Auf Leute, die sich für Autos interessieren, üben Prototypen einen besonderen Reiz aus. Mich begeistern Autos jenseits des Aspekts der Fortbewegung nicht so sehr, doch der Schwager, der samt Schwester über das Wochenende zu Besuch war, ist schon allein aus professionellen Gründen an Kraftfahrzeugen interessiert. Und in fachkundiger Begleitung sehe ich mir auch gerne Museen an, in die ich allein nicht unbedngt reingehen würde. Außerdem bin ich ja allgemein interessiert an Technik — ganz abgesehen davon, dass ich es immer spannend finde, wie ein Museum aufgebaut ist und wie der Besucher durchgeleitet wird.
Die Sammlung ist eindrucksvoll: sehr schön aufgebaute Fahrzeuge, garniert mit Accessoires zu Rennen und der Technik. Es sind hauptsächlich Rennwagen, bzw. sportliche Autos. Viel Porsche gibt es sehen. Ich hatte auf ein paar Science Fiction-artige Modelle gehofft, so richtig abgefahrene Studien, bei denen immer schon absehbar war, dass sie nur im Kopf des Ingenieurs einen Sinn ergeben.

Doch leider ist die Sammlung genau dies: eine Sammlung. Ein Sammler stellt seine Schätze aus und hofft, dass die Besucher so kenntnisreich und vorgebildet sind, dass sie sich von Metall, Lack und Technik beeindruckt hingeben. Was dem Museum fehlt, ist die Erklärung zu den Exponaten. Die an den Autos preisgegebenen Fakten gehen selten über Quartettspielwissen hinaus: Wie groß, wie schnell, wie alt. Aber kaum etwas über die Leute dahinter, über den zeitlichen Kontext oder was genau diesen Prototyp auszeichnet. Zwar existieren ein paar PCs, an denen man Informationen abrufen kann, doch die Information ist nicht unmittelbar mit den Exponaten verknüpft.

Ein wenig mehr Historie bekomme ich im Untergeschoss mit, wo ein älterer Herr mich in ein freundliches Gespräch verwickelt und mir bei einem besonders ramponierten Rennwagen erzählt, dass sein Vater diesen gebaut habe, er ihn selbst als Siebzehnjähriger durch „die Ostzone“ gefahren habe und dass der Wagen dann vergessen Jahrzehnte im Garten gestanden habe und der Witterung ausgesetzt gewesen sei.

Das war spannend. Durch eine solche Erzählung wird ein Alugerippe zu einem Objekt mit Geschichte, unter der ich mir etwas vorstellen kann, viel wichtiger, ob das Gerät nun hundert oder hunderzehn PS hat.

Diesen Sammlungscharakter teilt das Hamburger Prototypenmuseum mit anderen technischen Museen. Bei meinem Besuch im Technikmuseum in Speyer vor zehn Jahren hatte ich das gleiche Gefühl: Exponate ohne den Kontext sind nur für denjenigen interessant, der sich mit der Materie auskennt. Erst wenn die Aussteller das verstanden haben, werden Sammlungen zu richtigen Museen.
(Noch ein paar Bilder mehr gibt’s bei Flickr.)