Monthly Archive for Dezember, 2007

Furchtbare Unordnung

Da sehe ich doch glatt bei Google Earth, dass die Mülltonnen noch auf der Straße stehen. Nur bei uns und dem Nachbarhaus, alle anderen haben die Tonnen schon wieder reingeholt.

Bei uns wird der Müll am Freitag abgeholt, die Luftbilder bei Google Earth sind aber am frühen Samstag Nachmittag gemacht: Der „Basar der Nationen“ ist schon im vollen Gang, aber der Parkplatz bei Globetrotter ist noch leer.

Muss mal bei meiner Hausverwaltung anrufen, dass sie dem Hausmeister in Zukunft etwas auf die Füße treten: Der Mann muss mal etwas an seiner Arbeitseinstellung tun. Wie sieht das denn aus bei uns?

Leeloo Is a Punk Rocker

Leeloo, mein iPod, hat einen eigenen Musikgeschmack. Sie mag Musik mit lauten Gitarren und wenigen Akkorden, am liebsten die aus den Siebziger Jahren aus Großbritannien. Punk also.

Oder gibt es eine andere Erklärung dafür, dass sie mir aus einer Playlist von 1924 Stücken im Shuffle-Modus garantiert nach einer halben Stunde immer eins der 28 Stücke des Doppelalbums „Story of the Clash“ vorspielt? Oder dass sie heute zum dritten Mal in vier Wochen „Bittersweet“ von den Undertones ausgewählt hat?

(Kaum dass ich das hier schreibe, spielt Nikita — das MacBook — „Cretin Hop“ von den Ramones. Tjaja, meine Elektro Punk-Mädels und ich. Gabba, gabba hey!)

HTS541616J9SA00 hat mir den Tag versaut.

Schrotttag. Nochmal langsam zum Mitschreiben: SCHROTT-Tag, S-C-H-R-O-T-T-T-A-G.

Fing gestern schon schrottig an. Mit Halsschmerzen und dem Eindruck einer beginnenden Erkältung von Düsseldorf nach Hamburg gefahren. Immerhin überdeckt die Erkältung die immer noch nicht verschwundenen Zahnschmerzen. Vorteil? Weiß nicht.

Abends dann Computerkram gemacht. Plötzlich wird Nikita quälend langsam, nicht mal mehr das Fenster zum Abschießen von Prozessen lässt sich aufrufen. Reset, Neustart, Warten. Warten. Wartenwartenwarten. Warten poparten.

Das Mistding bootet nicht. Neustart im Single User-Mode. Unmengen von Plattenfehlern. Och nööö, bitte das nicht. Entweder Erkältung oder kaputte Festplatte, aber bitte nicht beides gleichzeitig. War immerhin gelassen genug, nicht bis drei Uhr vor dem Desaster zu sitzen und zu versuchen, es zu reparieren, sondern bin ins Bett gegangen.

Heute morgen kam ich das erste Mal in die Verlegenheit, zu prüfen, ob meine anal-retentive Backup-Strategie auch sicher genug ist. Ich sichere auf zwei externe Platten: Eine für Benutzerdaten („das schnelle Backup zwischendurch“), die andere für komplette Backups inkl. System, ca. einmal pro Woche. Ging prima. Das Komplettbackup war von kurz vor Weihnachten, das letzte Zwischendurch-Backup ca. eine Stunde alt. Schwein gehabt.

Bin wieder up & running. Mit einem blauen Auge davongekommen. Damit Ihr auch etwas von meinem Schrotttag habt, hier ein paar güldene Tipps:

1) Vermeidet Hitachi-Festplatten.
2) Nehmt SuperDuper für Backups. Die Shareware funktioniert schon prima, aber die 20 Euro für die Vollversion sind gut investiert.
3) Macht schnelle Backups zwischendurch, z.B. mit rsync auf der Kommandozeile:

#!/bin/sh
cd /Users/
rsync -av --delete --exclude "Library/Caches/*" \
    --exclude "nobackup/*" --delete-excluded Alexander/ \
    /Volumes/MyBook/backup/Alexander

(wobei Alexander mein Benutzername und MyBook der Name der externen Festplatte ist.)

Nachtrag: Jamie Zawinski hat eine ähnliche Backup-Strategie wie ich. Das Backup, das an einem anderen Ort aufbewahrt wird, werde ich auch einführen.

