Selbstverständlich habe ich am Freitag vor dem Rechner gesessen und auf das Software Update für Leeloo gewartet. Das Betriebssystem für das neue iPhone sollte am Freitag auch für das Schwesterprodukt, den iPod Touch, ausgeliefert werden. Die Vorfreude war groß: Endlich Applikationen von anderen Herstellern als Apple auf dem Gerät laufen lassen und schauen, welche Kreativität die Entwickler rund um den Globus in den Monaten seit März hatten, um die ganzen feinen Features des Geräts mit eigenen Anwendungen zu nutzen.
Was der über das Wochenende zu Besuch gekommene G. und ich erlebten, war — rundheraus gesagt — gruselig. Mal von den offenbar vollkommen überlasteten Servern abgesehen, die das Herunterladen der Software verhinderten, war das Update-Erlebnis alles andere als vergnüglich. Ich erwarte von Apple genau diesen Tick an Benutzerfreundlichkeit und Usability mehr, dass der Umgang mit dem Elektrogelöt ein Vergnügen und keine Qual ist. Bisher haben die Designer und Ingenieure aus Cupertino mich nicht enttäuscht. Dieses Mal schon.
iTunes zeigte mir an, dass die neue Software-Version 1.1.4 sei (bei mir lief bisher noch die veraltete 1.1.2). Erst nach dem Dücken auf „Update“ stellte iTunes fest, dass eine neue Version da war. Das sollte das Programm selbst herausfinden. Dann bot es mir an, die neue Version zu kaufen. Das tat ich, wurde an den iTunes Music Store weitergeleitet, bezahlte die 8 Euro und erwartete, dass nun der Download losging und die Installation startet. Es passierte: nichts. Ich war wieder an der Stelle in iTunes, an der ich schon vorher war. Der Update Button lächelte mich freundlich und unschuldig an. Eigentlich mag ich keinen Knopf drücken, dessen Betätigung kurz vorher schon in einen Kaufvorgang resultierte. Aus schierer Neugier versuchte ich es dennoch und, voilà, nicht der Kaufprozess startete erneut, sondern die Software wurde heruntergeladen und installiert.
G. und ich haben eine halbe Stunde vor dem Rechner gesessen und überlegt, wie wir ihn zu diesem Update veranlassen können. Da saßen 50 Personenjahre IT-Erfahrung und waren trotzdem wie vor den Kopf gestoßen, dass sich dieses vermaledeite Update nicht sofort erschlossen hat. Diese Art Unlogik bin ich nicht gewohnt von Apple.
Einerseits kann man das Desaster am Wochenende natürlich als einen Ausrutscher bezeichnen, der immer mal vorkommen kann. Sicher wird es auf dem Apple Campus in Cupertino ein paar strenge Ermahnungen gegeben haben, aber trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack: Ist Apple mit dem immensen Ansturm eines weltweiten Roll-Outs eines neuen Produkts schlicht überfordert gewesen? Hier spiele ich auf die zusammengebrochenen Server an: Hunderttausende Neu- und Bestandskunden, die ihre vielen neuen und alten Telefone zeitweise nicht nutzen konnten, weil die Server zur Aktivierung nicht online waren. Das darf nicht passieren. Dem Qualitätsanspruch von Steve Jobs wird es sicher nicht gereicht haben. Ich bin sehr gespannt, welche Lehren Apple aus diesem misslungenen Start ziehen wird. Das war jedenfalls ein Erlebnis, wie ich es bislang eher aus Redmond als aus Cupertino gewohnt bin.
Leider war das kein Ausrutscher. Als ich im April meinen Touch mit Mail und Google Maps ausstaten wollte, war die Benutzerführung wie von Dir beschrieben, unterirdisch. Irdenwie schafft man es am Ende, aber wie? Und zu den Servern: das ist diese Marketing-Fixierung in Cupertino, diese Eitelkeit, plötzlich in allen Ländern dieser Erde das Produkt am gleichen Tag ausliefern zu wollen. Damit man dann sagen kann, man hat schon am ersten Wochenende mehr als eine Million iPhone 3G verkauft. Ob die Kunden das Produkt auch am ersten Tag verwenden konnten, will ja keiner wissen. Als Apple noch weniger erfolgreich war, hat es mehr Spaß gemacht Kunde zu sein. Höchste Zeit, dass sich der Hype abkühlt.