Monthly Archive for Oktober, 2007

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Rattenscharfer Film

Am Montag abend mit G. im Kino gewesen. Er wollte „Superbad“ sehen, aber der lief nicht. Stattdessen haben wir uns Ratatouille, das neue Meisterwerk aus der Pixar-Schmiede, angeschaut. Herr Paulsen als Mann vom Fach hat diesen Film ja schon in höchsten Tönen gelobt; nach seiner Kritik war mir klar, dass ich den Film unbedingt sehen muss. Hinterher habe ich noch die Grönersche Kritik gelesen, ebenfalls sehr treffend.

Die Erwartungen waren ja hoch, dass der Film aber so weit über meine Erwartungen hinaus geht, ist wirklich bewundernswert. Worum es in der Geschichte geht, wird in dem Zehnminüter erzählt, den Herr Paulsen freundlicherweise verlinkt hat, daher wird hier nichts darüber geschrieben.

Nur soviel: Schon seit langem habe ich nicht mehr so gelacht im Kino. Ich hatte nach dem Film Kopfschmerzen vor Lachen. Was nicht heißt, dass der Film nicht auch seine etwas stillen Momente hat, in denen ich Rémy die Ratte am liebsten geknuddelt hätte. Ach, wie putzig. Und diese Animationen erst. Würden die Menschen nicht so cartoonhaft daherkommen, hätte ich auch gerne mal vergessen, dass es sich um einen Trickfilm handelt.

Kurz gesagt: Das ist keine Filmempfehlung, sondern fast ein Filmbefehl. Wer den nicht guckt, ist selber schuld.

Mal wieder

Mal wieder zuschauen, wie ein junger und frustrierter Mann einem bärtigen Fanatiker in der Wüste in die Hände fällt, alles stehen und liegen lässt, um ihm in dem Kampf zu folgen. Mal wieder zuschauen, wie ein Häufchen versprengter Terroristen die staatliche Ordnung zerstören will. Mal wieder zuschauen, wie ein verzweifelter Versuch geplant wird, sich mit kleinen Fluggeräten ohne Rücksicht auf das eigene Leben gegen ein gigantisch großes Gebäude zu stürzen, in der Hoffnung, das Gebäude zu zerstören und tausende Menschen zu töten. Mal wieder Star Wars gucken.

Out of Context

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(Alle Rechte an dem Bild bei MGM/UA Distribution Company (oder wem auch immer)).

Was versucht der stiernackige Marine dem frisch überraschten James Bond und seiner Gespielin am Ende des Films Goldeneye mit der Aussage „Maybe you two’d like to finish debriefing each other at Guantanamo“ nahezulegen?

  1. Eine nudge-nudge-Aufforderung, nach dem bestandenen Abenteuer noch ein paar Tage die Füße in einer beschaulichen Armeebasis an der Südküste Kubas hochzulegen und sich dabei das Gehirn aus dem Kopf zu vögeln (Version 1995).
  2. Eine unverhohlene Drohung, dass sie jetzt ganz schnell auspacken sollen, ansonsten gibt’s noch ein paar andere denkbare Orte, das Verhör weiterzuführen (Version 2007).

Lexikalische Lücke

Steve Jobs bei der Präsentation der iPods im September 2006:

In the US, of all the musical releases in 2006, 32% of them were digital only releases, which means they were not released on a CD.

Dass Jobs die CD von digitaler Musik abgrenzt, wirkt auf den Technik-affinen Menschen seltsam; war es doch die Einführung der CD, die den Übergang von analoger Tonkonserve hin zu einem digitalen Speichermedium markierte. Nun konnte man mit der CD allerdings nicht soviel machen, wie man das mit Musik in aktuellen digitalen Formaten konnte: Computer waren noch nicht leistungsfähig genug und die Speicherkapazitäten zu gering für die 650 MB, die die CD ursprünglich fasste. Die Flexibilität, die heute mit digitalen Daten assoziiert wird, passte für CDs nicht, also werden CDs bis heute nicht als digital wahrgenommen. Außer natürlich bei den CD vs. Vinyl Grabenkämpfen, die hier aber keine Rolle spielen sollen.

