Digitale Personenwaage (zu vermeidende Haushaltsgegenstände 4)

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Wir Informatiker wissen, dass es sehr schwer ist, Zufallszahlen zu erzeugen. Das hat etwas damit zu tun, dass Computer deterministisch arbeiten und es somit etwas schizophren ist, zu erwarten, dass ein Algorithmus eine zufällige Zahl ausspuckt.

Doch dieses Problem haben die Konstrukteure meiner Sanitas Personenwaage (Saturn, ca. 30 Euro) in beeindruckender Weise gelöst. Sie schafften es, ein digitales Gerät zu bauen, dass echte Zufallszahlen erzeugt — zumindest, wenn ich mich auf die Waage stelle. In einem Intervall von einigen Kilogramm ist alles möglich: innerhalb kürzester Zeit lassen sich nahezu beliebige Ergebnisse produzieren.

Zum Beispiel gestern. Im ersten Versuch beschied mir das Waage ein Gewicht von 75,1 kg. Das freute mich im ersten Moment, machte mich aber stutzig. Sollte ich über Nacht zwei Kilo abgenommen haben? Also folgt ein zweiter Versuch: 77,5 kg. Wohlgemerkt lag zwischen den Versuchen kein ausgedehntes Frühstück, sondern lediglich ca. 10 Sekunden, die die Waage zum erneuten Einschalten brauchte. Na, 77,5 ist aber ein bisschen viel. Vielleicht kann man sich ja in der Mitte treffen? Aber klar: im dritten Versuch waren es 76,6. Meine Waage hat bestimmt mal ein Praktikum auf einem Basar gemacht. Nun wurde ich neugierig und versuchte es ein viertes Mal: 77,4. Ich verlor die Lust. In Köln hat sich schonmal einer zu Tode gewogen, wie man im Rheinland so schön sagt.

Mir ist ja vollkommen bewusst, dass eine Personenwaage für ca. 30 Euro kein wissenschaftliches Präzisionsinstrument ist, mit dem ich das molekulare Gewicht von Wasser messen kann. Aber wenn die Konstrukteure schon so kühn eine Nachkommastelle ins Display einbauen, dann ist es wohl kaum zuviel verlangt, wenn bis auf diese Nachkommastelle richtig gewogen wird. Ich würde mich sogar auf eine Toleranz von 200 Gramm einlassen, aber 2500 Gramm finde ich doch ein wenig gewagt.

Mich lässt der Gedanke nicht los, dass ich mir einen billigen Klumpatsch ins Haus geholt habe und dass nicht alle elektronischen Waagen so übel sein müssen. Hat jemand Hinweise oder eine Empfehlung für ein besseres Produkt?

6 Responses to “Digitale Personenwaage (zu vermeidende Haushaltsgegenstände 4)”


  • Hm, ich habe nie so recht verstanden wozu man die Dinger überhaupt braucht. Ob ich zu dick bin, sagt mir mein Spiegel. Aber sie sind zugegeben praktisch, bevor man in den Urlaub fliegt: Man kann schon zuhause seinen Koffer wiegen und wird dann nicht am Flughafenschalter mit hässlichen Übergepäckzuschlagforderungen konfrontiert, die schon zuhause ein Loch in die Urlaubskasse reisen.

  • Gibt das Ding zurück!
    1.Argument: es macht mein seelisches Gleichgewicht kaputt
    2.Argument: fehlende zugesicherte Eigenschaft (=keine korrekte Anzeige)
    3.Argument: die von der Waage errechneten Portokosten für ebay-Artikel
    sind nicht korrekt
    4.Argument: ((keine Ahnung, denk dir selber eins aus))

    ;-))

    Gruss Norbert

  • Bei uns zu hause wird das Ding nur von den weiblichen Familienangehörigen genutzt.
    Ich nutze es lediglich,um das Gewicht von Paketen zu ermitteln.
    Das klappt wunderbar.

    Dein beschriebenes Phänomen haben wir allerdings auch, aber nur auf Teppichboden.
    Stellen wir es auf Fliesen, dann sind die Ergebnisse immer gleich, wenn man sich immer gleich drauf stellt – also immer in die Mitte und nicht mal mehr rechts zu den Standfüßen oder mal mehr links.

    Könntest ja Deine Testreihe noch erweitern, vielleicht findest Du dann dein Traumgewicht ;-)

  • Chewee kann die Dinger nicht leiden, sie lügen und betrügen!
    Und sie können das Fell nicht von der Körpermasse subtrahieren!

  • Eine Nobelpreis-verdächtige Forschungsarbeit der University of Cambridige, die vielen von uns Diäten, Selbstverachtung und Schuldgefühle ersparen wird: wir sind nicht zu dick, sondern die Waage steht auf dem falschen Fußboden.

    [ Wissenschaft Online ]: „Die Physiker David MacKay und Jon Pendergast von der University of Cambridge fanden eine Erklärung für das Phänomen, dass Personenwaagen auf Teppichboden ein größeres Gewicht anzeigen als solche, die sich auf glattem Untergrund befinden. Offenbar unterstützt ein dicker Teppich den Boden der Waage und verhindert, dass sie sich durchbiegt. Dieses Durchbiegen bewirkt jedoch normalerweise, dass sich die Hebelarme der inneren Mechanik etwas verkürzen und dadurch weniger Kraft auf das Anzeigeelement ausgeübt wird. Bei Teppichboden sind die Hebelarme entsprechend länger, die Kraft an der Anzeige größer, sodass ein zu großes Gewicht angezeigt wird – bis zu zehn Prozent mehr bei dickem Teppich.“

    Von diesen 10 Prozent lebt nicht nur die „Brigitte“, sondern eine ganze Industrie…

  • Seelenkuss: Das ist brilliant. Ich muss also beim Kauf der nächsten Waage den Händler fragen, ob er weiß, für welche Art Untergrund die Waage gebaut ist? Da kann ich nur hoffen, an einen echten High-End Körperwaagen-Spezialisten geraten zu sein, der mich nicht für einen exzentrischen Spinner hält. :-)

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