Wintersonnenwende

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(Düsseldorf, 22.12.2207, 16:23, Sonnenuntergang über Neuss)

Der Tag vorgestern war einer der blödesten seit langem. Am Abend vorher bis eins mit der K. diverse Flaschen Wein getrunken, dann morgens wegen dieser nervig-drückenden Zahnschmerzen um halb acht bei Dr. F. auf dem Stuhl gesessen. Der bietet mir zwei Therapien an: Entweder Sie warten ab und hoffen, dass es besser wird, oder ich mache den Zahn auf und ziehe den Nerv. Therapievorschlag Nr. 2 ist bestimmt sehr hilfreich, aber nicht das, was ich mal so eben mit verkatertem Kopf über mich ergehen lassen will, wenn ich am Abend nach Düsseldorf fahre.

Es folgt ein halber Tag Arbeit, den ich ehrlicherweise als Gleittag mit rein körperlicher Anwesenheit auf meinem Stundenkonto verbuchen sollte: Selten war ich so nutzlos wie an diesem Tag. Mittags noch mit dem Freund H. in die Kantine, dann nach Hause und Reisevorbereitung treffen.

Dann zum Bahnhof. Zug um 17:46, um 17:28 sitze ich noch in der S-Bahn in Barmbek und hoffe, dass die Bahn weiterfährt. „Bitte Ansage beachten“ ist ein hilfreicher Hinweis, sollte aber durch eine echte Ansage ergänzt werden, nicht nur durch Pfeifgeräusche aus dem Lautsprecher. Spontanes Umsteigen in die U2 auf dem Neben-Nebengleis. Ankunft am Bahnhof um 17:45. Sonst bin ich ja ein höflicher und zurückhaltender Mensch (Eigenbild), doch für die Menschen auf dem Südsteg des Hauptbahnhofs wirke ich an diesem Tag rüpelhaft: Ich renne, schiebe, schubse, dränge. Hat sich gelohnt. 10 Sekunden nachdem ich im Zug stehe, schließen die Türen.

Noch vor Harburg holt mich der Schlaf ein und lässt mich bis hinter Münster nicht mehr los.

Feiertage, Ihr könnt kommen.

Wieder da. Und doch noch nicht ganz.

Beim Abschied aus Santiago hielt sich die Wehmut in Grenzen. Mittlerweile habe ich das „der letzte Tag der Reise“-Programm so drauf, dass es fast im Autopilot-Modus abläuft: Ein letztes Mal den Rucksack packen, das Handgepäck vorbereiten, Transport zum Flughafen organisieren, Einchecken und mich der gähnende Langeweile der gesichtslosen Abflugsbereiche internationaler Flughäfen hingeben. Immer die gleichen hochexklusiven Boutiquen, Juweliere und Parfümerien. Lohnen die sich eigentlich? Habe noch nie gesehen, dass jemand aus Langeweile am Flughafen noch eben einen Ring oder einen Anzug kauft. Oder einen Koffer. Kofferläden im Abflugbereich verstehe ich am wenigsten: Wer hier steht, hat sein Gepäck doch schon abgegeben, warum sollte man hier noch einen Koffer kaufen? Um ihn leer mit ins Flugzeug zu nehmen?

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Die Wehmut setzte ein, als das Flugzeug nach einer grandiosen Kurve an den Alpen vorbeigeflogen war und später durch die Wolkendecke stieß. Vor einer Minute noch blendender Sonnenschein, unendlich weite Sicht. Dann eine Minute dickes Weiß und schließlich eine endlose, matschig-graue Soße. Fahles Licht, die Sonne kurz vor dem Untergang gegen 16 Uhr. Dampfende Schlote, deren weiße Säulen sich schnell mit der dichten Wolkendecke vereinten. Dieser Blick, das war Beklommenheit vom Feinsten.

Einen kleinen Hüpfer machte mein Herz, als wir Sekunden vor der Landung den Fußballplatz an der Kollaustraße überflogen und dort knapp zwei Dutzend Figuren in braun-weiß, bzw. grünen Leibchen zu sehen waren. Die Mannschaft trainierte für den Auftritt am nächsten Tag gegen Mainz. Ich wusste schon, warum ich an genau diesem Tag wiedergekommen war. Hat sich ja auch gelohnt, ein 1:0 gegen den Tabellenzweiten kann sich sehen lassen.

