Nach drei Tagen im Nationalpark Torres del Paine war der urspruengliche Plan, heute nach El Calafate in Argentinien weiter zu reisen. Doch der Bus war voll und ich konnte erst fuer morgen einen Platz ergattern. Auch nicht schlimm. Das gibt mir die Chance, auch mal auszuschlafen, einen Tag durchzuatmen, im Erratic Rock Hostel auszuspannen und mal wieder zu bloggen. Ist ein ganz schoenes Hostel. Eher Backpacker als Bed and Breakfast — wobei das Fruehstueck heute morgen das beste war, was ich bisher in Chile morgens zu essen bekommen habe. Sehr gemuetlich ist der Aufenthaltsraum im ersten Stock, wo man seine Campingklamotten trocknen kann und Erfahrungen mit anderen Besuchern des Parks austauschen kann.

Ausserdem solche profanen Dinge zu tun wie Waesche zur Reinigung bringen (selber waschen habe ich hier noch nicht gesehen) und die Wanderschuhe neu einzuwachsen. Habe doch ein wenig nasse Fuesse bekommen im Park. Ach ja, der Park. So eine Landschaft habe ich nocht nicht gesehen. Diese Mischung von Bergen, Seen und Gletschern — das war noch beeindruckender als die Westkueste Neuseelands. Leider hatte ich mir keinen guten Plan zurechtgelegt, was ich tun moechte. Anders als die meisten Besucher, habe ich nicht das „W“ gemacht, eine mehrtaegige Wanderung, die auf der Karte aussieht wie der Buchstabe „W“. Haette ich aber machen koennen. Campen muss man dafuer nicht und die richtige Ausruestung hatte ich eigentlich auch. Aber das faellt mir erst spaeter auf.
Stattdessen habe ich den rechten Schenkel des W erwandert — in mehr oder weniger stroemendem Regen. Haette ich nicht Lawrence und David wiedergetroffen (Zufall, Zufall), waere mir das auch nicht gelungen, aber so habe ich doch nicht nur einen Spaziergang gemacht, sondern recht stramme acht Stunden und knapp 23 Kilometer, die zwischendurch auch mal anstrengend waren. Hinterher war ich tropfnass, zumindest am Unterkoerper. Die oberen Schichten haben gut funktioniert und auch die Sachen im Rucksack sind trocken geblieben (alles in Muelltueten gepackt).
Habe kaum Fotos gemacht an dem Tag, war einfach zu nass und wolkig. Eins aber, auf dem die Weite der Gegend leider nicht annaehernd zum Tragen kommt, ist dieses hier:

Aufregendere Bilder konnte ich gestern machen, bei einer Bootstour ueber den Lago Grey zum Glacier Grey. Wenig backpackermaessig diese Tour, war sie doch sauteuer und von einem eher hochklassigen Hotel organisiert, in dem ich aber nicht uebernachtet habe. Richtig nah rangekommen sind wir an den Gletscher und obwohl das Wetter morgens um sechs beim Aufwachen noch katastrophal war, riss der Himmel auf, als wir an der Frontseite des Gletschers ankamen.

Das Wetter in Patagonien ist vollkommen unberechenbar. Im Hochsommer geht es vielleicht etwas besser, aber im Fruehsommer kann man wirklich an einem Tag alle Jahreszeiten geniessen; der Wind ist extrem. Hier gilt wirklich der abgenutzte Spruch, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Ausruestung gibt.
Kurz vor der Abfahrt aus dem Park zurueck nach Puerto Natales haben die Wolken doch noch ein wenig Erbarmen gezeigt und sich kurz zurueckgezogen, sodass ich wenigstens die Gipfelkette Los Cuernos del Paine schoen sehen konnte.

Morgen geht es weiter nach Argentinien. Drueckt mir mal die Daumen, dass heute noch jemand seine Buchung im Erratic Rock nicht wahrnimmt, den ein festes Bett konnte mir Bill nicht zusagen. Unter der Bruecke werde ich aber nicht uebernachten muessen, hier gibt es keine Bruecke.