Schulfest

Gestern war Schulfest, mein Gymnasium ist in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden und hat sich gefeiert. Ich war lang nicht dort, das Abitur liegt bei mir ja auch schon eher zwanzig als zehn Jahre zurück. Seit 2001 haben auch keine kleinen Geschwister mehr Abitur dort gemacht, sodass es schon eines Ereignisses wie dem Jubiläum bedarf, dass ich mich mal wieder dort blicken lasse.

Habe nun sehr gemischte Gefühle über diesen Tag gestern. Ich war sehr gespannt, das sanierte und umgebaute Gebäude zu sehen, außerdem freute ich mich drauf, ein paar ehemalige Lehrer zu treffen. Zu einigen hatte ich während der Schulzeit ein sehr gutes Verhältnis, und so war auch die Wiedersehensfreude groß.

Grau sind einige geworden, auch ein wenig mehr in die Breite gegangen, als ich sie in Erinnerung habe. Und die Lehrer, die vor 16 Jahren eher die jüngeren waren, gehören nun eindeutig zu den älteren. Schön, dass nun auch neue, junge Lehrer eingestellt werden. Kann mich in meiner Schulzeit nicht daran erinnern, dass mal jemand neu an die Schule kam, der nicht schon vierzig war. Mittlerweile sind die neu eingestellten jünger als ich. Grmpf.

Doch jenseits der Wiedersehensfreude war nicht viel. Die kurzen Gespräche beschränkten sich meistens auf die Fragen nach Wohnort und Arbeit, vielleicht noch nach dem Familienstand oder dem Vorhandensein von Kindern. Sobald ich versuchte, ein wenig mehr zu erzählen, ein wenig ins Detail über den Beruf zu gehen, ließ das Interesse spürbar schnell nach. Schon vor Jahren gewan ich bei ähnlichen Gesprächen mit Lehrern (auch mit Freunden, die Lehrer sind), das Gefühl, dass die Schule ein sehr abgeschlossener Mikrokosmos ist: Es dringt nicht viel rein, es dringt nicht viel raus. Klar gibt es Programme und Ideen, Schule lebensnäher zu machen — aber solange der größte Teil des Lehrkörpers nie etwas außer Schule gesehen hat (von einem Ausflug an die Uni abgesehen), fehlt vermutlich auch der Schatz an eigenen Erfahrungen, die man weitergeben kann. Doch allgemeines Lehrer-Bashing ist fehl am Platz, daher ist der Gedanke hier zu Ende.

Meine Erkenntnis aus diesem Tag? Viele Freunde, die ich sehr lieb habe, kenne ich aus der Schulzeit. Das sind ganz besondere Freundschaften: Die möchte ich auch noch lange hegen und pflegen. Wo aber keine lebendigen Freundschaften geblieben sind, muss man auch nicht krampfhaft welche herbeireden. Irgendwann muss damit auch mal Schluss sein. Vielen ist diese Erkenntnis schon vor längerer Zeit gekommen, ich brauchte dafür ein wenig länger. Jetzt ist sie da. Mal gucken, ob einer in vier Jahren etwas zum zwanzigjährigen macht, ich sehe mich da seit gestern nicht mehr so sehr in der Pflicht.

1 Response to “Schulfest”


  • It’s not just teachers – it’s all academics who have never taken the time to step off the conveyor belt. I have, so I’m allowed to say this. And I don’t teach any more either. I just want to scream at them sometimes – has nobody ever really thought to tell them there’s a whole world out there? It never ceases to amaze me and you see it nearly every day.

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