Abends mit der Mutter telefoniert. Ich sollte aufpassen, wen ich küsse, es sei ein Magen-Darm-Virus unterwegs. Ich versprach vorsichtig zu sein, ohne zu wissen, dass diese Krankheit sich vermutlich schon in der Klimaanlage des Flugzeugs eingenistet hatte, um sich während des vierzehnstündigen Flugs voll und ganz meinem Körper zu widmen.

Heute zum Abschluss des Urlaubs mit E. und S. das weihnachtliche Kaffee.Satz.Lesen besucht, sozusagen als kulturellen Jahresabschluss. War ganz prima, besonders Finn-Ole Heinrich und Patrick Klebba waren herausragend.

A propos Weihnachten: Selten fühlte ich mich am dritten Advent so wenig weihnachtlich wie dieses Jahr. Nicht, dass in Chile nicht auch das Weihnachtsfest vorbereitet würde, doch diese Weihnachtsdeko im Sommer kann man leicht als eigensinnige Schrulle abtun, wenn man Weihnachten fest mit kalt & dunkel assoziiert. Muss noch irgendwie Weihnachtsstimmung aufholen. Habe schon tausendmal „Immer wieder Sonntags“ gehört, mein inoffizielles Weihnachtslied des letzten Jahres, aber es hilft nur begrenzt.

Morgen kommt der gruselige Tag, an dem mich im Büro ein übergelaufenes Outlook-Postfach und ein hoffentlich in guten Bahnen verlaufenes Projekt erwarten. Wenn ich mich nicht freuen würde, auch bei der Arbeit den einen oder die andere wiederzusehen — ich hätte nichts dagegen, noch bis zum Ende des Jahres zu Hause zu bleiben.

Argentinien

Seit vier Tagen bin ich nicht mehr in Chile, sondern mache einen kurzen Zwischenstopp in Argentinien. Nicht lang genug, dass ich hinterher erzaehlen kann, ich haette Chile und Argentinien bereist, aber immerhin lange genug, um ein paar Unterschiede feststellen zu koennen. Erster Unterschied: Hier darf man das Klopapier ins Klo werfen. In Chile nicht, da sind die Rohre in den Haeusern so alt und anfaellig fuer Verstopfungen, dass… aber lassen wir das. Definitiv eine der nicht so schoenen Erfahrungen in Chile. Zweitens: Das Spanisch hier ist wesentlich besser zu verstehen als das chilenische Spanisch. Die Leute sprechen langsamer und deutlicher. Drittens: Es ist einen Tick preiswerter. Vorgestern habe ich so ziemlich das beste Steak meines Lebens gegessen, mit Suppe und Nachtisch und Getraenken habe ich nicht mal sechzehn Euro bezahlt. A propos Geld: Ist nicht ganz leicht, gleiczeitig mit vier Waehrungen zu hantieren: Chilenischer Peso, Argentinischer Peso, US Dollar und Euro als Referenz. Bislang bin ich nicht verarmt, ist aber eher Zufall.

In Argentinien besuche ich zwei Orte: El Calafate, von wo aus ich dieses hier schreibe, und El Chaltén. In El Chaltén habe ich die letzten drei Tage verbracht. Ich bin nicht sicher, ob es ein verschlafenes Nest oder die boomendste Stadt ist, in der ich bisher war. Gegruendet am 12.10.1985, um moeglichen Grenzschwierigkeiten mit Chile vorzubeugen, ist diese Stadt so jung, dass es noch nicht einmal einen Friedhof gibt. Die Frau im Hostel meinte, dass fdort noch niemand gestorben sei.

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El Chaltén ist der Startpunkt fuer Wanderungen rund um den Berg Fitz Roy und die ihn begleitendenden Gletscher. Habe selbst zwei Tageswanderungen gemacht. Wunderschoen,die Gegend. An Bergen, Seen, Baechen und Gletschern kann ich mich ja kaum satt sehen.

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A propos Gletscher: Morgen besuche ich noch die groesste Attraktion in der Gegend: Den Glaciar Perito Moreno. Habe eine Tour mit Wanderung auf dem Gletscher gebucht.

