Monthly Archive for Februar, 2008

Der Frühling naht

Kinners, es wird Frühling. Der Winter geht dem Ende entgegen, die ersten wirklich wärmenden Sonnenstrahlen treffen auf unsere Breitengrade. Heute ist der erste Tag, an dem ich den gegenüber sitzenden Kollegen bitten musste, am frühen Nachmittag (vor drei Minuten) die Jalousie runterzulassen, weil mich die Sonne so blendete. Das Spielchen wird sich nun täglich bis Mitte/Ende Oktober wiederholen.

Sport & Kultur am Wochenende

Das Lokalderby FC St. Pauli – Greuther Fürth gegen Kaffee.Satz.Lesen 47 ging nach einer langen Phase der Ungewissheit, in der beide Mannschaften gekonnt ihre Vorzüge gegeneinander in die Waagschale warfen, mit einem klaren 0:1 zu Gunsten der Literatur aus.

FC St. Pauli – Greuther Fürth war stets knapp davor, in Führung zu gehen, konnte aber in letzter Sekunde nicht den Ausfall des Stadionkumpels B. wett machen. Dass auch Kaffee.Satz.Lesen 47 am spätem Samstag Nachmittag vollkommen unerwartet das bis dahin immer verlässliche Mittelfeld E. und S. abhanden kamen, änderte nichts am schließlich doch souveränen Sieg der Autoren von der Rederei Hamburg. Das war der besondere Verdienst der zweiten Sturmspitze Frau K. Ohne Ihre immer angenehme Begleitung hätte sich das Spiel noch am Sonntag morgen zu Gunsten des Fußballs drehen können, doch das starke Aufgebot an Autoren in der Baderanstalt brachte die Partie schließlich doch sicher nach Hause.

PS: Liebe DFL: Bitte in Zukunft die Heimspieltermine des FC St. Pauli mit dem Kalender der Rederei Hamburg abstimmen. Kann doch nicht so schwer sein, steht doch alles im Internet.

Zwei Verlierer zum Preis von einem

Hatte schon eine gewisse ironische Note, als mir Amazon gestern die HD-DVD Variante von Waterworld als Super-Duper-Sonderangebot zum Preis von 9,97 € ans Herz legte.

Briefwahlblues

Eigentlich würde ich gerne mal eine liberale Partei wählen. So eine richtige, die es ernst meint mit Bürgerrechten. Die eine, die sich so nennt, kann ich aber beim besten Willen nicht wählen. Ich hatte dieses Mal überlegt, das Kreuz bei der Briefwahl mal an einer anderen Stelle zu machen als sonst immer, vielleicht sogar bei der Partei, die sich die Liberalität auf die Fahne geschrieben hat.

Doch gestern abend, als ich über den Wahlzetteln saß und grübelte, was ich mit meinen 12 Stimmen mache, lief im Radio eine Diskussion, in der auch die stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP vertreten war. Es ging um die Steuerhinterzieher in Liechtenstein (a propos Liechtenstein: Kann man da nicht gerade mal einmarschieren?) und während die anderen Teilnehmer der Diskussion die eine oder andere intelligente These zum Thema darboten, klang Frau Pieper wie eine durchgedrehte Phrasendreschmaschine, die mit bewundernswerter Unabhängigkeit vom Diskussionsthema die ewig gleichen Steuersenkungen forderte.

Schade drum, dachte ich, und machte das Kreuz an der üblichen Stelle.

Stasi 3.0

Die Forderung der niedersächsischen Landtagsabgeordneten Christel Wegner, die Stasi wieder einzuführen, darf man nicht nur engstirnig politisch betrachten, sondern muss sie in einem größeren, industriepolitischen Kontext rücken: Die Wiedereinführung der Stasi würde nicht nur den BND zu neuem Elan führen (Konkurrenz belebt das Geschäft), sondern auch der deutschen Kunstlederjackenindustrie einen neuen Großabnehmer verschaffen — einer Branche, die seit dem Fall der Mauer dramatische Absatzeinbrüche zu verzeichnen hatte. Sicherheit und Arbeitsplätze — was wollen wir mehr?

5 Euro in die Kalauerkasse

Kennt jemand die Fortsetzung von „The Empire Strikes Back“?

Neinnein, nicht etwa „Return of the Jedi“, sondern:

„The Empire Strikes Bäcker“

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(Ausnahmsweise mal nicht in Barmbek, sondern am Ausgang Bürgerweide der Haltestelle U/S Berliner Tor)

Sehr geschmackvoll, Fox Markt

Als die Titanic vor einigen Monaten eine Seite unter dem Titel „Maddie in Ihrem Supermarkt versteckt“ jede Menge Produkte mit Suchfotos von Madeleine McCann veröffentlichte, war die Empörung groß. Sehr groß. Die Beschimpfungen in der britischen Presse waren dramatisch.

