Steve Jobs bei der Präsentation der iPods im September 2006:
In the US, of all the musical releases in 2006, 32% of them were digital only releases, which means they were not released on a CD.
Dass Jobs die CD von digitaler Musik abgrenzt, wirkt auf den Technik-affinen Menschen seltsam; war es doch die Einführung der CD, die den Übergang von analoger Tonkonserve hin zu einem digitalen Speichermedium markierte. Nun konnte man mit der CD allerdings nicht soviel machen, wie man das mit Musik in aktuellen digitalen Formaten konnte: Computer waren noch nicht leistungsfähig genug und die Speicherkapazitäten zu gering für die 650 MB, die die CD ursprünglich fasste. Die Flexibilität, die heute mit digitalen Daten assoziiert wird, passte für CDs nicht, also werden CDs bis heute nicht als digital wahrgenommen. Außer natürlich bei den CD vs. Vinyl Grabenkämpfen, die hier aber keine Rolle spielen sollen.
Mir ist dieser Widerspruch vor ein paar Jahren aufgefallen, als die ersten iPods Einzug in den Freundeskreis hielten. Jeder der Musik liebenden Freunde war Stunden/Tage/Wochen damit beschäftigt, seine CD Sammlung in ein für den MP3-Spieler verwertbare Form zu übertragen. Es fehlte allerdings ein passendes Verb für diesen Vorgang, mit dem man auch dem Laien verständlich machen konnte, womit man das Wochenende verbracht hat.
Wie die Freundin S. damals sagte: „E. hat das ganze Wochenende Musik digitalisiert.“
Digitalisiert? Nee, die Musik war schon digital, dachten E. und ich als Techniker, nur halt zu platzintensiv. Aber wie nennt man das sonst?
Rippen? Kann sich keiner was drunter vorstellen, außerdem ist das ja nur das bloße Kopieren der CD auf den Rechner, es fehlt das umkodieren in MP3. Herunterrechnen? Dass bei dem Vorgang gerechnet werden muss, versteht nur der, der grob weiß, wie MP3 funktioniert. Komprimieren? Mag ja technisch korrekt sein, aber wegen der Verständlichkeit: s.o. MP3en? Komm, geh nach Hause und sortier Deine „Herr der Ringe“-Sammelkarten.
Mir fiel dieser Tage entkörpern ein, löst man doch die Musik von dem physischen Tonträger. Hat zwar den Vorteil kein Fremdwort zu sein, ist aber eine Ecke zu feuilletonistisch. Vielleicht ist es an der Zeit, ein seit dem Verschwinden der Cassette vernachlässigtes Wort wieder aufzugreifen: überspielen, bzw. als phrasales Verb auf den Computer überspielen. Klingt ein wenig retro und trägt ein wenig Selbstironie — ist also unendlich hip und charmant.
Vorschläge bitte in die Kommentare!
Wie wäre es denn mit „einspielen“? Habe am Wochenende meine Cd-Sammlung in den Rechner eingespielt….damit lebt die Verbindung zum „überspielen“ weiter, deutet aber gleichzeitig auch die Möglichkeit zur Weiterverarbeitung bzw. die gewonnene Flexibilität an.
Wir wäre es mit „migrieren“? Ob jetzt Daten oder Musik aus Format A in Format B übertragen werden ist doch kein so großer Unterschied (Datenmigration, Musikmigration, geht doch…). Oder habe ich hier einen beruflich hervorgerufenen Tunnelblick?
Bruder: Ist OK, aber ich sehe einen Unterschied zu „überspielen“: Klingt mehr nach Datenverarbeitung als nach Musikbehandlung. Der Retro-Charme ist weg.
Achim: Das geht nur, wenn Du vor der Migration ein passendes Fachkonzept vorlegst, in dem die Umkodierung der Daten auf die Zielplattform beschreibst. Wichtig ist, dass die Mapping-Tabellen umfassend vorhanden sind. Natürlich musst Du das Konzept in Hinblick auf ein Vorgehensmodell qualitätssichern lassen, aber das versteht sich ja von selbst.
Was die Frage nach dem Tunnelblick angeht: Ja. :-)
Auf den britischen Inseln wird das Staubsaugen nach dem ersten Hersteller ‚hoovering‘ genannt, daher ganz logisch, dass mir heute morgen eine Kollegin eine CD mit dem Hinweis ‚Musik zum itunen‘ auf den Tisch legte.
ich itune, du itunest, er/sie/es itunet …
Transformatiern!?
Soenke: Du willst mich wohl verapplen? ;-)