Heute sass ich 3,5 Stunden im Bus von El Chaltén nach El Calafate. Uebermorgen geht es zurueck nach Puerto Natales (5 Std. Busfahrt), dann nach Punta Arenas (3 Std. Busfahrt), dann nach Santiago (6 Std. Flug) und am Mittwoch ab nach Hause. Ob man Busfahren einfach so absetzen kann? Ganz ohne Entzugserscheinungen?

Tag zur freien Verfuegung

Nach drei Tagen im Nationalpark Torres del Paine war der urspruengliche Plan, heute nach El Calafate in Argentinien weiter zu reisen. Doch der Bus war voll und ich konnte erst fuer morgen einen Platz ergattern. Auch nicht schlimm. Das gibt mir die Chance, auch mal auszuschlafen, einen Tag durchzuatmen, im Erratic Rock Hostel auszuspannen und mal wieder zu bloggen. Ist ein ganz schoenes Hostel. Eher Backpacker als Bed and Breakfast — wobei das Fruehstueck heute morgen das beste war, was ich bisher in Chile morgens zu essen bekommen habe. Sehr gemuetlich ist der Aufenthaltsraum im ersten Stock, wo man seine Campingklamotten trocknen kann und Erfahrungen mit anderen Besuchern des Parks austauschen kann.

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Ausserdem solche profanen Dinge zu tun wie Waesche zur Reinigung bringen (selber waschen habe ich hier noch nicht gesehen) und die Wanderschuhe neu einzuwachsen. Habe doch ein wenig nasse Fuesse bekommen im Park. Ach ja, der Park. So eine Landschaft habe ich nocht nicht gesehen. Diese Mischung von Bergen, Seen und Gletschern — das war noch beeindruckender als die Westkueste Neuseelands. Leider hatte ich mir keinen guten Plan zurechtgelegt, was ich tun moechte. Anders als die meisten Besucher, habe ich nicht das „W“ gemacht, eine mehrtaegige Wanderung, die auf der Karte aussieht wie der Buchstabe „W“. Haette ich aber machen koennen. Campen muss man dafuer nicht und die richtige Ausruestung hatte ich eigentlich auch. Aber das faellt mir erst spaeter auf.

Stattdessen habe ich den rechten Schenkel des W erwandert — in mehr oder weniger stroemendem Regen. Haette ich nicht Lawrence und David wiedergetroffen (Zufall, Zufall), waere mir das auch nicht gelungen, aber so habe ich doch nicht nur einen Spaziergang gemacht, sondern recht stramme acht Stunden und knapp 23 Kilometer, die zwischendurch auch mal anstrengend waren. Hinterher war ich tropfnass, zumindest am Unterkoerper. Die oberen Schichten haben gut funktioniert und auch die Sachen im Rucksack sind trocken geblieben (alles in Muelltueten gepackt).

Habe kaum Fotos gemacht an dem Tag, war einfach zu nass und wolkig. Eins aber, auf dem die Weite der Gegend leider nicht annaehernd zum Tragen kommt, ist dieses hier:

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Aufregendere Bilder konnte ich gestern machen, bei einer Bootstour ueber den Lago Grey zum Glacier Grey. Wenig backpackermaessig diese Tour, war sie doch sauteuer und von einem eher hochklassigen Hotel organisiert, in dem ich aber nicht uebernachtet habe. Richtig nah rangekommen sind wir an den Gletscher und obwohl das Wetter morgens um sechs beim Aufwachen noch katastrophal war, riss der Himmel auf, als wir an der Frontseite des Gletschers ankamen.

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Das Wetter in Patagonien ist vollkommen unberechenbar. Im Hochsommer geht es vielleicht etwas besser, aber im Fruehsommer kann man wirklich an einem Tag alle Jahreszeiten geniessen; der Wind ist extrem. Hier gilt wirklich der abgenutzte Spruch, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Ausruestung gibt.

Kurz vor der Abfahrt aus dem Park zurueck nach Puerto Natales haben die Wolken doch noch ein wenig Erbarmen gezeigt und sich kurz zurueckgezogen, sodass ich wenigstens die Gipfelkette Los Cuernos del Paine schoen sehen konnte.

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Morgen geht es weiter nach Argentinien. Drueckt mir mal die Daumen, dass heute noch jemand seine Buchung im Erratic Rock nicht wahrnimmt, den ein festes Bett konnte mir Bill nicht zusagen. Unter der Bruecke werde ich aber nicht uebernachten muessen, hier gibt es keine Bruecke.