Eine etwas längere Hausmitteilung

Am Tag vor Heiligabend habe ich das Todesurteil des Barmblogs unterschrieben. Es stand zwar nicht wörtlich „Das Barmblog wird hiermit zum Tode verurteilt“ auf den Seiten, aber als ich den Mietvertrag für die neue Wohnung in Köln unterschrieb, stand auch unweigerlich fest, dass mit dem Wegzug aus Hamburg auch meine kleine Stadtteilchronik zu Ende gehen wird.

Wegzug aus Hamburg. Nach neun Jahren. Vor einem Jahr war das noch undenkbar. Was würde mich denn schon veranlassen, aus der schönsten Stadt Deutschlands wegzuziehen? Konnte ich mir nicht vorstellen, hatte ich es mir doch schön eingerichtet hier: Ein Freundeskreis, in dem ich mich geborgen und gut aufgehoben fühle, eine Wohnung die ich liebe, in einem Stadtteil, den ich mag und ein interessanter Job mit guten Kollegen und passender Bezahlung.

Zugegeben: Der Job hatte erste Kratzer bekommen und es zeichnete sich ab, dass da mal eine Veränderung notwendig würde. Nicht, weil es mir bei der Bank nicht mehr gefiel, sondern eher, weil der Bank nach der letzten Fusion Hamburg nicht mehr gefiel und man Mitarbeiter und Aufgaben lieber in Düsseldorf und Frankfurt sehen wollte als in Hamburg. Aber nach fünf Jahren ist vielleicht ohnehin mal ein Wechsel des Arbeitgebers angesagt.

Doch in dem Maße, wie die Zuneigung zur D. nach unserem Kennenlernen in Patagonien immer mehr zu Liebe wurde und die Fahrerei zwischen Hamburg und dem Ruhrgebiet an den Wochenenden immer mehr nervten, wuchs auch die Bereitschaft, über einen anderen Wohnort nachzudenken. Auf einmal schien die Perspektive, in Düsseldorf arbeiten zu können, gar nicht mehr so schlecht. Ist ja nicht so weit von Köln, der Traumstadt der D., entfernt. Kann man pendeln.

So wurden aus ersten Überlegungen ein festes Vorhaben, ein Versetzungsantrag und schließlich die im Dezember abgeschlossene Wohnungssuche.

Nun dauert es nicht mehr lange, bis der Umzugswagen vor der Tür stehen wird, Mitte Februar wird es soweit sein. Das wird schwer, Abschied zu nehmen: Von der Elbe, der Alster, dem Stadtpark, dem Millerntor, Barmbek und so vielen anderen Orten. Und natürlich von den Leuten, die in den letzten neun Jahren einen Platz in meinem Leben gefunden haben. Dazu gehört auch Ihr, werte Leserinnen und Leser.

So betrübt dieser Beitrag bislang auch klingen mag: Gleichzeitig freue ich mich wie doll auf die Abenteuer, die eine neue Stadt und ein neues Umfeld mit sich bringen. Köln war mir bis letztes Jahr nicht so sehr vertraut. Der Rheinländer ja schon, auch wenn es nach insgesamt fünfzehn Jahren in Norddeutschland schon seltsam sein wird, ihn wieder 24 Stunden am Tag um mich herum zu haben.

Diese Zäsur gibt natürlich auch die Gelgenheit, auf drei Jahre Bloggen zurückzuschauen. Es hat mir meistens viel Spaß gemacht und ich bereue nicht, dieses Experiment gewagt zu haben. Das Unerwarteste war für mich, wie wenig anonym das Ganze doch ist. Habe eine Menge sehr interessanter Leute kennengelernt, vor allem durch die wunderbaren K.S.L.-Sessionen, denen ich in der zweiten Jahreshälfte wegen Terminkonflikten leider vollständig fern bleiben musste. Das alles hat meinen Horizont sehr erweitert.

Wie geht es nun weiter? Spätestens, wenn ich mich in Köln eingerichtet habe, stellt sich natürlich auch die Frage, ob ich ein neues Blog eröffnen möchte. Ich weiß es noch nicht. Soviel Spaß es auch macht, so viel Arbeit ist es auch. Einerseits merke ich langsam, dass die Kreativität etwas austrocknet, andererseits werde ich auch eher weniger als mehr Zeit haben: die Pendelei zwischen Köln und Düsseldorf dauert länger als die Fahrt von Barmbek in die Innenstadt. Außerdem will ich ja mehr Zeit mit der Liebsten verbringen.

