Die Saison geht zu Ende

Abpfiff. Das war’s. Der FC St. Pauli spielt wieder in der zweiten Bundesliga, aber erstmal hält das ganze Stadion die Luft an. Kein kollektiver Schrei, kein Konfettiregen. Am lautesten sind die Dynamo-Fans in der Nordkurve mit ihrem Gesang. Dann setzt langsam die Gewissheit ein, dass vier Jahre Regionalliga gerade ein Ende gefunden haben, aber die Spannung des Moments ist schon verflogen.

Kein großer Stimmungskatalysator ist das „offizielle Aufstiegslied“, das der Stadionsprecher ankündigt, als die Mannschaft sich nach dem Kreis der Gegengerade stellt. Eine unerträgliche Coverversion von Jingle Bells erfüllt das Stadion. Übler als das Fan-Lied von Hertha, das will was heißen. Zwar so laut, dass man die Dresdner nicht mehr hört, aber das ist auch nicht besser. Nur mit größter Mühe können wir diese Retortenscheiße mit You’ll Never Walk Alone übertönen. Wer auch immer sich dieses Lied ausgedacht hat: Nächstes Mal bitte vor der Veröffentlichung von anderen Leuten probehören lassen.

Die Mannschaft hat es uns an diesem Freitag nicht leicht gemacht. Der eine Punkt, der notwendig war, musste hart erkämpft werden. Zwar lagen wir nie zurück, aber von der Auswärtsschwäche der Dresdner war nicht viel zu spüren. 2:2, schade, ich hätte Patrick Borger eine gegentorlose Heimserie gewünscht. Unglücklich auch Mazingu, der nach dem gegnerischen Ausgleich in der Nachspielzeit doch noch auf 3:2 erhöhen könnte, aber nur den Pfosten trifft. Redet hinterher keiner mehr drüber, ist aber doch schade.

Durchgedreht waren die Dresdner Fans. Habe das erste Mal erlebt, wie es ist, wenn einen Fan-Gesänge zermürben. Die haben in eine, durchgesungen. Genau ein Lied, aber wenn man das ungefähr eine Stunde am Stück hört, wird man leicht irre im Kopf. Da kann man selbst schreien und singen, wie man will, aber bei jedem Luftholen ist der Gesang aus dem Gästeblock zu hören.

Die Saison-Abschlussparty im Knust kommt nicht so richtig in Gang. Liegt vielleicht an den Hundertschaften der Polizei, durch die man sich am Bahnhof Feldstraße drängen musste. Leichtes Unwohlsein keimt in mir auf. Ich stehe inmitten eines großen Kreises schwer geschützter Polizisten und fühle mich gar nicht wohl behütet. Was passiert, wenn die jetzt aus einer Laune heraus den Kreis zumachen?

Im Hof vor dem Knust dann endlich die Gelegenheit, mich mit der Freundin A. zu unterhalten, die vor einigen Monaten der Stadt und dem gemeinsamen Arbeitgeber den Rücken gekehrt hat. Gut sieht sie aus: das strahlende Lächeln, das ihr zwischenzeitlich durch den Beruf verloren gegangen war, ist wieder da. So richtig ist mir trotz allem nicht nach Feiern zumute. Ich trinke noch zwei Bier und mache mich auf den Weg nach Hause.

Bis August kein Fußball mehr. Schade.

5 Responses to “Die Saison geht zu Ende”


  • Oh, da haben wir uns wohl verpasst. Vorm Knust war’s sehr entspannt, jedenfalls bis die Armeen Mordors auf der Feldstraße beschlossen, ihr Spielzeug namens Wasserwerfer mal zu testen.

  • Ich habe versucht so viel wie möglich im Fernsehen zu erhaschen.
    Dort (HH1) wurde leider nur sehr viel von der „so tollen“ Public Viewing Party gezeigt. Der Kracher war das nicht.
    Ab 00:15 Uhr konnte man dann im Dritten mindestens mal die Tore sehen.

    So, nun heißt es also im Hufeisen die Zweite Bundesliga stürmen.

    Viel Glück dabei.

    Ps.: Ein Spiel in der 2 BL ein mögliches Ziel für den nächsten Gruppenausflug?

  • Kiki: Oh, die Wasserwerfer habe ich verpasst. Ist ja eine tolle Sache, dass Deutschlands Polizei dieses Wochenende einen gemeinsamen Betriebsausflug nach Hamburg macht, aber haben die keinen etwas legereren Dress-Code?

    Torsten: Von mir aus schon. Müssen wir mal schauen, was wir mit Peter machen. :-) Und Du müsstest Karten besorgen, das stelle ich mir in der Menge schwer vor…

    DerTastsikiTanzendeMeuchelmörder: Nee, war nix. Ändert sich nix, bleibt alles Dritte Liga. Für Dich. Dafür dürft Ihr nächste Saison wieder gegen Rot-Weiß Essen spielen. Wir nicht. Schade.

  • Dabei wollte ich nächste Saison nix Essen!

Comments are currently closed.