Monthly Archive for Januar, 2009

Späte Bestätigung

Aus dem Hamburger Abendblatt unter der Überschrift „Wildwest in Steilshoop„:

Vier Jugendliche haben am Fritz-Flinte-Ring mit Gaspistolen auf den Wagen eines 40-Jährigen geschossen.

Seit Jahren fahre ich nur mit Begleitschutz durch Steilshoop, wenn ich dort mal vom 7er in den 26er Bus umsteigen muss. Mir war von Anfang an ein Stadtteil nicht geheuer, in dem es eine Straße namens Fritz-Flinte-Ring gibt.

Newsflash: Neuer 1-Euro-Laden auf der Fuhle

Die Spannung ist gelüftet: In dem ehemaligen Übergrößenladen (die andere Filiale von Moni’s Laden für mollige Ladie’s), der bereits seit Mitte 2008 mit großen „Wir müssen raus, nur noch bis 31.12.“ sein Abtreten von der Fuhle ankündigte, hat (Trommelwirbel! Tusch!) ein neuer 1-Euro-Laden aufgemacht. In unmittelbarer Nähe zum Tedi. Das gibt ein Kampf bis aufs Blut. Berichtet in meiner Abwesenheit, wer den längeren Atem hat und wer zuerst auf ein 80-Cent-Sortiment reduziert.

Er kehrt zurück an den Rhein

Also nicht ich, dieses Mal, sondern der andere. Poldi. Zum 1.7.2009. Darf ich gerade mal aus dem Artikel bei SPON zitieren:

Er erhält einen Vertrag bis 2013 und kostet den Aufsteiger rund zehn Millionen Euro. Drei Viertel dieser Summe können die Kölner direkt stemmen – größtenteils über Schulden – der Rest soll mit einer Party rund um ein „Abschieds-Rückkehrspiel“ gegen die Bayern eingenommen werden. Sponsoren spenden Bier, und die Fans sollen kräftig konsumieren. „Ganz Köln wollte die Rückkehr von Lukas Podolski, jetzt kann ganz Köln helfen, dass wir das auch hinbekommen“, sagt der stolze Manager Michael Meier.

Das Modell ist zwar in der Umsetzung ein wenig anders gelagert als der von mir vorgeschlagene Poldigroschen, aber im Endeffekt passiert dasselbe: Der Kölner säuft sich den Poldi zusammen.

Anfragen zu weiteren Vorhersehungen bitte in die Kommentare.

Meine kurze Karriere als Werber (noch so’n Ü30-Witz)

Ungefähr zu der Zeit, als mein jüngster Bruder gerade Abitur machte, führte der Verkehrsverbund Rhein Ruhr eine neue Monatskarte für Schüler und Auszubildende ein. Um der jugendlichen Zielgruppe gerecht zu werden, nannte man das neue Produkt „SchokoTicket“.

Sofort hatte ich einen irre komischen, wenn auch retro-angehauchten Fernsehspot vor dem geistigen Auge, in dem der Inhaber eines SchokoTickets zu einem Kontrolleur im Bus sagt: „Django zahlt nicht, Django hat SchokoTicket.“ Ein B-R-Ü-L-L-E-R.

Mit nur einem Problem: Die Focus Group (also mein Bruder, der altersmäßig voll in der Zielgruppe lag) kannte den Originalwitz nicht. Ich sah ihn mit erwartungsvoll großen Augen an, er starrte leer zurück.

Das war meine kurze Karriere als freier Werbeschaffender. Schwarze Rollkragenpullis habe ich zu der Zeit trotzdem weiter gerne getragen.

Heiliger Boden?