Scheint aber doch aller Proteste zum Trotz eine verkaufsfördernde Masche gewesen zu sein. Oder wie lässt sich das schockierende Poster vor dem Fox Markt auf der Fuhlsbüttler Straße erklären?

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Karneval reloaded

Mit 12 war es vorbei. Ich hatte keinen Spaß mehr dran, war mir alles zu spießig und verknöchert, das Gesinge, das Gejohle und die punktuell aufgetragene Fröhlichkeit auf Kommando zu einer festen Zeit im Jahr. Der richtig große Karnevalist war ich ohnehin nie. Mich zu verkleiden war nicht so sehr mein Ding und irgendwann nahm auch mein Interesse an Spielzeugpistolen dramatisch ab (die Patronen waren mir ohnehin immer schon zu laut), sodass der Karneval keinerlei Reiz mehr auf mich ausübte. Spätestens nachdem der W. in Karnevalslaune die Tür meines Zimmers, in das ich mich mit Freunden zum Das Schwarze Auge Spielen verbarrikadiert hatte, aus den Angeln hob — woraufhin sie den Rest meiner Verweildauer in diesem Zimmer nicht mehr richtig schloss — war Karneval für mich gestorben.

Die Studienzeit in der nicht gerade als Großspaßmetropole verschrienen Mittelstadt Osnabrück trug nicht dazu bei, mich wieder mit dem Karneval anzufreunden und meine pubertäre Abneigung zu überwinden. Der dort gefeierte Ossensamstag bestand darin, sich morgens beim Zug so gnadenlos zu betrinken, dass die Leute bereits am frühen Nachmittag nicht mehr auf der Straße waren — kein Wunder, sah die Stadt doch aus, als wären die Wagen nicht abgezogen, sondern explodiert.

Vor drei Wochen schlug die D. als überzeugte Kölnerin vor, ob wir nicht gemeinsam Karneval feiern wollten. Unter dem Einfluss von Hormonen stehend, sagte ich zu. Mir war schon ein wenig mulmig vorher: Was soll ich nur anziehen? Drei Wochen lang verschob ich die Entscheidung auf später, bis mir klar wurde, dass ich keinen blassen Schimmer habe, was ein angemessenes Kostüm ist und wo ich eins herbekomme. Außerdem glüht in meiner Brust auch noch ein Funken Düsseldorfer Lokalpatriotismus und ausgerechnet nach Köln zu fahren, war schon nicht ganz leicht. Zumindest habe ich mir geschworen, nicht allzu lauthals „Kölle Alaaf“ zu rufen.

Die Kostümfrage klärte sich dank des reichhaltigen Fundus der D. recht schnell. Als Matrose dürfe ich in Köln nicht gehen, wenn ich nicht als schwul gelten wolle, belehrte mich der Schwager am Freitagabend. Da blieb als Alternative nur die wunderbar grell orange Perücke mit den dicken Drähten, damit die Zöpfe auch zur Seite abstehen. Dazu ein dünnes Leibchen, das als Sommerkleid herhalten musste, und fertig war Pippi Langstrumpf. Noch nicht perfekt, aber für das erste Kostüm seit 25 Jahren nicht schlecht. Nichts im Vergleich zur Nana Mouskouri, in die sich die D. verwandelte, aber immer noch passabel.

Ohne die Details des Tages wiedergeben zu wollen: Mann, war das lustig. Was für eine Stimmung auf der Party am Nachmittag, die pünktlich um 17 Uhr beendet wurde und später am Abend im „gegenüber“ in Ehrenfeld (und „em Tresörche“ auf der Severinstraße zwischendurch). Was für kreative und liebevoll gestaltete Kostüme, die mir den ganzen Abend unter die Augen gekommen sind. Viel kindliche Erinnerung wurde wach bei den ganzen Liedern, die irgendwo in den Tiefen meines Gehirns abgespeichert waren. Sogar das Kölsch konnte ich gut trinken an dem Abend.

Respekt vor den Leuten, die es schaffen, an allen sechs Tagen loszuziehen. Ich war nach zwei Abenden so fertig, dass mir zwei Tage zum Ausspannen gut tun würden. Aber dafür hat man hier im Norden ja nicht viel Verständnis.

Ich nehme mit, dass es einen himmelweiten Unterschied gibt zwischen dem organisierten Karneval der Prunksitzungen und „Wolle mer se reinlasse?“-Fernsehübertragungen und dem voll Freude gefeierten Karneval abseits der Fernsehkameras und ewig gleich guckenden Clowngesichter. Gerne wieder.