Grammatik bei der Deutschen Bahn

Lobenswert ist ja, dass die Zugbegleiter der Deutschen Bahn seit mittlerweile einigen Jahren die Ansagen über nächste Halte und Anschlusszüge auch auf Englisch machen. Dass das manchmal komisch klingt, weil stark akzentgefärbt, soll kein Hinderungsgrund sein.

Wenn ich aber noch ein einziges Mal „We will arrive Hamburg“ hören muss. schreie ich oder zwinge den armen Kollegen, den Wörterbucheintrag von „arrive (Verb, intransitive)zu essen auswendig zu lernen.

Dem Spaßvogel, der bei der Bahn auf die Idee gekommen ist, dass man arrive auch ohne „in“ oder „at“ verwenden kann, in der vagen Hoffnung, dass es dann so etwas wie „erreichen“ heißt, verleihe ich die Goldene Präposition 2007. Nicht nur dass das ungrammatisch ist, die Verwendung von „arrive“ gibt dem ganzen auch noch eine falsche Note, wie die zu Rate gezogene Übersetzerin fest stellte. To arrive hat etwas Endgültiges, legt den Endpunkt einer Reise nahe. Die Konnotation eines Zwischenstopps geht dabei etwas unter. Also, liebe Bahn, wie wäre es in Zukunft mit: „Our next stop will be Hamburg“. Der Dank eines Stammkunden ist Euch gewiss.

5 Responses to “Grammatik bei der Deutschen Bahn”


  • Ist ja alles schön und gut und richtig.
    Aber sollte die Bahn nicht erst einmal ihren DEUTSCHEN Sprachgebrauch korrigieren,
    bevor es ans Englische geht???
    Hier ein paar Beispiele:

    „Aufgrund spielender Kinder…“
    -> „Weil wir nicht in der Lage sind, unseren Fahrplan richtig zu organisieren…“

    „Wir danken für Ihr Verständnis“
    -> „Wir bitten um ihr Verständnis“

    „…wo Sie unser freundlicher Mitarbeiter gerne erwartet“
    -> „Wo Sie pappige Sandwiches zu überhöhten Preisen kaufen können“

    „Aufgrund von Störungen im Betriebsablauf…“
    -> „Weil wir nicht in der Lage sind, unseren Fahrplan richtig zu organisieren…“

    „Aufgrund der gestiegenen Energiekosten sieht sich der Verkehrsverbund leider gezwungen…“
    -> „Weil die Vorstände der 29(!) im Verkehrsverbund organisierten Verkehrsunternehmen eine Gehaltserhöhung wollen…“

  • Ab und zu kommen in diesen Kanon der Begründungen ja auch ein paar neue Dinge, z.B. die „Störungen im Betriebsablauf“ sind relativ neu. Aber immerhin „…bitten wir um Ihr Verständnis“ statt „wir entschuldigen uns für…“. Ist ja ein besonderer Liebling von mir, dieses „sich entschuldigen“.

  • Schön ist auch folgendes: “Wir erreichen jetzt Frankfurt. In Frankfurt haben Sie Umsteigemöglichkeiten mit dem IC238 nach Köln, mit der Regionalbahn 2357 nach Wiesbaden, mit (etc.)

    Ladies and Gentlemen – wie will ärreiw in Frankfurt.”

    Das war’s. Engländer haben keine Umsteigemöglichkeiten.

  • Rob: Habe mich auch schon häufig gefragt, ob sich die Fahrgäste, die auf die englische Übersetzung angewiesen sind, nicht verloren vorkommen, wenn aus einer 45-sekündigen Ansage ein knapper 5 Sekunden Spruch wird. Ungefähr so wie bei „Lost in Translation“ während des Drehs für den Werbespot, als der zweiminütige Monolog des Regisseurs mit „Please turn left“ (oder so ähnlich) übersetzt wird.

  • Wie rob schon schrieb sind die englischen Ansprachen eher wie eine kurze Signatur zu sehen. Im Sinne von „CU“.

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