann man das nicht langfristiger festlegen?

An einem Wochenende wegfahren? Oder zu Kaffee.Satz.Lesen gehen? Ist schwer zu planen, wenn nicht klar ist, an welchem der drei Tage ein Spiel ist. Jaja, schon klar, Prioritäten setzen und so, aber ein wenig nervig ist das schon.

Immerhin stehen seit heute die Partien der Spieltage 6 bis 10 fest. München an einem Freitag Abend, hinfahren oder nicht? Auf jeden Fall werde ich zum weitest-entfernt möglichen Auswärtsspiel fahren: Freiburg am 21.10. Und bei der Gelegenheit gleich noch eine Freundin mitnehmen zu ihrem ersten Besuch in einem Stadion. Habe vorsichtshalber mal Sitzplätze gebucht.

Sieben Kisten und zwei Gänge zum Getränkemarkt später

Warum eigentlich noch zum Geldautomaten gehen, wenn ich einfach das Leergut zurückbringen kann?