Bis Februar ist noch ein wenig Zeit, vielleicht gibt es bis dahin noch etwas zu lesen. Ich sage aber auf jeden Fall nochmal Tschüss, bevor ich gehe.

2008 in Fragen und Antworten

Es ist wieder diese Zeit des Jahres. Daher:

1. Zugenommen oder abgenommen?

Gefühlt weniger zugenommen als erwartet. Aber nicht gemessen.

2. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Manchmal frage ich mich, ob ich meine Brille nicht nur aus Eitelkeit trage. Anfang des Jahres auf -0,25/-0,75 gewechselt.

3. Mehr Kohle oder weniger?

Mehr.

4. Mehr ausgegeben oder weniger?

Vermutlich ein wenig mehr. Definitiv mehr Geld in der Gastronomie gelassen als davor. Und mehr für andere bezahlt.

5. Mehr bewegt oder weniger?

Mehr bewegt. Ein wenig mehr Bewegung und eine BahnCard 100 hätte sich gelohnt.

6. Die gefährlichste Unternehmung?

Am 1. Mai in Barmbek wohnen.

7. Der beste Sex?

Oh ja.

8. Die teuerste Anschaffung?

Der neue Fotoapparat, die Canon EOS 50D und das ganze Zubehör dazu.

9. Das beeindruckendste Buch?

Hm. So richtig hingerissen, nachhaltig beeindruckt war ich von keinem Buch. Darf ich stattdessen hier Intellektuellen-Frevel begehen und stattdessen „Lost“ anführen? Das hat mich in den Bann gezogen. Aber heftig.

10. Der ergreifendste Film?

Wall-E.

11. Die beste CD?

Musikmäßig war 2008 sehr beeindruckend: Kettcar, Tomte, PeterLicht und ganz am Ende des Jahres Peter Fox. Das Album des Jahres ist Sylt.

12. Das schönste Konzert?

Death Cab For Cutie in der Großen Freiheit im Juli.

13. & 14. Die meiste und schönste Zeit verbracht mit …?

D.

15. Vorherrschendes Gefühl 2008?

Liebe. Aufbruch.

16. 2008 zum ersten Mal getan?

Entschieden, mit jemandem zusammenzuziehen.

17. 2008 nach langer Zeit wieder getan?

vgl. Nr. 22 und 23.

18. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?

(a) Der eröffnete Wurzelkanal am 2. Januar morgens um halb acht,
(b) Die Mai-Krawalle im Viertel,
(c) Verschiedene Job-Dinge, die hier aber zu weit führen würden.

19. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Mich: Dass dies die Gelegenheit ist, auf die ich sehr lange gewartet habe.

20. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Hihi, das wird erst Anfang des nächsten Jahres überreicht, aber ich verspreche: es wird großartig.

21. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Ein umwerfend schöner Adventskalender.

22. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
23. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

Na, was ist wohl der schönste Satz der Welt?

24. 2007 war mit einem Wort …?

Bewegend.

2007

Zehn Minuten! In nur zehn Minuten!

Wenn Sie vom S-Bahnhof in Barmbek mit zehn Minuten ohne daß Sie am Flughafen noch einchecken müssen dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen am … am S-Bahnhof in Barmbek starten Sie ihren Flug zehn Minuten — schauen Sie sich mal die großen Flughäfen an wenn Sie in Heathrow in London oder sonstwo meines Charles de Gaulle in äh Frankreich oder in äh in … in Rom wenn Sie sich mal die Entfernungen ansehen, wenn Sie Frankfurt sich ansehen dann werden Sie feststellen daß zehn Minuten Sie jederzeit locker in Frankfurt brauchen um ihr Gate zu finden — Wenn Sie vom Flug — äh vom S-Bahnhof starten Sie steigen in den S-Bahnhof Barmbek ein Sie fahren mit der S-Bahn in zehn Minuten an den Flughafen in an den Flughafen Hamburg-Airport dann starten Sie praktisch hier am S-Bahnhof in Barmbek — das bedeutet natürlich daß der S-Bahnhof im Grunde genommen näher an Hamburg an die hamburgischen Stadtteile heranwächst weil das ja klar ist weil aus dem S-Bahnhof viele Linien aus Hamburg zusammenlaufen.

(Nach acht Jahren Bauzeit ist es soweit.)

