Kurzer Sprung in die Achtziger

Es gab vor langeer Zeit mal eine Zeit, in der ich fernsehmäßig nicht nur voll up-to-date, sondern sogar dem bundesdeutschen Mainstream sogar ein wenig voraus war: Die Achtziger. Wir hatten Kabel. Ursprünglich wollte die Deutsche Bundespost das Kabel in unserem Stadtteil nur bis zur Ecke mit der Bushaltestelle verlegen, doch ein paar Nachbarn und meine Eltern bekundeten Interesse und bewirkten dadurch, dass ein paar hundert Meter weiter gebuddelt wurde.

Durch diese Kupferader des Lebens gelangte sehr viel buntes und grelles Fernsehen in unser Haus. Für mich bedeutete das vor allem Zugang zu MTV (für die jüngeren: MTV war früher ein Sender, der Musik spielte. [Gibt es hier überhaupt „jungere“?]), und innerhalb von MTV ganz besonders die Spielshow Remote Control.

Prägende Stunden meiner Jugend verbrachte ich vor der Glotze im Keller-Studio von Ken Ober, der täglich drei Kandidaten durch eine Reihe sehr vergnüglicher Spiele steuerte. Das gab es sonst im Fernsehen nicht. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gab es die „große Samstag-Abend Show für die ganze Familie“ oder das damals heftig diskutierte „Tutti Frutti“ mit seinen pornographischen barbusigen Elementen. Vielleicht gab es noch ein paar Spielshows mehr, aber nichts war wie die täglichen dreißig Minuten Remote Control. Zwar fehlte mir bei vielen Fragen das Wissen über amerikanische Popkultur, aber die Spiele wurden höchst komisch präsentiert.

Sicherlich war das weitgehend geistfreie Unterhaltung ohne den Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, doch wer seine Fernsehbiographie mit den „Drei Fragen aus der Tagesschau“ bei Carrells „Am laufenden Band“ begann, wird die unterhaltsame Belanglosigkeit solcher Fragerunden wie „Dead, Alive or Indian Food“ (Q: Ravi Shankar, A: He’s Alive. Q: Dal Kofta, A: Dead. No, sorry, it’s Indian food) oder „Train, Plane or Insane“ (Q: Spirit of St. Louis, A: Plane. Q: Adolf Hitler, A: Insane) zu schätzen wissen. Dort gab es keine Rundfunkräte, die Einspruch erheben, wenn bei „Beat the Bishop“ Bischöfe (oder Rabbis) durch’s Studio rennen, während die Kandidaten Rechenaufgaben lösen.

Im Internet gibt es bemerkenswert wenig zu dieser Serie. Einen Wikipedia-Eintrag und von dort aus Links zu Seiten, die zumindest ein paar Video-Schnipsel haben.

Wer seine Erinnerungen auffrischen will, möge die Haare toupieren, die Leggins anziehen und sich in diese Zeitmaschine hier bewegen (Link zu den gestreamten Clips ganz unten).

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