Mir ist dieser Widerspruch vor ein paar Jahren aufgefallen, als die ersten iPods Einzug in den Freundeskreis hielten. Jeder der Musik liebenden Freunde war Stunden/Tage/Wochen damit beschäftigt, seine CD Sammlung in ein für den MP3-Spieler verwertbare Form zu übertragen. Es fehlte allerdings ein passendes Verb für diesen Vorgang, mit dem man auch dem Laien verständlich machen konnte, womit man das Wochenende verbracht hat.

Wie die Freundin S. damals sagte: „E. hat das ganze Wochenende Musik digitalisiert.“

Digitalisiert? Nee, die Musik war schon digital, dachten E. und ich als Techniker, nur halt zu platzintensiv. Aber wie nennt man das sonst?

Rippen? Kann sich keiner was drunter vorstellen, außerdem ist das ja nur das bloße Kopieren der CD auf den Rechner, es fehlt das umkodieren in MP3. Herunterrechnen? Dass bei dem Vorgang gerechnet werden muss, versteht nur der, der grob weiß, wie MP3 funktioniert. Komprimieren? Mag ja technisch korrekt sein, aber wegen der Verständlichkeit: s.o. MP3en? Komm, geh nach Hause und sortier Deine „Herr der Ringe“-Sammelkarten.

Mir fiel dieser Tage entkörpern ein, löst man doch die Musik von dem physischen Tonträger. Hat zwar den Vorteil kein Fremdwort zu sein, ist aber eine Ecke zu feuilletonistisch. Vielleicht ist es an der Zeit, ein seit dem Verschwinden der Cassette vernachlässigtes Wort wieder aufzugreifen: überspielen, bzw. als phrasales Verb auf den Computer überspielen. Klingt ein wenig retro und trägt ein wenig Selbstironie — ist also unendlich hip und charmant.

Vorschläge bitte in die Kommentare!

Zurück vom Wochenende

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Eigentlich lohnt sich das ja nicht. Wenn nicht ein Feiertag ans Wochenende grenzt, ist es schon ein ziemlicher Akt, zuerst vier Stunden mit dem Zug von Hamburg nach Düsseldorf zu fahren, dort in ein Auto umzusteigen und nochmal zweieinhalb Stunden Fahrtzeit draufzulegen, um mit ein paar unverrückbar guten Freunden anderthalb Tage in der Eifel zu verbringen.

Andererseits gibt es kaum einen Ort, an dem ich soviel Ruhe verspüre wie in unserem Haus in dem kleinen Dorf im Landkreis Wittlich. Dort kann ich mich fallenlassen, in Erinnerungen an unzählige Ferien mit der Familie schwelgen und gleichzeitig merken, dass diese Wochenenden mit dem Schulfreundeskreis in den letzten Jahren eine wunderschöne Tradition geworden sind.

Spazierengehen im Wald, herumlümmeln um den großen Kaminofen, mit sinnloser Konstanz leckere Dinge in mich hineinstopfen, das geht sehr gut in dem Stammhaus der Familie, in dem Dorf, aus dem meine Sippe sich vor Generationen verabschiedet hat, aber zu dem immer noch eine enge Beziehung besteht.

Ein großes Vergnügen ist auch immer wieder zu sehen, wie gut die Freunde eingespielt sind. Da muss niemand zweimal gebeten werden, irgendwo Hand anzulegen. Es muss nicht ausgelost werden, wer am Abend kocht und wer sich drum kümmert, dass die Öfen dauernd heiß sind, vom rituellen Hausputz am Abreisetag ganz zu schweigen.

Und weil das alles soviel Spaß macht, lohnt es sich eben doch umso mehr, dort hinzufahren. Wenn es auch nicht mal 48 Stunden sind, die wir dort verbracht haben. Hat sich angefühlt, wie eine kleine Woche Urlaub. Hach, seufz.