Die Bäckerkrise in Barmbek Nord

Während seit Anfang Oktober vermeintlich unzerstörbare Banken von einem Tag auf den anderen verschwinden und somit die Finanzarchitektur der Welt neu geordnet wird, hat es im selben Zeitraum auf der Fuhlsbüttler Straße im Bäckereiensegment ähnliche tektonische Verschiebungen gegeben. Beim Rundgang durch das Quartier fiel auf, dass nicht weniger als drei neue Bäcker an die Stelle erfolgloser Vorgängerinstitute getreten sind. Dass mal einer zumacht, klar. Aber drei fast gleichzeitig?

Von Süden nach Norden aufsteigend: Der ehemalige Fuhlebäcker, der ja ohnehin nur wie ein Markenplagiat des Schanzenbäckers wirkte, firmiert nun unter dem Namen Majestic Café.

Der für mich ebenfalls ominöse Sternbäcker, eingepfercht zwischen Lidl und Edeka kurz vor der Ladenzeile des Todes, strahlt nun in Gelb und ist eine Filiale der weltumspannenden Kette „Stadtbäckerei Pinneberg“ (oder so ähnlich) geworden. Pinneberg? Autsch.

Für mich persönlich am Einschneidensten jedoch ist der Rückzug des Hansebäckers aus dem Edeka-Markt (den ja einige Weggzogene immer noch als Spar-Markt bezeichnen. Du weißt, wen ich meine!). Dort hat nun ebenfalls ein anderer Bäcker seine Zelte aufgeschlagen.

Verunsicherung belibt nun vor allem bei den Kunden. Bei dem von mir gern frequentierten Barmbäcker (powered by Dat Backhus) waren am Samstagvormittag gegen 11 Uhr ungefähr 95% der Brötchen verkauft. Man war dort etwas unvorbereitet von dem Kundenansturm, resultierend daraus, dass alle anderen vertrauten Bäcker auf einmal anders heißen. Pragmatischerweise wurde aber direkt Nachschub besorgt. Habe ich auch noch nicht gehabt, dass er Bäcker fragt, ob man ein wenig Zeit hätte, er würde jemanden zum Brötchenholen schicken.

Poldigroschen

Wenn die Kölner wirklich binnen kurzer Zeit 10.000.000 Euro zusammenkriegen müssen, um den Podolski aus Bayern auszulösen, schlage ich vor, rechtzeitig vor dem Höhepunkt der Karnevalssaison eine Sonderabgabe auf’s Bier einzuführen. 5 Cent pro Glas Kölsch und spätestens am Aschermittwoch sollte das Thema erledigt sein.

Gegen Ahlen

Dass RW Ahlen erst dieses Jahr in die zweite Liga aufgestiegen ist und die mitgereisten Fans noch nicht soviel vom rauen Klima in der zweithöchsten Spielklasse des deutschen Fußballs wissen, ja geradezu überfordert wirkten vom guten Abschneiden ihrer Mannschaft (Platz 5!), merkt man vor allem daran, dass sie nach der 2:0 Führung etwa in der 33. Minute anfingen, „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ zu skandieren. Das war der Fehler. Das feuert vor allem die Heimmannschaft an.

Im Nachhinein wäre es natürlich nahezu prophetisch gewesen, mit einem schmissigen „Niemand siegt am Millerntor“ zu antworten, aber dass wir noch vor der Pause zum 2:2 ausgleichen, hätte man — ganz unter uns — nach der ersten halben Stunde auch nicht unbedingt erwarten können.

Bahnsprechung

Immer wieder beeindruckend an der deutschen Sprache ist ihre Präzision im Ausdruck. Dachte sich wohl auch der Zugchef im IC929 am Freitag, als er mit einer Gelenkigkeit im Ausdruck, wie sie nur von Mitgliedern einer Organisation, die Begriffe wie „außerplanmäßiger Halt“ hervorbringt, errungen werden kann, verkündete:

Der Wagen mit der Ordnungsnummer 13 befindet sich heute nicht im Zug und fehlt deshalb. Fahrgäste mit Reservierungen für den Wagen 13, wenden Sie sich an das Zugpersonal zwecks Platzzuweisung.

Identitätsstiftendes Merkmal

Balea Flüssigseife Geruchsnote Honig-Milch — der Duft meiner Generation. Hat doch jeder, oder?

