Monthly Archive for November, 2008

Die Bäckerkrise in Barmbek Nord

Während seit Anfang Oktober vermeintlich unzerstörbare Banken von einem Tag auf den anderen verschwinden und somit die Finanzarchitektur der Welt neu geordnet wird, hat es im selben Zeitraum auf der Fuhlsbüttler Straße im Bäckereiensegment ähnliche tektonische Verschiebungen gegeben. Beim Rundgang durch das Quartier fiel auf, dass nicht weniger als drei neue Bäcker an die Stelle erfolgloser Vorgängerinstitute getreten sind. Dass mal einer zumacht, klar. Aber drei fast gleichzeitig?

Von Süden nach Norden aufsteigend: Der ehemalige Fuhlebäcker, der ja ohnehin nur wie ein Markenplagiat des Schanzenbäckers wirkte, firmiert nun unter dem Namen Majestic Café.

Der für mich ebenfalls ominöse Sternbäcker, eingepfercht zwischen Lidl und Edeka kurz vor der Ladenzeile des Todes, strahlt nun in Gelb und ist eine Filiale der weltumspannenden Kette „Stadtbäckerei Pinneberg“ (oder so ähnlich) geworden. Pinneberg? Autsch.

Für mich persönlich am Einschneidensten jedoch ist der Rückzug des Hansebäckers aus dem Edeka-Markt (den ja einige Weggzogene immer noch als Spar-Markt bezeichnen. Du weißt, wen ich meine!). Dort hat nun ebenfalls ein anderer Bäcker seine Zelte aufgeschlagen.

Verunsicherung belibt nun vor allem bei den Kunden. Bei dem von mir gern frequentierten Barmbäcker (powered by Dat Backhus) waren am Samstagvormittag gegen 11 Uhr ungefähr 95% der Brötchen verkauft. Man war dort etwas unvorbereitet von dem Kundenansturm, resultierend daraus, dass alle anderen vertrauten Bäcker auf einmal anders heißen. Pragmatischerweise wurde aber direkt Nachschub besorgt. Habe ich auch noch nicht gehabt, dass er Bäcker fragt, ob man ein wenig Zeit hätte, er würde jemanden zum Brötchenholen schicken.

Poldigroschen

Wenn die Kölner wirklich binnen kurzer Zeit 10.000.000 Euro zusammenkriegen müssen, um den Podolski aus Bayern auszulösen, schlage ich vor, rechtzeitig vor dem Höhepunkt der Karnevalssaison eine Sonderabgabe auf’s Bier einzuführen. 5 Cent pro Glas Kölsch und spätestens am Aschermittwoch sollte das Thema erledigt sein.

Gegen Ahlen

Dass RW Ahlen erst dieses Jahr in die zweite Liga aufgestiegen ist und die mitgereisten Fans noch nicht soviel vom rauen Klima in der zweithöchsten Spielklasse des deutschen Fußballs wissen, ja geradezu überfordert wirkten vom guten Abschneiden ihrer Mannschaft (Platz 5!), merkt man vor allem daran, dass sie nach der 2:0 Führung etwa in der 33. Minute anfingen, „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ zu skandieren. Das war der Fehler. Das feuert vor allem die Heimmannschaft an.

Im Nachhinein wäre es natürlich nahezu prophetisch gewesen, mit einem schmissigen „Niemand siegt am Millerntor“ zu antworten, aber dass wir noch vor der Pause zum 2:2 ausgleichen, hätte man — ganz unter uns — nach der ersten halben Stunde auch nicht unbedingt erwarten können.

Bahnsprechung

Immer wieder beeindruckend an der deutschen Sprache ist ihre Präzision im Ausdruck. Dachte sich wohl auch der Zugchef im IC929 am Freitag, als er mit einer Gelenkigkeit im Ausdruck, wie sie nur von Mitgliedern einer Organisation, die Begriffe wie „außerplanmäßiger Halt“ hervorbringt, errungen werden kann, verkündete:

Der Wagen mit der Ordnungsnummer 13 befindet sich heute nicht im Zug und fehlt deshalb. Fahrgäste mit Reservierungen für den Wagen 13, wenden Sie sich an das Zugpersonal zwecks Platzzuweisung.