Seit ein paar Tagen — genauer gesagt: seit ich das erste Plakat für den Konzertmitschnitt auf DVD gesehen habe — zermartere ich mir den Kopf, was Lotto King Karl sich mit dem Titel „Heimspiel auf heiligem Boden“ gedacht hat. Wenn ich das richtig recherchiert habe, handelt es sich um die Aufzeichnung eines Konzerts in der Color Line Arena. Heimspiel? OK, die CoLinA ist ja nah genug dran an der HSH Nordbank Arena, zu der Herr Lotto ja eine enge Beziehung hat (ich lass HSH Nordbank Arena hier mal so stehen und hoffe, dass in drei Jahren, wenn das Ding anders heißt, sich Leute fragen, was das wohl war, die HSH Nordbank Arena). Aber „heiliger Boden“? Wenn es in Hamburg eine seelenlosere Halle gibt als die Color Line Arena, bitte ich um Nachricht. Sowas kann doch allein deshalb nicht heiliger Boden sein, weil das Ding erst seit 2002 existiert. Für Heiligkeit bedarf es doch zumindest ein bisschen Tradition. Wenn ich außerdem gerade mal einen Satz aus der Wikipedia zitieren darf:

Im März 2002 feierte man Richtfest und am 8. November 2002 wurde die Color Line Arena mit einem Konzert von Wonderwall, Sasha und Phil Collins feierlich eröffnet.

Na, das sind doch beste Voraussetzungen für „heiligen Boden“. Ähem. Wenn es denn die Bühne im Stadtpark gewesen wäre, hätte ich den Titel der DVD ja verstehen können.

Aber ganz ehrlich: Nach fast neun Jahren Hamburg ist mir das Phänomen Lotto King Karl ohnehin verschlossen geblieben. Es gibt halt in jeder Stadt Dinge, die man als Zugereister nicht verstehen kann.

Sag mir, wo die Präpositionen sind, wo sind sie geblieben?

Erinnert Ihr Euch noch an den Witz, in dem es ursprünglich um einen Mantafahrer (später dann vermutlich: eine Blondine) ging, dessen „nach Aldi“ von einer anderen Person durch „zu Aldi“ korrigiert wurde und der dann erschreckt feststellte „Was, schon halb sieben“? Seid Ihr mit mir in den frühen Neunzigern angekommen? Gut.

Heute sehne ich mich nach Zeiten zurück, als jeder, aber auch jeder, diesen Witz verstanden hat. Arge Zweifel, ob die bescheuerten U-Bahn Teenager diesen Witz überhaupt noch verstehen, befallen mich, wenn ich Telefonate mithören muss, die üblicherweise mit „Isch bin Hauptbahnhof“ oder „Ich bin Kellinghusenstraße“ anfangen.

Diskutiert mit, ob falsche Präpositionen besser sind als gar keine.

(Überlege außerdem, ob eine neue Kategorie „Ich bekenne ein intoleranter, pedantischer Sack zu sein“ angebracht wäre.)

Wortneuschöpfung des Tages

Remotezeros: Browserbasierte Anwendung, die nicht ganz so leichtgewichtig und fix ist, wie man das von Web 2.0 Software erwartet, mit langen Ladezeiten und umständlich zu bedienender Oberfläche. [Vgl. Flickr]

Fischstäbchen

1A-Beweis des Reiz-Reaktionsprinzips: Sag in einer Gruppe erwachsener Menschen unseren Alters (am besten solche ohne Kinder) das Wort „Fischstäbchen“ und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird jemand „Fischstäbchen — müsste ich auch mal wieder machen“ sagen. Ausprobieren! Geht fast immer!

Eine etwas längere Hausmitteilung

Am Tag vor Heiligabend habe ich das Todesurteil des Barmblogs unterschrieben. Es stand zwar nicht wörtlich „Das Barmblog wird hiermit zum Tode verurteilt“ auf den Seiten, aber als ich den Mietvertrag für die neue Wohnung in Köln unterschrieb, stand auch unweigerlich fest, dass mit dem Wegzug aus Hamburg auch meine kleine Stadtteilchronik zu Ende gehen wird.