Liebes Amerika

Nun, da Du den W. und seine Kumpels verjagt hast und wir wieder von ganzem Herzen Freunde sein dürfen, kann ich nochmal vielen Dank sagen für die schöne Zeit, die ich letztens bei Dir hatte. War toll, wie immer. Besonders schön ist es ja immer in Deinem Nordosten, im Herbst, wenn das Chlorophyll für die Saison ausgedient hat und Du Dich bunt anmalst:

Und auch in der großen Stadt, in der mit Loch, wie Thees singt. Habe wieder viel gesehen, und vor allem ein paar Dinge, die ich noch nicht kannte. Kannst Du Dir vorstellen, dass ich zwar fast ein Dutzendmal in der Stadt war, aber dieses Mal das erste Mal am Times Square? Naja, ist vielleicht auch nicht so spannend, was sich dort abspielt. Ganz spannend hingegen der Tag in Brooklyn. Genauer gesagt in Dumbo. Warum musst Du Deinen Stadtvierteln immer so komische Namen geben? Noho, Soho, Tribeca, Dumbo — klingt schon etwas komisch. Aber unabhängig vom Namen: Ist ja schon ein wenig seltsam, dass Du diese total attraktive Ecke der Stadt erst jetzt entdeckst, oder? Hat mir auf jeden Fall gut gefallen dort.

Auch mit der Staten Island Ferry bin ich das erste Mal gefahren. Mal ganz ehrlich, Amerika, gibt es eigentlich auch Leute, die auf der Insel aussteigen? Ich meine, aussteigen und das Fährterminal verlassen? Ich hatte nicht den Eindruck. Habe ich etwas verpasst?

Seit ich, wenn ich Dich besuche, nicht mehr bei der Freundin der Mutter, sondern bei dem Freund draußen in der Vorstadt wohne, komme ich auch viel häufiger durch diesen wunderbaren Bahnhof durch. Am Anfang verwirrend, mit seinen Bahnsteigen auf den verschiedenen Ebenen, der riesigen Halle und der auch nicht zu verachtenden Halle eine Etage tiefer, habe ich das Ding mittlerweile doch durchschaut. Ist gar nicht so schwer, wenn man grob weiß, in welcher Richtung die Züge fahren und wo man hin will.

Nur komisch, dass man in dem Bahnhof beim Fotografieren kein Stativ verwenden darf. Kann ich ja verstehen, in der Hauptverkehrszeit, wenn sich die Pendler nur so durch die Halle schieben, aber nachts um zwölf? Stört’s da wirklich so sehr? Falls Du, Amerika, übrigens weißt, wer die blonde Frau ist, die auf dem Foto wie das ruhende Auge mitten im Sturm steht, sag Ihr Bescheid, dass sie ganz und gar zufälig in einem Foto gelandet ist, auf das ich sehr stolz bin.

Wer die Bass spielende Sängerin ist, die an dem Abend mit ihrer Band im Sidewalk Café spielte, habe ich mittlerweile rausgefunden. war auf jeden Fall ein sehr schöner Abend. Gute Musik habe ich gehört, und ein paar ganz schöne Bilder gemacht von den Künstlern.

Ach so, wenn Du Deine Nachbarin Kanada siehst, grüß schön von mir. Habe mich gar nicht mehr gemeldet bei ihr. War auch toll dort. Kannst ihr ausrichten, dass ich die Tage mal einen Brief schreibe.

Viele Grüße

Alexander

PS: Habe mich ja fast nicht getraut, Dir das Foto zu zeigen, aber vor ein paar Tagen im Baumarkt habe ich den Prospekt von kronoply gesehen, irgendeiner Holzfirma. Tu mir einen Gefallen und nimm das nicht so ernst mit dem Freedom Tower aus Holz. Ich wüsste auch zu gern, was die Leute geritten hat, vorzuschlagen, dass man das Nachfolgegebäude der Twin Towers aus Sperrholz bauen könnte. Ist ja auch irgendwie geschmacklos. Aber, vielleicht hilft es Dir, kronoply ist eine schweizer Firma. Also bitte auf die sauer sein, nicht auf uns, OK? Schmatz.

Buchrücken

Ganz angetan von den Fotos bei Anke habe ich mich gestern vor mein Bücherregal gestellt und ein paar Titel zusammengestellt, die mehr oder weniger sinnvolle sprachliche Äußerungen ergeben. Zu blöd nur, dass es so wenig Titel gibt, die mit einem Verb beginnen. Vor allem im Deutschen nicht.

Me Talk Pretty One Day About a Boy In Patagonia.


Musungu Jim and the Great Chief Tuloko
Watching the English Dance Dance Dance.

A Good Man in Africa Playing the Moldovans at Tennis Just for Fun.

Man and Boy Speaking with the Angel On Beauty.