Identitätsstiftendes Merkmal

Balea Flüssigseife Geruchsnote Honig-Milch — der Duft meiner Generation. Hat doch jeder, oder?

Liebes Amerika

Nun, da Du den W. und seine Kumpels verjagt hast und wir wieder von ganzem Herzen Freunde sein dürfen, kann ich nochmal vielen Dank sagen für die schöne Zeit, die ich letztens bei Dir hatte. War toll, wie immer. Besonders schön ist es ja immer in Deinem Nordosten, im Herbst, wenn das Chlorophyll für die Saison ausgedient hat und Du Dich bunt anmalst:

Und auch in der großen Stadt, in der mit Loch, wie Thees singt. Habe wieder viel gesehen, und vor allem ein paar Dinge, die ich noch nicht kannte. Kannst Du Dir vorstellen, dass ich zwar fast ein Dutzendmal in der Stadt war, aber dieses Mal das erste Mal am Times Square? Naja, ist vielleicht auch nicht so spannend, was sich dort abspielt. Ganz spannend hingegen der Tag in Brooklyn. Genauer gesagt in Dumbo. Warum musst Du Deinen Stadtvierteln immer so komische Namen geben? Noho, Soho, Tribeca, Dumbo — klingt schon etwas komisch. Aber unabhängig vom Namen: Ist ja schon ein wenig seltsam, dass Du diese total attraktive Ecke der Stadt erst jetzt entdeckst, oder? Hat mir auf jeden Fall gut gefallen dort.

Auch mit der Staten Island Ferry bin ich das erste Mal gefahren. Mal ganz ehrlich, Amerika, gibt es eigentlich auch Leute, die auf der Insel aussteigen? Ich meine, aussteigen und das Fährterminal verlassen? Ich hatte nicht den Eindruck. Habe ich etwas verpasst?

Seit ich, wenn ich Dich besuche, nicht mehr bei der Freundin der Mutter, sondern bei dem Freund draußen in der Vorstadt wohne, komme ich auch viel häufiger durch diesen wunderbaren Bahnhof durch. Am Anfang verwirrend, mit seinen Bahnsteigen auf den verschiedenen Ebenen, der riesigen Halle und der auch nicht zu verachtenden Halle eine Etage tiefer, habe ich das Ding mittlerweile doch durchschaut. Ist gar nicht so schwer, wenn man grob weiß, in welcher Richtung die Züge fahren und wo man hin will.

Nur komisch, dass man in dem Bahnhof beim Fotografieren kein Stativ verwenden darf. Kann ich ja verstehen, in der Hauptverkehrszeit, wenn sich die Pendler nur so durch die Halle schieben, aber nachts um zwölf? Stört’s da wirklich so sehr? Falls Du, Amerika, übrigens weißt, wer die blonde Frau ist, die auf dem Foto wie das ruhende Auge mitten im Sturm steht, sag Ihr Bescheid, dass sie ganz und gar zufälig in einem Foto gelandet ist, auf das ich sehr stolz bin.

Wer die Bass spielende Sängerin ist, die an dem Abend mit ihrer Band im Sidewalk Café spielte, habe ich mittlerweile rausgefunden. war auf jeden Fall ein sehr schöner Abend. Gute Musik habe ich gehört, und ein paar ganz schöne Bilder gemacht von den Künstlern.

Ach so, wenn Du Deine Nachbarin Kanada siehst, grüß schön von mir. Habe mich gar nicht mehr gemeldet bei ihr. War auch toll dort. Kannst ihr ausrichten, dass ich die Tage mal einen Brief schreibe.

Viele Grüße

Alexander

PS: Habe mich ja fast nicht getraut, Dir das Foto zu zeigen, aber vor ein paar Tagen im Baumarkt habe ich den Prospekt von kronoply gesehen, irgendeiner Holzfirma. Tu mir einen Gefallen und nimm das nicht so ernst mit dem Freedom Tower aus Holz. Ich wüsste auch zu gern, was die Leute geritten hat, vorzuschlagen, dass man das Nachfolgegebäude der Twin Towers aus Sperrholz bauen könnte. Ist ja auch irgendwie geschmacklos. Aber, vielleicht hilft es Dir, kronoply ist eine schweizer Firma. Also bitte auf die sauer sein, nicht auf uns, OK? Schmatz.