Wegzug aus Hamburg. Nach neun Jahren. Vor einem Jahr war das noch undenkbar. Was würde mich denn schon veranlassen, aus der schönsten Stadt Deutschlands wegzuziehen? Konnte ich mir nicht vorstellen, hatte ich es mir doch schön eingerichtet hier: Ein Freundeskreis, in dem ich mich geborgen und gut aufgehoben fühle, eine Wohnung die ich liebe, in einem Stadtteil, den ich mag und ein interessanter Job mit guten Kollegen und passender Bezahlung.

Zugegeben: Der Job hatte erste Kratzer bekommen und es zeichnete sich ab, dass da mal eine Veränderung notwendig würde. Nicht, weil es mir bei der Bank nicht mehr gefiel, sondern eher, weil der Bank nach der letzten Fusion Hamburg nicht mehr gefiel und man Mitarbeiter und Aufgaben lieber in Düsseldorf und Frankfurt sehen wollte als in Hamburg. Aber nach fünf Jahren ist vielleicht ohnehin mal ein Wechsel des Arbeitgebers angesagt.

Doch in dem Maße, wie die Zuneigung zur D. nach unserem Kennenlernen in Patagonien immer mehr zu Liebe wurde und die Fahrerei zwischen Hamburg und dem Ruhrgebiet an den Wochenenden immer mehr nervten, wuchs auch die Bereitschaft, über einen anderen Wohnort nachzudenken. Auf einmal schien die Perspektive, in Düsseldorf arbeiten zu können, gar nicht mehr so schlecht. Ist ja nicht so weit von Köln, der Traumstadt der D., entfernt. Kann man pendeln.

So wurden aus ersten Überlegungen ein festes Vorhaben, ein Versetzungsantrag und schließlich die im Dezember abgeschlossene Wohnungssuche.

Nun dauert es nicht mehr lange, bis der Umzugswagen vor der Tür stehen wird, Mitte Februar wird es soweit sein. Das wird schwer, Abschied zu nehmen: Von der Elbe, der Alster, dem Stadtpark, dem Millerntor, Barmbek und so vielen anderen Orten. Und natürlich von den Leuten, die in den letzten neun Jahren einen Platz in meinem Leben gefunden haben. Dazu gehört auch Ihr, werte Leserinnen und Leser.

So betrübt dieser Beitrag bislang auch klingen mag: Gleichzeitig freue ich mich wie doll auf die Abenteuer, die eine neue Stadt und ein neues Umfeld mit sich bringen. Köln war mir bis letztes Jahr nicht so sehr vertraut. Der Rheinländer ja schon, auch wenn es nach insgesamt fünfzehn Jahren in Norddeutschland schon seltsam sein wird, ihn wieder 24 Stunden am Tag um mich herum zu haben.

Diese Zäsur gibt natürlich auch die Gelgenheit, auf drei Jahre Bloggen zurückzuschauen. Es hat mir meistens viel Spaß gemacht und ich bereue nicht, dieses Experiment gewagt zu haben. Das Unerwarteste war für mich, wie wenig anonym das Ganze doch ist. Habe eine Menge sehr interessanter Leute kennengelernt, vor allem durch die wunderbaren K.S.L.-Sessionen, denen ich in der zweiten Jahreshälfte wegen Terminkonflikten leider vollständig fern bleiben musste. Das alles hat meinen Horizont sehr erweitert.

Wie geht es nun weiter? Spätestens, wenn ich mich in Köln eingerichtet habe, stellt sich natürlich auch die Frage, ob ich ein neues Blog eröffnen möchte. Ich weiß es noch nicht. Soviel Spaß es auch macht, so viel Arbeit ist es auch. Einerseits merke ich langsam, dass die Kreativität etwas austrocknet, andererseits werde ich auch eher weniger als mehr Zeit haben: die Pendelei zwischen Köln und Düsseldorf dauert länger als die Fahrt von Barmbek in die Innenstadt. Außerdem will ich ja mehr Zeit mit der Liebsten verbringen.

Bis Februar ist noch ein wenig Zeit, vielleicht gibt es bis dahin noch etwas zu lesen. Ich sage aber auf jeden Fall nochmal Tschüss, bevor ich gehe.