Terror 2.0

Diese Sicherheitsgeschichte treibt immer absurdere Blüten. Zuerst waren es nur staatliche Stellen, Fluggesellschaften, Stadionbetreiber und andere Organisationen, die „aus Sicherheitsgründen“ Dinge nicht mehr gestatten, die vorher nie ein Problem waren. Die Generalentschuldigung „aus Sicherheitsgründen“ funktioniert noch viel besser als das „wir wussten ja von nichts“, das ich zum Glück nie von meinen Großeltern zu hören bekam. Warum darf ich meine Zahnpasta nur in einen Tiefkühlbeutel verpackt mit ins Flugzeug nehmen? Aus Sicherheitsgründen. Warum darf ich meine Kamera nicht mit ins Stadion nehmen? Aus Sicherheitsgründen.

Langsam aber sicher setzt ein Bequemlichkeitsdenken ein. Sobald einer die Sicherheitskarte zieht, muss man nicht mehr nachdenken, denn „die Sicherheit“ ist ja das allerhöchste Gut.

Richtig bedrückend hingegen ist es, wenn „Sicherheit“ nicht mehr nur von den oben genannten Institutionen vorgeschoben wird, sondern langsam in den Alltagssprachgebrauch durchsickert. Vorletztes Jahr schrieb ein Kollege eine Mail, in der er darauf hinwies, dass er „aus Sicherheitsgründen“ einige Dateien in unserem Softwareprojekt gelöscht habe. Na gut, wenn’s denn der allgemeinen Sicherheit dient…

Heute morgen gab es in den Nachrichten des Deutschlandfunks eine Meldung zur Freilassung der kolumbischen Wahlkampfmanagerin Rojas:

Ihre gestern freigelassene ehemalige Wahlkampfmanagerin Rojas sagte in einem Rundfunkinterview, sie habe seit drei Jahren nichts von Ingrid Betancourt gehört. Die Rebellen hätten sie aus Sicherheitsgründen getrennt.

Bitte? Aus Sicherheitsgründen? Die Entführer? Klang das etwa so: „Zu Ihrer eigenen Sicherheit trennen wir Sie und die Präsidentschaftskandidatin, damit sie nicht einen Fluchtversuch aushecken, bei dem Sie unter Umständen gefährdet würden?“ Kann man die Entführer vielleicht sogar haftbar machen, wenn sie durch Nichteinhaltung von Sicherheitsvorgaben die Sicherheit der Entführten billigend aufs Spiel gesetzt haben?

Gut zu wissen, dass die allgemeine Wachsamkeit und das Sicherheitsbewusstsein so hoch ist, dass auch bei Entführungen auf die Sicherheit wert gelegt wird.

Anders formuliert: Hey, Deutschlandfunk, bitte mal den Kopf anschalten in der Nachrichtenredaktion und nicht nur Phrasen nachblöken.

1 Response to “Terror 2.0”


  • Nonono!
    Trennung von Gefangene ist weil wenn kommen Militarios um machen befreien Gefangene, die nix kriegen alle. Dann hatte man als Partizan weiter Drückenmittel. Mist warum haben ich geschrieben das!!!
    jetzt bin ich ein risikofaktura für diese Lande und werde gefangen gemacht aus sicherheitsgrunde…moment mal es klingelt an die ture

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